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Politik

Lungau: Persönlichkeiten vor Parteien

Vor den Gemeindewahlen am 10. März berichtet die ORF-Salzburg-Bezirkstour aus den Gemeinden über Besonderheiten und politische Ausgangslagen: Den Auftakt macht am Mittwoch der Lungau mit mehr als 20.000 Einwohnerinnen von denen mehr als 17.000 wahlberechtigt sind. Persönlichkeiten zählen hier mehr als Parteipolitik.

Gerade in kleinen Gemeinden können sich Mehrheiten schnell ändern, berichten die Ortschefs. Schließlich kennt jeder jeden persönlich, was sich auch bei Wahlen auswirkt. Aktuell sind 14 von 15 Gemeinden des Lungaus in schwarzer Hand, die ÖVP besetzt den Bürgermeistersessel.

Die SPÖ hat in den vergangenen Jahren Mandate verloren. Früher gab es beispielsweise in Mariapfarr, in St. Margarethen oder Muhr SPÖ-Mehrheiten in den Gemeindevertretungen. Heute dominiert auch dort die ÖVP. Die Gemeindewahlen haben im südlichsten Bezirk des Landes jedoch eine Sonderstellung, sagt Politikwissenschafter Armin Mühlböck.

ORF-Bezirkstour startet im Lungau

Sendungshinweis:

Um den Lungau und den Ausblick auf die Gemeindewahlen geht es am 31.1.2024 in der „Radio Salzburg Mittagszeit“ ab 13.00 Uhr.

Politische Ideologie hat wenig Bedeutung

Parteipolitik und Ideologie spielen in der Gemeindepolitik in kleineren Gemeinden, so wie wir sie im Lungau haben, eine total untergeordnete Rolle. „Gemeindewahlen sind Personenwahlen“, betont Mühlböck. Entscheidend ist hier, wer Bürgermeister oder Bürgermeisterin ist.

Traditionell hoch ist auch der Anteil der FPÖ-Wähler im Lungau. So haben die Freiheitlichen bei den Landtagswahlen im Vorjahr in jeder zweiten Lungauer Gemeinde mehr Stimmen erhalten als etwa die ÖVP. Rückschlüsse auf die Gemeindewahlen sind dadurch aber nicht möglich, weil die Gemeindewahlen so stark auf Persönlichkeiten fokussiert sind, betont der Politikwissenschafter. „Ich trete an, nicht um Zweiter oder Dritter zu werden, sondern um ganz vorne zu stehen. Das Ergebnis von der Landtagswahl war natürlich sehr erfreulich. Das kann man jetzt nicht ganz mit der Bürgermeisterwahl vergleichen, was eine Persönlichkeitswahl ist“, sagt dazu der Tamsweger Bürgermeisterkandidat Ed Egger (FPÖ).

Thomatal setzt auf einzige, parteiübergreifende Liste

Thomatal hat dabei eine besondere Stellung im Bezirk mit lediglich einer gemeinsamen, parteiübergreifenden Liste. „Gemeinsam für Thomatal“ hat 100 Prozent der Stimmen bei der Wahl 2019 erreicht. Bei knapp 360 Einwohnern sei es besser, wenn es keine Aufspaltung in verschiedene Lager gibt, lautete das Argument für die Gründung.

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Großprojekt führte zu Listengründung in St. Margarethen

Neu antreten wird heuer erstmals eine neue Liste in St. Margarethen, die sich im Widerstand gegen ein Hotel-Großprojekt im Ort gebildet hat. „Wir stehen keiner Partei nahe. Wir sind parteilos. Wir haben natürlich grüne Ideen dabei und auch Leute, die sich früher bei den Grünen engagiert haben, aber wir sind durch die ganze Bandbreite, alle Parteien irgendwie vertreten, alle Meinungen“, sagt Barbara Lanschützer von der „Liste für St. Margarethen“

Bisher waren in St. Margareten ÖVP und FPÖ in der Gemeinde vertreten Mit der dritten Liste soll die Bevölkerung schauen, wer das beste Angebot bietet, wer für die Menschen am meisten machen kann, sagt dazu der Bürgermeister von St. Margarethen Johann Lüftenegger (ÖVP).

Menschen mit Arbeitsplätzen im Bezirk halten

Der Lungau kämpft mit Abwanderung. Um die Jungen in der Region zu halten, hat unter anderem das Land Salzburg hier Arbeitsplätze geschaffen und in Tamsweg das Landesabgabenamt neu eröffnet. 13 Beschäftigte arbeiten jetzt hier und nicht mehr in der Stadt Salzburg. Bis zu 25 Jobs sollen so in den Lungau zurückkommen.

In der Marktgemeinde Tamsweg, dem Sitz der Bezirkshauptmannschaft, sind ÖVP, FPÖ und SPÖ in der Gemeindevertretung. Alle drei Parteien stellen sich am 10. März wieder der Wahl. Der Tamsweger Bürgermeister hat erst im vergangenen September die Amtsgeschäfte von seinem Vorgänger übernommen. „Politisch gesehen bin ich natürlich als Gemeindepolitiker nicht so bekannt, das hat aber auch wieder den Vorteil, dass man wenig voreingenommen in die Thematik hineinsteigen kann“, sagt der neue Tamsweger Bürgermeister Wolfgang Pfeifenberger (ÖVP).

Gut 1.000 Quadratkilometer ist Salzburgs südlichster Bezirk groß

Mariapfarr gegen Bezirkstrend gewachsen

Auch in Mariapfarr treten heuer wieder ÖVP, SPÖ und FPÖ an. Im Ort ist es gelungen, gegen den Bezirkstrend, dass die Bevölkerung gewachsen ist. Innerhalb von zehn Jahren sind so 150 Menschen dazugekommen", sagt der Bürgermeister von Mariapfarr Andreas Kaiser (ÖVP). „Man hat schon seit Corona feststellen müssen, dass der Egoismus, das eigene Ich, das eigene Fortkommen einen ganz hohen Stellenwert hat und man selten hinterfragt, was heißt das für die Allgemeinheit“, so Kaiser.

Lungau als Standort für Windenergie entscheidend

Der Lungau bietet viele natürliche Ressourcen, darunter auch günstige Standorte für Windenergie. Bisher sind alle Vorhaben gescheitert – am Widerstand in den Gemeinden, am Nein des Tourismus, aber auch an fehlender Unterstützung des Landes. „Wir müssen wissen, dass technisch, wirtschaftlich betrachtet zwei Drittel des Windenergiepotenzials im Bundesland im Lungau zu Hause ist. Ohne den Lungau wird dieses Potenzial für die Erreichung der Klima- und Energieziele des Landes sicher nicht gehoben werden“, sagt der Obmann der Salzburger Ökostrombörse Franz Kok.