Sehr viele werdende Mütter leiden an der „Schwangerschafts- oder auch Stilldemenz“ – laut Studien mehr als 80 Prozent. Mit einer Demenz im klassischen Sinn hat das Phänomen nichts zu tun. Klar ist aber, es kommt bei Schwangeren und frisch gebackenen Müttern oft zu Gedächtnisproblemen.
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Erste Studie über Schwangerschaftsdemenz

Sehr viele werdende Mütter leiden an der „Schwangerschafts- oder auch Stilldemenz“ – laut Studien mehr als 80 Prozent. Mit einer Demenz im klassischen Sinn hat das Phänomen nichts zu tun. Klar ist aber, es kommt bei Schwangeren und frisch gebackenen Müttern oft zu Gedächtnisproblemen.

Ob das von Schlafproblemen und Sexualhormonen ausgelöst wird, das ist noch nicht erforscht. Ein Team der Universität Salzburg will diese Wissenslücke nun schließen. Es geht um Vergesslichkeit, Verwirrtheit oder sogar Wortfindungsstörungen. Die Fachleute sprechen dabei von einer vorrübergehenden Einschränkung.

„Besonders interessantes Zeitfenster“

Salzburger Forscherinnen wollen nun klären, was dahintersteckt, schildert die Neurowissenschafterin Kerstin Hödlmoser von der Universität Salzburg: „Spannend ist, dass die Schwangerschaft so ein besonderes Zeitfenster ist – was den Hormonhaushalt betrifft.“

Konkret plant das Team eine Längsschnittstudie über einen Zeitraum von zwölf Monaten.

Nach der Erstmessung der Gehirnströme im Schlaflabor folgen fünf Termine im Abstand von drei Monaten, bei denen die Frauen insgesamt zehn Nächte mit Gehirnstrommessung schlafen müssen, so die Wissenschafterin Johanna Gfüllner: „Wir kommen am Abend zu den Frauen und bringen die Messinstrumente an. Dann gibt es einen zweiten Termin – die Experimentalnacht. Zuvor machen die Frauen noch eine Gedächtnisaufgabe. Da lernen sie Wortpaare. Am nächsten Morgen folgt noch ein Abruf dieser Wortpaare.“

Damit sollen Veränderungen in der Gedächtnisleistung erfasst und dokumentiert werden. Dazu kommen Speichelproben, um den Hormongehalt zu messen.

Sehr viele werdende Mütter leiden an der „Schwangerschafts- oder auch Stilldemenz“ – laut Studien mehr als 80 Prozent. Mit einer Demenz im klassischen Sinn hat das Phänomen nichts zu tun. Klar ist aber, es kommt bei Schwangeren und frisch gebackenen Müttern oft zu Gedächtnisproblemen.
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Schwangere Ärztin macht auch mit

Laura ist zum Beispiel im sechsten Monat schwanger. Sie ist selbst Ärztin und gespannt auf die Studienergebnisse – auch wenn ihr bei sich selbst noch keine Schwangerschaftsdemenz aufgefallen sei: „Ich habe bis jetzt noch nichts bemerkt, aber vielleicht wird das noch. Mein Mann behauptet hin und wieder, dass ich vielleicht ein bisschen vergesslicher bin.“

Weitere 40 Frauen gesucht

Noch suchen die Forscherinnen weitere 20 Schwangere und genau so viele Frauen, die nicht schwanger sind, als Vergleichsgruppe. Gelockt wird mit einer Aufwandsentschädigung von 900 Euro, so die Expertin Hödlmoser: „Das Schwierigste ist das Zeitfenster, wo wir die Schwangeren rekrutieren möchten. Es geht um die ersten 13 Schwangerschaftswochen, wo man viele Frauen schwer erwischt.“
Finanziell möglich macht diese aufwendige Studie eine Förderung durch den FWF-Forschungsförderungsfonds. Erste Ergebnisse soll es im Herbst geben.