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ORF.at/Georg Hummer
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Soziales

VinziDach: 130 Obdachlose wieder integriert

„Housing first“ nennt sich das Modell, das international längst etabliert ist und innerhalb von zwölf Jahren auch in Salzburg 130 Menschen von der Straße zurück in geregelte Verhältnisse geholfen hat. Die Grünen wollen die Bemühungen der Hilfsorganisation VinziDach nun auch in der Salzburger Wohnbauförderung verankern.

Eine eigene Wohnung und professionelle Betreuung durch Sozialarbeiter, sind zwei entscheidende Faktoren auf dem Weg aus der Obdachlosigkeit zurück in die Gesellschaft – Davon sind die VinziDach-Mitarbeiter überzeugt. Die Teilorganisation, der aus der von Pfarrer Wolfgang Pucher in der Steiermark gegründeten Vinzenzgemeinschaft Eggenberg, VinziWerke hat in den vergangenen zwölf Jahren auf diese Art 130 obdachlose Menschen in Salzburg dauerhaft wieder von der Straße geholt.

Eigene Wohnung und stabiles soziales Netz bieten

„Wir schauen, dass die Personen von der Straße unmittelbar in die eigene Wohnung kommen, bauen in dem Zeitraum eine Beziehung zu ihnen auf und begleiten die Personen dann vier Jahre lang in der eigenen Wohnung“, erklärt Sozialarbeiter Peter Linhuber von VinziDach Salzburg. Die ehemals Wohnungslosen erhalten auch ein stabiles soziales Netz, schildert ein Betroffener. „Da finde ich für mich selber einen Weg, wo man mit anderen Menschen zusammenkommen darf, wo man sich zusammenfindet und als Mensch wahrgenommen wird“, sagt der Salzburger Harald Pokorny.

VinziDach: 130 Obdachlose wieder integriert

„Unterstützung in fast jeder Hinsicht“

„Sie nehmen sich wirklich für Dich Zeit und gehen auf ein Persönliches ein. Also sie sind nicht nur für Wohnungen da, sondern eben, wenn du Stress mit dem AMS hast oder irgendwas mit Geld ist, für das Sozialamt oder andere Sachen wie Arbeit suchen. Sie unterstützen einen eigentlich in fast jeder Hinsicht“, schildert der ehemals Wohnungslose Ralph Huemer. Ohne Obdach zu sein ist für die Betroffenen auch anstrengend. „Weil man immer überlegen muss, wo kann man schlafen und wo kann man sein“, erinnert sich Huemer an Zeiten in denen er auch direkt auf der Straße schlafen musste.

Vernissage und Autorenlesung zum Thema Wohnen

Einige VinziDach-Schützlinge haben sich Themas „Wohnen“ nun auch künstlerisch angenommen und an diesem Wochenende zur Vernissage ins Cafe Shakespeare im Salzburger Andräviertel samt Lesung des Bestsellerautors Marcus Ostermair geladen. „Ich glaube schon, dass es zumindest eine Aufgabe der Literatur ist, den Perspektivwechsel möglich zu machen – an den Rand der Gesellschaft, in andere Identitäten, Kulturen und so weiter“, sagt Ostermair, der den Roman „Der Sandler“ geschrieben hat.

Fotostrecke mit 5 Bildern

VinziDach-Vernissage
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Selbstporträt „Was ein Dach ausmacht“
VinziDach-Vernissage
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Besucher der Vernissage und Autorenlesung im Cafe Shakespeare
VinziDach-Vernissage
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Sich auf Augenhöhe zu begegnen ist nicht nur für ehemals Wohnungslose wichtig
VinziDach-Vernissage
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Schriftsteller Marcus Ostermair liest aus seinem Roman „Der Sandler“
VinziDach-Vernissage
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Landtagsabgeordnete Martina Berthold (Grüne) und Bürgermeister-Kandidat Florian Kreibich (ÖVP) bei der Vernissage

Grüne: Modell mit Wohnbauförderung unterstützen

In Wahlkampfzeiten vor der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl im März erhält das VinziDach-Modell auch politische Unterstützung. So wollen es die Grünen in der neuen Salzburger Wohnbauförderung verankert sehen: „In der Praxis schaut es so aus, dass bei großen Wohnanlagen eine Wohnung zur Verfügung gestellt wird, wo Menschen, die obdachlos sind oder Wohnungsnot haben, zwei, drei, vier Jahre betreut werden. Das Wichtige ist, sie haben einen eigenen Mietvertrag und einen eigenen Wohnungsschlüssel“, sagt Landtagsabgeordnete Martina Berthold (Grüne). Ob sich andere Parteien dieser Forderung anschließen, ist zwar noch ungewiss. Auf dem Weg vom Wunsch zur eigenen Wohnung ist einstweilen das städtische Wohnservice ein verlässlicher Partner, der dem VinziDach-Projekt leistbare Mietwohnungen für ehemals Obdachlose vermittelt.