Betriebsversammlung in Windhager Zentralheiungswerk
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Wirtschaft

Insolvenzverwalter: „Berechtigte Chancen“ für Windhager

Im Insolvenzverfahren um den Heizungshersteller Windhager in Seekirchen (Flachgau) sieht Insolvenzverwalter Helmut Hüttinger „berechtigte Chancen“ auf einen Weiterbestand des Traditionsunternehmens. Dazu müssten alle Beteiligten aber bei einer Lösung mithelfen, sagte er am Dienstag bei einer Betriebsversammlung.

Die Stimmung bei der Versammlung im Windhager-Hauptwerk in Seekirchen war gedrückt. Knapp 300 Menschen arbeiten alleine hier. Es sind gut bezahlte und hochqualifizierte Industrie-Arbeitsplätze. Insgesamt hat Windhager rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Masseverwalter und Geschäftsführung informierten die Belegschaft am Dienstag über die nächsten Schritte. Man hofft auf rasche Entscheidungen und auf einen Weiterbestand des 102 Jahre alten Traditions-Unternehmens.

„Ich glaube, es bestehen berechtigte Chancen“, sagte dazu Insolvenzverwalter Hüttinger. „Es werden sehr gute und intensive Gespräche geführt. Ich habe großen Wert darauf gelegt, dass die notwendigen Entscheidungen sehr rasch getroffen werden. Das heißt: Wir werden sicher in der nächsten Woche schon wesentlich mehr wissen.“

Masseverwalter sieht „berechtigte Chancen“ für Windhager

Ausständige Gehälter sollen von Insolvenzfonds kommen

Bei den ausständigen Dezember-Gehältern für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „ist es eine klare Regelung, dass der Insolvenzausgleichsfonds diese Auszahlungen übernimmt. Da sind die Maßnahmen entsprechend eingeleitet“, sagte Windhager-Geschäftsführer Stefan Gubi.

Allein um die Löhne und Gehälter der insgesamt rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sichern, sind monatlich an die drei Millionen Euro notwendig, weiß Gubi. Hier werde die Eigentümerfamilie Windhager auch Geld einsetzen.

Windhager Firmenlogo auf Werksgebäude
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Für eine Fortführung von Windhager müssten „alle zusammenarbeiten“, sagt Masseverwalter Hüttinger

Investoren benötigt

Das klare Ziel bei Windhager ist es, das Unternehmen vor allem auch mit Hilfe von Investoren zu sanieren: „Wir brauchen alle Beteiligten, dass sie an der Lösung mithelfen“, sagt Insolvenzverwalter Hüttinger. „Das fängt bei der Eigentümerfamilie an, das geht aber auch zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und auch zu den Kunden, dass sie einer Firma, die es jetzt seit hundert Jahren sehr erfolgreich am Markt gibt, auch die Treue halten. Wenn alle zusammenarbeiten, dann kann’s gelingen.“

Dass auf diese Weise ein Konkurrent am Heizungsmarkt einen Mitbewerber „wegkauft“, diese Gefahr sei allerdings „immer gegeben“, räumt auch Hüttinger ein. Das Plus von Windhager sei, dass viel da sei, die Lager seien voll, die Heizkessel zur Auslieferung bereit.

AMS geht derzeit nicht von Kündigungen aus

Beim Arbeitsmarktservice geht man aktuell nicht davon aus, dass es bei Windehager zu Kündigungen kommt, auch wenn alle Mitarbeiter vorsorglich dafür angemeldet worden seien. Und selbst wenn es zu Kündigungen käme, gäbe es im Flachgau genug offene Jobs, sagt Manuela Seidl vom AMS: „Salzburg-Umgebung hat derzeit 2,3 Prozent Arbeitslosigkeit. Wir haben sehr viele offene Stellen.“

Einbruch bei Pellets-Heizungen, Großinvestition in Pinsdorf

Mittlerweile werden auch die Gründe für die Insolvenz von Windhager deutlich: zum einen das neue Gebäude-Energie-Gesetz in Deutschland, das Pellets-Heizungen fast verunmöglicht hat, zum anderen auch ein 100-Millionen-Euro-Investition in ein neues Wärmepumpen-Werk in Pinsdorf bei Gmunden (OÖ). Dort stehen die Bauarbeiten ja still.

Windhager Werk in Pinsdorf (OÖ) im Rohbau bei Regen
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Die Bauarbeiten bei dem geplanten 100-Millionen-Euro Windhager-Werk in Pinsdorf bei Gmunden stehen still

Die Geschäftsführung sprach am Dienstag von einer fatalen Kombination aus all diesen Faktoren: Wenn man die Glaskugel gehabt hätte, die einem die Chance gibt, all diese Dinge in aller Klarheit vorauszusehen, dann hätte man gewisse Entscheidungen nicht getroffen. Aber es ist immer sehr einfach, im Rückspiegel blickend Dinge neu zu bewerten und zu sehen." Die erste Tagsatzung im Insolvenzverfahren ist am 29. Jänner. Bis dahin sollen wesentliche Fragen zu einer möglichen Fortführung des Unternehmens geklärt sein.

Betriebsrat hoffte auf „möglichst keine Kündigungen“

Martin Laimer, Betriebsrat der Windhager-Vertriebsgesellschaft, hatte im Vorfeld der Betriebsversammlung gesagt: „Die ganze Situation kommt für alle MitarbeiterInnen natürlich überraschend. Hier muss der Masseverwalter im Insolvenzverfahren die Lage genau abklären. Denn er hat Einblick in die Zahlen. Wir hoffen natürlich, dass es möglichst keine Kündigungen gibt. Hier kann man noch nichts Konkretes sagen. In einem Sanierungsverfahren wird sich die eine oder andere schmerzliche Maßnahme aber wohl kaum vermeiden lassen. Was da aber genau auf uns zukommt, kann man derzeit noch schwer einschätzen.“

Bisher habe aber noch kein Einziger der MitarbeiterInnen gesagt, dass er oder sie von sich aus kündigen will, betonte Laimer: „Noch sind wir guter Dinge, dass die Sanierung erfolgreich ist. Was die ausstehenden Dezembergehälter und -löhne betrifft, haben wir bei der Betriebsversammlung eine Spezialistin der Arbeiterkammer Hallein dabei. Sie wird erklären, wie so ein Verfahren genau abläuft. Davon erwarte ich mir doch sehr viel Klarheit. Schließlich haben wir ja sehr viele MitarbeiterInnen, die schon viele Jahre im Unternehmen arbeiten. Und hier vertraue ich doch darauf, dass klarer wird, wie sich das Ganze weiter eintwickelt.“