„Lucio Silla“ 2024 im Salzburger Landestheater
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Kultur

Dystopischer „Lucio Silla“ im Landestheater

Eine Mozartoper abseits großer Klassiker wie „Hochzeit des Figaro“ oder „Zauberflöte“ bringt derzeit das Salzburger Landestheater mit „Lucio Silla“ auf die Bühne. Mozarts mit nur 16 Jahren komponiertes Frühwerk überzeugt hier in einer dystopischen Inszenierung.

Es ist die Geschichte einer gekippten Republik. Der römische Diktator Lucio Silla hat die Macht an sich gerissen und regiert tyrannisch über Rom. In diesem historisch belegten Setting siedelt Wolfgang Amadeus Mozart die dramatische Liebesgechichte an, in der durch Verbannung und Krieg getrennnte Liebende versuchen einander wiederzufinden.

Die Regie versetzt das antike Drama am Landestheater in eine düstere und bedrohliche Zukunftsvision. Silla agiert in einem totalen Überwachungsstaat. „Dieses Bild, dass ein Staat, eigentlich die Demokratie nicht mehr da ist und man den Diktator eigentlich nur noch schützen kann, indem man jede Revolution oder jeden Gegner ausschaltet, das ist heute leider überall zu sehen. Deswegen ist es leider schon heute und nicht Zukunft“, sagt Regisseurin Amelie Niermeyer.

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„Lucio Silla“ 2024 im Salzburger Landestheater
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Hosenrolle mit weiblichen Attributen

Auch die Figurenzeichnung ist wenig historisch. Die Hosenrolle des Cecilio wird nicht ihrer weiblichen Attribute beraubt, es entsteht eine Geschichte starker Frauenfiguren: „Der Cecilio ist eine Hosenrolle, aber er ist natürlich nur für den Sopran geschrieben. Wie diese beiden Frauen sich wehren gegen diesen Staat und ihre Liebe behaupten, also so starke Frauenfiguren findet man selten in irgendeiner Oper. Das finde ich ganz wunderbar zu inszenieren“, sagt Niermeyer.

1773 in Mailand uraufgeführt, mit erst 16 Jahren komponiert, ist „Lucio Silla“ Mozarts zweiter Beitrag zur Gattung der strengen Formen folgenden Opera Seria, der ernsten italienischen Oper: „Mozart mit seiner Musik macht das Ganze in einer anderen Dimension. Natürlich ist es keine normale Opera Seria, aber ich würde sagen, das Ziel von Mozart war eine ganz normale traditionelle Opera Seria zu schreiben“, sagt der musikalische Leiter Carlo Benedetto Cimento.

Dystopischer „Lucio Silla“ im Landestheater

Machtdemonstration mit tragischem Ende

Nicht den Vorgaben folgt übrigens das Ende der Inszenierung. Das obligate Happy End entfällt. Statt mit Rücktritt und Begnadigung endet „Lucio Silla“ im Salzburger Landestheater mit einer Machtdemonstration des Diktators und einem tragischen Ende für die beiden Protagonistinnen.