Für „Mozart in Verona“ saß der Salzburger am 6. und 7. Jänner 1770 im Palazzo des reichen Finanzbeamten Pietro Lugiati mit höchster Wahrscheinlichkeit vor dem Maler Gianbettino Cignaroli. Endgültig geklärt sind der genaue Ablauf und die Umstände wissenschaftlich noch nicht.
Freitag wurde das berühmte Bild bei der Präsentation der neuen Ausstellung „Mozart: Che bello! Ein Genie in Italien!“ im Salzburger Mozart-Wohnhaus vorgestellt.
„Che bello! Ein Genie in Italien!“
Das Bild zeigt den damals knapp 14-jährigen Wolfgang Amade. Es hatte zuletzt 2019 den Besitzer gewechselt. Der aktuelle Eigentümer lebt in Asien. Er stimmte einer Dauerleihgabe nach längeren Verhandlungen zu – nicht nur für Fachleute und Musikfreunde eine großartig ideelle Hommage an Salzburg, die alte Heimat von Mozart. Bevor dieser im Unfrieden mit dem örtlichen Ex-Dienstgeber Erzbischof nach Wien und Prag abdampfte, dort weiter große Karriere machte und als Logenbruder in die bei vielen Kirchenfürsten verhasste Freimaurerei einstieg.
Vom Opernfieber im Süden angesteckt
Auf dieser langen Reise mit seinem Vater „infizierte“ sich der junge Mozart auch mit seiner lebenslangen Liebe zu Opern. Diese erfreuten sich damals bei Begüterten, Adeligen und Fürsten in Italien größter Beliebtheit und stellten einen riesigen Markt für Komponisten, Sänger und Bühnenbildner dar.
Zu Hause in Salzburg musste sich der Nachwuchsstar meistens mit Oratorien und geistlicher Musik beschäftigen – um seine kirchlichen Auftraggeber zufriedenzustellen. Experten sagen, ohne die Italienreise gäbe es vielleicht die heute so beliebten Mozart-Opern gar nicht.
Vergebliche Hoffnung auf Job in Italien
Papst Clemens XIV. ernannte Mozart am 4. Juli 1770 in Rom zum Ritter vom Goldenen Sporn. Der Salzburger machte von den Privilegien dieses Titels nie Gebrauch. In Rom gelang ihm, nachdem er dem Miserere von Gregorio Allegri nur zugehört hatte, das Grundgerüst dieser vom Vatikan streng geheim gehaltenen Partitur aus dem Gedächtnis niederzuschreiben. Fehlerfrei.
In Bologna studierte Mozart einige Zeit bei Giovanni Battista Martini. Es folgten viele weitere Ehrentermine und Auftritte. Im Dezember 1771 kehrten Vater und Sohn nach Salzburg zurück, nachdem sich die Hoffnungen auf eine gute Anstellung in Italien nicht erfüllt hatten.
Ankauf zuletzt nicht möglich
Die Internationale Stiftung Mozarteum bemüht sich schon lange um das Gemälde, konnte aber bei der letzten Auktion von 2019 nicht mitsteigern. „Es war für uns finanziell außer Reichweite“, sagt Stiftungspräsident Johannes Honsig-Erlenburg. Das Bild ging damals um 4,6 Millionen Euro an eine private Sammlung in Asien.
In jahrelangen Gesprächen habe man den neuen Eigentümer schließlich überzeugen können, das Bild wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Wir konnten das Gemälde als Dauerleihgabe für Salzburg sichern“, freut sich Klumpner: „Es war viel Überredungskunst dabei – eine Sensation, wenn so etwas gelingt.“ Zumal der Eigentümer für die Leihgabe keinerlei Gegenleistung verlangt und bekommt.
Leihgabe ohne Gegenleistung
Als sicher gilt, dass der damals beauftragte Maler Gianbettino Cignaroli ein Meister seines Faches war. Das Portrait sei aus dem Leben gegriffen, sagen Experten. Der junge Mozart sitzt in prunkvoll rotem Rock an einem historischen Cembalo, vor ihm eine Partitur, die schließlich als „Veroneser Allegro“ unter Nummer 72a Eingang ins Köchel-Verzeichnis fand – obwohl die Originalnoten verschollen sind.
Ab 1769 als Profi bis Neapel
Der kostbare Neuzugang wird in der aktuellen Ausstellung im Kontext der ersten italienischen Reise gezeigt, die Wolfgang Amadeus in den Jahren 1769 und 1770 für 15 Monate gemeinsam mit seinem Vater Leopold bis nach Neapel führte.
Die Schau räumt mit dem Klischee auf, dass Mozart damals noch als „das kleine, liebe Wunderkind“ durch Italien reiste. „Er war kein Wunderkind mehr, sondern ein etablierter Berufsmusiker“, stellt Museumschef Klumpner klar. Mozart habe auf dieser Reise sehr viel Anerkennung erfahren.
Neue Sicht auf Mozarts Jugend
Der junge Reisende wurde auch in die Musikakademien von Verona und Bologna aufgenommen. Er unterzeichnete Verträge für erste große Opernkompositionen wie Lucio Silla. Originaldokumente, Briefe und Zeitungsausschnitte zeichnen in der frischen Ausstellung neben Landkarten, Theatermodellen sowie zahlreichen Gemälden und Stichen ein neues Bild dieser für das Musikgenie so prägenden Italienreise.