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Wissenschaft

Bohrkerne öffnen Fenster zur Vergangenheit

Die Erkundungsbohrungen für den S-Link liefern auch ein detailliertes Bild des geologischen Untergrunds in der Stadt Salzburg. Demnach ist die Landeshauptstadt großteils auf Ablagerungen der letzten Eiszeit gebaut.

Insgesamt 90 Bohrungen wurden heuer im Stadtgebiet Salzburg abgeteuft. Bis zu 75 Meter tief reichen sie in das Salzburger Becken. Sie dienen der Erkundung für den geplanten S-Link. Hier in der Nonntaler Hauptstraße am Fuße des Festungsberges finden sich sehr unterschiedliche Ablagerungen.

Erkenntnisse aus 3.000 Laufmetern Sediment

Im Messezentrum lagern die Bohrkerne und werden von GeologInnen weiter untersucht. Insgesamt 3.000 Laufmeter wurden erbohrt und werden penibel dokumentiert. In der letzten Eiszeit vor mehr als 2.0000 Jahren erreichte der Salzachgletscher in der Stadt Salzburg eine Mächtigkeit von 900 Metern.

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Nach dem Abschmelzen entstand ein 30 Kilometer langer und bis zu 100 Meter tiefer See, der innerhalb von nur 800 Jahren mit Schotter, Schluff und Ton verfüllt wurde. Die Salzburger Geologin Michaela Maislinger sagt: „Der erste Test, ob wir da jetzt Sand, Schluff oder Ton haben, ist mit dem Messer. Wenn es knirscht, dann ist da noch Sand drinnen. Wir gehen mit der Bohrung von oben nach unten auch in der Zeit zurück. Wir haben hier die Ablagerungen vom eiszeitlichen See, die sind ungefähr 15.000 bis 19.000 Jahre alt."

„Hier sehen wir die vom Gletscher hinterlassene Grundmoräne, die ist bis 100.000 Jahre alt. Und wenn wir hier jetzt noch ein paar Meter nach unten gehen, im anstehenden Felsen, da haben wir einen großen Zeitsprung. Der anstehende Felsuntergrund ist bis zu 200 Millionen Jahre alt“, sagt Geologe Bernhard Humer. Träufelt man Salzsäure auf den Kalkstein, entsteht Kohlendioxid und es bildet sich Schaum. Im Stadtgebiet von Salzburg befinden sich die nördlichsten Ausläufer der Kalkalpen.

Spuren des Meeres im Mönchsberg

In den Kavernen des Festungsberges kann man die Spuren der Gebirgsbildung sehen. Kalkskelette von Meeresorganismen lagerten sich in einem flachen Ozean ab und wurden durch die Kontinentaldrift nach Norden geschoben. „Man sieht hier sehr schön an der Felswand, dass dieses Gestein durch die Gebirgsbildung sehr in Anspruch genommen ist. Und man hat hier zum Beispiel auch dazwischen diese Kluftletten, wo sich das alles einmal bewegt hat“, so Humer.

Die vielen Bohrkerne bestätigen, was Baumeister aller Epochen leidvoll erfahren mussten: die Bischofsstadt Salzburg wurde nicht auf Felsen, sondern auf Sand gebaut.