Der jüngere Mann legte ein Geständnis ab und bekannte sich zu einer Körperverletzung mit tödlichem Ausgang. Er bekam die höhere Strafe und wollte bis zuletzt nicht sagen, wo er die Leiche des Irakers ablegte – angeblich irgendwo auf einem Feldweg. Sein älterer Bruder stritt bis zuletzt alles ab. Ihm glaubten die Geschworenen auch nicht.
„Tödliche Rauferei im Stiegenhaus“
Der jüngere Ungar erklärte vor dem Geschworenengericht, er sei an jenem 2. Jänner nach der Verkaufsabwicklung mit dem Iraker im Stiegenhaus des Salzburger Mehrparteienhauses, in dem sie gewohnt hatten, in Streit geraten. Bei der anschließenden Rauferei sei der Mann ums Leben gekommen. Er habe die Leiche in den Kofferraum des abgekauften Autos gelegt und diese außerhalb der Stadt Salzburg ausgeladen, er wisse aber nicht, wo das gewesen ist. Der ältere Bruder des Beschuldigten sagte, er habe die Rauferei nicht beobachtet. Er habe weder das Auto geraubt noch mit dem Tod des Irakers etwas zu tun.
BMW um 17.000 Euro im Web angeboten
Der 26-jährige, bisher unbescholtene Erstangeklagte und sein in Ungarn vorbestrafter Halbbruder wohnten zur Tatzeit in einer Wohnung im Salzburger Stadtteil Elisabeth-Vorstadt. Den Ermittlungen zufolge hatte der Iraker seinen BMW-SUV seit Oktober 2022 um 17.000 Euro im Internet zum Kauf angeboten. Die Halbbrüder bekundeten zum Jahreswechsel ein Kaufinteresse.
Schwere Vorwürfe der Staatsanwaltschaft
Laut Staatsanwältin Elena Haslinger wurden der Kauf und die Übergabe des Wagen in einer Tiefgarage beim Salzburger Hauptbahnhof (Elisabeth-Vorstadt) abgewickelt. Die beiden Ungarn sollen bereits zuvor den Entschluss gefasst haben, den Wagen zu rauben. Es sei davon auszugehen, dass der Iraker im Zuge der Übergabe des Fahrzeuges an die Angeklagten zu Tode gekommen ist. Dabei sei ihm auch die Armbanduhr geraubt worden. „Seit 330 Tagen gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihm“, gab Haslinger zu bedenken. „Die Leiche wurde an einen unbekannten Ort gebracht.“
Laut Staatsanwältin gab es keine Anzeichen dafür, dass der Mann sein Leben habe beenden wollen. Die letzten Standortdaten des Handys des Irakers wurden am Nachmittag des 2. Jänner in der Elisabeth-Vorstadt ermittelt. Weitere Erhebungen ergaben, dass die beiden Ungarn von Nußdorf am Haunsberg bis Großgmain (beide Flachgau) herumgefahren sein dürften.
Bisher keine Leiche, aber Blutspuren
Eine Suche nach der Leiche durch Polizisten, Spürhunde, Drohnen und Hubschrauber brachte keinen Erfolg. Das Auto wurde am 17. Jänner sichergestellt. Im Kofferraum wurden Blutspuren des Irakers entdeckt. Im Innenraum des Wagens lag die Armbanduhr des Vermissten, darauf haften DNA-Spuren des Erstangeklagten, so die Staatsanwältin.
Weitere Blutspuren des Opfers wurden auf einem Handtuch in der Wohnung in der Stadt Salzburg bei einer Hausdurchsuchung am 19. Jänner sichergestellt, in der die beiden Ungarn gewohnt hatten. Der Erstangeklagte wurde am 21. Jänner festgenommen, sein Halbbruder im Februar. Das Delikt schwerer Raub mit Todesfolge ist mit einer Freiheitsstrafe von zehn bis 20 Jahren oder mit lebenslanger Freiheitsstrafe bedroht.
Urteil noch nicht rechtskräftig
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Zweitangeklagte hat bereits Berufung angemeldet, sein geständiger Bruder will es sich noch überlegen. Auch die zuständige Staatsanwältin meldete Bedenkzeit an, ihr könnten die Urteile zu milde sein.