Hochwasserschutz Nationalpark
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Umwelt & Klima

Debatte um Hochwasserschutz

Ein Film zum Leben an alpinen Flüssen hat die Hochwasserschutzdebatte wieder entfacht. Vor allem die Maßnahmen im Nationalpark Hohe Tauern sind für Naturschützer ein Tabubruch. Wissenschaft, Politik und Naturschutz haben im Salzburger Das Kino diskutiert.

Es ist ein Spannungsfeld zwischen Hochwasserschutz auf der einen Seite und Naturschutz auf der anderen. Das zeigt sich auch bei der Filmvorführung „Platz da!“ im Salzburger Das Kino. Die zentrale Frage: Wie können Salzburgs Flüsse sicherer und zugleich lebenswerter werden?

Naturschutzbund-Geschäftsführerin Birgit Mair-Makart sagt dazu: „Das wird sicher eine große Challenge. Es ist ein enormer Bedarf an Fläche für alles Mögliche, für die Siedlung, für die Landwirtschaft, für die Industrie, für den Verkehr, für Energie in Zukunft etc. Und da braucht es wirklich eine ganz gute Raumordnung, die da Einhalt gebietet und ein gutes Konzept schafft, dass alles möglich ist und vor allem auch, dass Naturschutz möglich bleibt.“

Diskussion Hochwasserschutz
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Diskussionsrunde im Das Kino

Flüsse geben und Flüsse nehmen. Bestes Beispiel ist der Oberpinzgau. Ein Gebiet, dass immer wieder vom Hochwasser heimgesucht wird. Zuletzt im Jahr 2021. Zu bestehenden Schutzmaßnahmen sollen nun Rückhaltebecken im Nationalpark Hohe Tauern entstehen.

Der Eingriff in die Natur ist notwendig, heißt es. Aber wie viel ist vertretbar? Mair-Makart: „Wir haben knappe drei Prozent Nationalparkflächen in Österreich. Und das ist wirklich problematisch, wenn man auch diese Tabuflächen angreift, egal ob für Hochwasserschutz oder Energie.“ Der für Wasserwirtschaft zuständige Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) sagt: „Wir haben alle Alternativen geprüft. Wir haben ein Gebiet gefunden und das sind zusätzlich eine knappe Million Kubikmeter, die hier aufgefangen werden können.“

Klimawandel größte Herausforderung

Über allem steht die Herausforderung des Klimawandels. Vor allem für Salzburg, wo es in Zukunft eher zu viel Wasser geben wird als zu wenig, sagt Meteorologe Bernhard Niedermoser: „Die Ereignisse, die uns jetzt Probleme machen, der Starkniederschlag in Form von Gewittern, die werden mit dem Klimawandel in den nächsten Dekaden verstärkt. Es wird also mehr Niederschlag geben und die Schneefallgrenze wird gleichzeitig steigen. Das heißt, die Belastung oder der Input vom Niederschlagswasser auf die Schutzsysteme, die jetzt errichtet werden, der wird zunehmen.“

Hochwasserschutz
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60 Millionen für Hochwasserschutz im Oberpinzgau

Rund 60 Millionen Euro wurden in den vergangenen 20 Jahren in den Hochwasserschutz zwischen Krimml und Zell am See (Pinzgau) investiert. Angesichts der drohenden Niederschlagsmengen scheint auch eine Absiedelung in manchen Gebieten nicht mehr abwegig. Dazu sagt Schwaiger: „Das ist ein wissenschaftlicher Beitrag, den ich für Salzburg auf keinen Fall anwenden möchte. Das können wir ausschließen, hier geht es um den Oberbinzgau. Das sind ja nicht einzelne Gehöfte, sondern hier geht es um einen Teil des Landes. Das sind 20.000 Menschen und Absiedelung kommt nicht infrage.“

Eine weitere Option sind Renaturierungsprojekte, wie etwa jüngst zwischen Radstadt und Mandling (beide Pongau). Der Natur soll etwas zurückgegeben werden. Denn eines hat sich in der Vergangenheit gezeigt: Wasser bahnt sich immer seinen Weg. Wie gut Salzburg darauf vorbereitet ist, bleibt abzuwarten. Für genug Diskussionsstoff sorgt das Thema aber allemal.