Medikamente
ORF.at/Georg Hummer
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Politik

Medikamente: Kritik an Schikanen für Schwerkranke

In Salzburg gibt es massive Kritik an einem neuen Beschluss von ÖVP und Grünen im Nationalrat, wonach Medikamente künftig bewertet werden und über das Gesundheitssystem nur noch eingeschränkt erhältlich sein sollen. Es würden dann Ökonomen und nicht Ärzte entscheiden – zum Beispiel über teure Krebstherapien, heißt es.

Es geht bei dieser Debatte um das so genannte „Bewertungsboard für Medikamente“, das nun das Wiener Parlament mit schwarz-grüner Mehrheit der Regierungsparteien abgesegnet hat. Der Salzburger Krebs-Spezialist Richard Greil und Gesundheitslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) befürchten massive Verschlechterungen für schwerkranke Patienten.

Bisher haben behandelnde Ärzte über den Einsatz des jeweiligen Medikaments entschieden, künftig soll das österreichweit das neue „Bewertungsboard“ machen.

„Patienten werden früher sterben“

Die Folgen liegen für den Salzburger Krebs-Spezialisten Richard Greil auf der Hand: „Man muss damit rechnen, dass die neuesten Therapien sehr spät kommen werden. Die Menschen werden früher sterben, wenn das Gesetz nicht mehr verändert wird.“

Das Gesetz hätte in der vorliegenden Form nie beschlossen werden dürfen, ist der Experte überzeugt. Es sei der Versuch, die ökonomischen Gesichtspunkte über das Wohl der Patienten zu stellen. Der Preis eines Medikaments dürfe nur dann eine Rolle spielen, wenn mehrere Medikamente gleichwertig seien, sagt der Onkologe und Primarius Greil.

VP-Landesrätin gegen Parteifreunde in Nationalrat

Politisch wird der Mediziner von der zuständigen Salzburger Landesrätin Daniele Gutschi unterstützt: „Wenn man nur noch gesundheitsökonomische Gesichtspunkte in Betracht zieht und nicht mehr ethische Werte der Ärzte, dagegen verwehre ich mich ganz klar.“

Wiener Regierungspolitiker bei ÖVP und Grünen versprechen sich durch diesen Teil der Gesundheitsreform einen „effizienteren Einsatz des vorhandenen Geldes“.

Facharzt Greil hofft auf Hilfe aus Salzburg

Medikamente würden Gesundheitssystem bundesweit rund fünf Prozent der Gesamtkosten ausmachen, Krebs-Behandlungen zählten zu den teuersten, sagt Mediziner Greil: „Ein großer Teil der Patienten ist auf diese neuen Medikamente angewiesen. Wir können nur darauf hoffen, dass sie diese auch bekommen, weil sie signifikant länger leben.“

Greil setzt darauf, dass die schwarzblaue Landesregierung das neue Bundesgesetz abmildert. Das sei rechtlich möglich, ist der Primarius überzeugt: „Das ist eine sehr fundamental ehrenhafte Aufgabe der Salzburger Landesregierung. Ich glaube, dass sie das tun wird.“