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Salzburg soll Massentourismus in Bhutan bremsen

Das Königreich Bhutan hat jetzt Tourismus-Experten in Salzburg um Unterstützung für einen Tourismus-Masterplan gebeten. Das Schwellenland im Himalaya will nicht vom Massentourismus überrannt werden. Mit Hilfe aus Salzburg soll der Tourismus deshalb sanft ausgebaut werden.

Es ist kein gewöhnliches Reiseziel: Bhutan – das letzte Königreich im Himalaya. Jahrhundertelang hielt man sich isoliert von der modernen Welt – die Traditionen, die Natur und die Spiritualität sollten nicht dem schnellen Geld geopfert werden. Seit 1979 ist das Bruttonational-Glück als Gegenpol zum materialistisch definierten Bruttonationalprodukt Grundsatz der Regierung in Bhutan.

Wirtschaftswachstum und Geld untergeordnet

„Das heißt, es geht nicht um wirtschaftliches Wachstum, sondern es geht um das Glück der Gesamtbevölkerung. Und zur Messung dieses Bruttonational-Glücks werden ganz andere Indikatoren herangezogen. Also beispielsweise natürlich schon auch Einkommen, aber vor allem auch Bildung, Gesundheit, die soziale Teilnahme am Leben, die Gemeinschaft, wie die Zeit investiert wird, kulturelle Aspekte, spirituelle Aspekte und Religion spielt eine große Rolle in Bhutan“, sagt Werner Trauer, Tourismus-Berater aus Salzburg. Unter Einbeziehung all dieser Faktoren soll jetzt auch der Tourismus in Bhutan weiterentwickelt werden – sanft und nachhaltig.

Mehr würde das 800.000 Einwohner-Land auch nicht bewältigen. Zur Verdeutlichung ein Tourismus-Vergleich Österreich-Bhutan: Während in Österreich 2019 152,7 Millionen Nächtigungen verzeichnet wurden, waren es in Bhutan nur knapp 2,2 Millionen. Und während in Österreich 1,1 Millionen Gästebetten zur Verfügung standen, waren es in Bhutan gerade einmal 8.795.

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Bhutan verzeichnet 2,2 Millionen Nächtigungen und hat etwa 8.800 Gästebetten

Das sollen jetzt dank Know-How aus Salzburg MEHR werden. Bei einem Salzburg-Besuch und bei mehreren Workshops in Bhutan wurde eine Tourismus-Strategie ausgearbeitet, die den nachhaltigen Tourismus im Königreich vorantreiben soll. Dazu gehört sowohl der Ausbau der Infrastruktur als auch die Schaffung von kleinen, feinen und vor allem persönlichen Tourismus-Angeboten – wie etwa Urlaub am Bauernhof.

Selbstständigkeit wächst

„Das beginnt immer mehr, dass eben auch Leute, die schon im Tourismus irgendwo waren, selbst ein kleines Unternehmen eröffnen. Zum Beispiel eben Gästehauses eröffnen, Farmstays, also Urlaub am Bauernhof machen oder eben einfach als Tour-Operator oder Tour-Guide arbeiten. Und das braucht es dann in diesen Regionen, wo der Tourismus momentan gar noch nicht entwickelt ist und auf einem sehr, sehr niedrigen Niveau erst“, sagt der Tourismus-Berater.

Was es dafür braucht, sind aber auch in Bhutan gut ausgebildete Fachkräfte. 2008 wurde im Königreich mit finanzieller Unterstützung aus Österreich die erste Tourismus-Fachschule eröffnet. Seit damals hat sich der Tourismus im Königreich enorm weiterentwickelt.

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Suche nach Tourismusschülern war anfangs schwierig

„Wir mussten am Anfang kämpfen. Dadurch, dass niemand gewusst hat, was Tourismus eigentlich ist, wollte auch niemand im Tourismus arbeiten oder eine Ausbildung machen. Das hat sich grundlegend geändert. Wir hatten am Anfang, weil es schwierig war, diese 50 Schülerinnen zu finden, die beginnen. Jetzt mittlerweile ist das Programm ein Vielfaches überbucht, weil einfach jeder einerseits einen Job findet, das ist die eine Seite. Andererseits ist es auch so, dass immer wenn man mit Touristen zu tun hat, hat man auch mit westlichen Währungen zu tun, hat man mit Trinkgeldern zu tun und hat super Einkommensmöglichkeiten“, so der Direktor der Tourismusschule Klessheim, Leonhard Wörndl.

Mittlerweile bewerben sich 1.500 junge Menschen auf einen der 50 Ausbildungsplätze an der Tourismusschule in Bhutan. Im eigenen Land haben die ausgebildeten Touristiker eine Job-Garantie. Und nachdem in ganz Asien ein akuter Fachkräftemangel herrscht, sind ausgebildete Bhutaner, die wissen, wie man mit westlichen Touristen umgeht, sehr begehrt.