Mitarbeiterin in Labor bei Test auf Coronavirus
ORF
ORF
Wissenschaft

Salzburger Zufallsfund für Covid-Therapie

Durch Zufall haben jetzt Salzburger Wissenschaftler zusätzliche Belege für eine medikamentöse Therapie von Covid-19 entdeckt. Das entdeckten sie bei der Behandlung eines Patienten, der gleichzeitig an einer Hantavirus- und an einer Covid-19-Erkrankung litt.

Ein Teil der schwersten Komplikationen von Viruserkrankungen besteht aus Schädigungen der Innenschicht von Blutgefäßen (Endothel) und Thrombosen. „Die Resultate unterstützen das Modell einer durch eine Virusinfektion verursachten Schädigung des Endothels unter Beteiligung einer alternativen Aktivierung des Komplementsystems. Zukünftige Studien sind notwendig, um zu erforschen, ob bei lebensbedrohlichen Viruserkrankungen eine Blockade des Komplementsystems Organschäden verringern kann“, schrieben jetzt Hermann Salmhofer von der Paracelsus Medizinuniversität Salzburg und seine Koautoren aus Salzburg, der MedUni Wien und aus Budapest.

Monoklonale Antikörper verringern Mortalität

Vor allem das bei einem schweren Covid-Verlauf auftretende akute Lungenversagen habe das wissenschaftliche Interesse zur Erforschung der Ursachen für lebensbedrohliches Organversagen wieder geweckt, stellten die Experten im „Clinical Kidney Journal“ fest. Eine wesentliche Rolle könnte dabei ein überaktives Komplementsystem darstellen. Komplement ist Teil des angeborenen unspezifischen Immunsystems.

Paracelsus Medizinische Universität
ORF/Georg Hummer
Wissenschaftler an der PMU haben in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Wien und Ungarn Hinweise auf eine mögliche Covid-Therapieform entdeckt

Eine starke Komplementaktivierung ist auch an lebensgefährlicher Sepsis infolge von Infektionen beteiligt. In der Vergangenheit wurden monoklonale Antikörper zur Komplementhemmung entwickelt, einer davon ist Eculizumab. „Die Behandlung mit Eculizumab verringerte die Abhängigkeit von künstlicher Beatmung und die Mortalität in klinischen Studien“, schrieben die Experten.

38-jähriger Patient in Notaufnahme

Das wurde jetzt durch den Fall eines 38-jährigen Patienten an der Salzburger Klinik belegt, der mit akutem Durchfall, Sehstörungen und Übelkeit in der Notfallaufnahme gelandet war. Der Mann litt an einer SARS-CoV-2-Infektion, war nicht geimpft und adipös. Trotz eines nur milden PCR-Befundes zeigte der Patient Zeichen einer schweren Nierenschädigung. Die Ärzte behandelten den Mann auf Verdacht einer schweren Nierenkomplikation durch eine Virusinfektion mit dem monoklonalen Antikörper. Eine einzige Infusion normalisierte die Laborwerte.

Hantavirus aus Hühnerstall

Erst in der Folge zeigte sich, dass der Mann zusätzlich zu SARS-CoV-2 auch an einer Hantavirus-Infektion gelitten hatte. Diese hatte er sich wahrscheinlich beim Ausmisten eines Hühnerstalls durch Einatmen von Mausexkrementen vier Wochen zuvor zugezogen. Hantavirus-Infektionen können bei einem schweren Verlauf akute Nierenschädigungen bis hin zum Nierenversagen auslösen.

Wahrscheinlich, so die Forscher, hätten die beiden Infektionen die Probleme verstärkt. Sie wurden durch Schäden an den kleinen Gefäßen der Nieren hervorgerufen. Erst nach vier Monaten hatte sich die Funktion der Organe schließlich wieder normalisiert. Jetzt wäre es wichtig, so die Experten, den Einsatz des monoklonalen Antikörpers in einem größeren Rahmen bei schweren Virusinfektionen zu untersuchen.