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Suche nach Uni-Rektor: „Kandidatin hat abgeschrieben“

Die Universität Salzburg untersucht nun einen Plagiats-Verdachts gegen eine ehemalige Kandidatin um den Rektorsposten in Salzburg. Viola Heutger war vor dem Neustart der Ausschreibung die einzige Bewerberin, die übriggeblieben war. Der Salzburger Plagiatsforscher Stefan Weber erhebt nun Vorwürfe gegen ihre Doktorarbeit. Diese sei zum Teil abgeschrieben.

In der Arbeit seien umfangreiche Textstellen abgeschrieben, ohne die Zitate kenntlich gemacht zu haben, sagt Weber. Ganze Passagen in ihrer Dissertation aus dem Jahr 1998 an der rechtswissenschaftlichen Fakultät in Salzburg soll Viola Heutger aus Büchern oder Zeitungsartikeln abgeschrieben haben. Insgesamt bei 23 Prozent (fast einem Viertel) des Textes habe die Prüfsoftware angeschlagen, sagt der Plagiatsforscher Weber. Darunter seien allerdings auch gekennzeichnete Zitate.

Uni: Vorwürfe rasch, gründlich prüfen

Den tatsächlichen Plagiatsanteil schätzt Weber dennoch auf mehr als zehn Prozent in dieser Dissertation. Weber hat seine Ergebnisse nicht nur auf seiner Website öffentlich gemacht, sondern auch die Universität Salzburg informiert.

Zu lesen auf Webers Website:

„… Heutger hat in ihrer Dissertation sogar den Papst und ‚Die Welt‘ plagiiert …“

Deren geschäftsführender Rektor Martin Weichbold betont, dass die Uni die Vorwürfe rasch, gründlich und transparent aufklären werde. Nach einer Prüfung durch die Rechtsabteilung werde voraussichtlich eine universitätsinterne „Kommission für gute wissenschaftliche Praxis“ das mutmaßliche Plagiat untersuchen. Anschließend werde über allfällige Konsequenzen entschieden, so Weichbold.

Bisher kein Kommentar von der Juristin

Heutger selbst hat zu den Vorwürfen gegenüber dem ORF noch keine Stellungnahme abgegeben. Die 52-Jährige war Mitte Dezember die letzte Kandidatin für den Rektorsposten in Salzburg, die nach langen Streitigkeiten übriggeblieben ist. Allerdings bestellte der Universitätsrat die Kandidatin kurz vor Weihnachten nicht für den Job, sondern startete die Ausschreibung neu.

Weber sagt, er habe sich die Dissertation Heutgers wegen des Rechtsstreits rund um die Rektorenbestellung Mitte Dezember ausheben und digitalisieren lassen. Dass er so viele mutmaßliche plagiierte Stellen fand, habe ihn selbst überrascht, so Weber.

In der Habilitation der 52-jährigen Juristin seien nämlich keine Plagiate zu finden gewesen. Der geschäftsführende Rektor Weichbold betont zu der Untersuchung: „Im Sinne eines fairen Verfahrens ist es mir wichtig festzuhalten, dass zum aktuellen Zeitpunkt keine inhaltlichen Aussagen zu den Vorwürfen getroffen werden können.“