Train departure at railway station Marktoberdorf School in the heavy onset of winter and snowfall at midnight in Marktob
IMAGO/Action Pictures
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Verkehr

Weiter Verkehrs- und Schneechaos in Bayern

Schon seit drei Tagen kann man mit der Eisenbahn nicht mehr von Salzburg nach München fahren. Und das soll noch bis Mittwochfrüh so bleiben. Die starken Schneefälle in Bayern vom ersten Adventwochenende wirken noch immer nach. Viele fragen sich, warum in Bayern das Chaos ausbricht, während hierzulande alles rasch wieder läuft?

Auch am Montag mussten sich Zugreisende und Pendler in Bayern auf viele Verspätungen und Zugausfälle einstellen. Wann die S-Bahn in und um München, auf die tausende Berufspendler angewiesen sind, wieder regulär fahren kann, konnten Sprecher der Deutsche Bahn (DB) zunächst nicht sagen. Auch Verbindungen von und nach Österreich sind unterbrochen. Bis soll es noch „starke Beeinträchtigungen“ geben.

Münchner Hauptbahnhof im Chaos

Nach dem Wintereinbruch war der Münchner Hauptbahnhof auch am Montag nur sehr eingeschränkt im Betrieb. Die DB erwartete am Montagmorgen eine hohe Auslastung der Züge und riet dazu, Reisen von und nach München zu verschieben.

Keine Züge nach Salzburg und Innsbruck

Unter anderem gab es überhaupt noch keine Verbindungen zwischen der bayerischen Landeshauptstadt und Innsbruck, Salzburg und Zürich. Außerdem waren weniger Fernverkehrszüge im Einsatz. Der starke Schneefall am Wochenende hatte in großen Teilen Süddeutschlands den Bahnverkehr lahmgelegt. Bäume blockierten Gleise, vereiste Oberleitungen und eingeschneite Züge verhinderten Fahrten.

Deutsche Bahn nicht mehr wintertauglich?

Das Chaos bei der Bahn nahmen die Eisenbahner-Gewerkschaft EVG und der Fahrgastverband Pro Bahn zum Anlass, Alarm zu schlagen. Sie forderten Konsequenzen für die Wintertauglichkeit der Bahn. Der EVG-Vorsitzende Martin Burkert sagte der „Augsburger Allgemeinen“ (Montag), die deutsche Schienen-Infrastruktur sei „in weiten Teilen marode“. Es müsse große Investitionen nach dem Vorbild von Ländern wie Österreich geben.

„Resultat jahrzehntelanger Sparpolitik“

Der Bundesvorsitzende vom Fahrgastverband Pro Bahn, Detlev Neuß, sagte der Zeitung, der Bahnverkehr sei „nach jahrzehntelanger Sparpolitik nur noch auf Kante genäht“. Eines der vielen Probleme sei, dass die Bahn aus Kostengründen bis in die jüngste Vergangenheit immer mehr Gleise als Abstellmöglichkeiten zurückgebaut habe und nun ganze Züge direkt in den Bahnhöfen abgestellt werden müssten, wenn sie ihr Ziel nicht mehr ansteuern könnten. „Durch die verstopften Bahnhöfe wird der Bahnverkehr noch schneller blockiert und kommt großflächig zum Erliegen.“

Münchner Stadtleben auch schwer gestört

Doch nicht nur auf die Bahn hatten die Schneemassen Auswirkungen: Allein in München musste die Feuerwehr am Wochenende 785 Mal ausrücken, wie es in einer ersten Bilanz vom Montag hieß. Dafür seien die Fahrzeuge sogar mit Schneeketten ausgerüstet worden.

Entwurzelte Bäume, beschädigte Oberleitungen und von der Straße abgekommene Fahrzeuge hielten die Einsatzkräfte in Schach. Glücklicherweise wurden laut den Angaben keine Menschen von herabfallenden Bäumen oder Ästen verletzt. Neben all der Arbeit bekamen die Einsatzkräfte auch Stärkung: Münchner Bürger bedankten sich oftmals „mit weihnachtlichem Gebäck, Getränken oder auch einer einfachen Geste der Dankbarkeit“, wie es in der Mitteilung der Feuerwehr hieß.

Viele Schulen weiter geschlossen

In den Landkreisen Starnberg und Mühldorf am Inn blieben am Montag viele Schulen geschlossen. Teilweise sollte Distanzunterricht angeboten werden. Auch in Augsburg sollten 20 Schulen vorläufig ganz oder teilweise gesperrt werden, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Grund seien die Schneemassen, die auf den Dächern der Gebäude lasten. Nach dem Abtauen des Schnees müssten die Gebäude auf ihre Statik hin überprüft werden.

Tagelanges Chaos auch auf dem Airport

Am Münchner Flughafen war nach einer Sperrung am Samstag der Flugbetrieb am Sonntag teilweise wieder angelaufen. Auch dort sei aber weiterhin mit Einschränkungen zu rechnen, sagte ein Sprecher am Montag. „Wie sich die Lage in den kommenden Tagen entwickelt, lässt sich derzeit noch nicht vorhersagen.“

Die Stromversorgung im Freistaat war nach Angaben eines Bayernwerk-Sprechers am Montag nach zahlreichen Stromausfällen in Ober- und Ostbayern am Wochenende wieder stabil. Es gab nur noch „vereinzelte Ausfälle“, sagte er. Es könnten aber immer wieder welche dazu kommen, wenn Bäume auf die Leitungen fallen. Man sei nun dabei, die zahlreichen Schäden zu reparieren. Wie groß diese sind und was das kostet, sei noch unklar.