Kinderarmut Kinder und Jugendliche
dpa-Zentralbild
dpa-Zentralbild
Politik

Kritik an zunehmender Jugendarmut

Armut von jugen Leuten in Zeiten vieler Krisen war Thema einer Tagung im Bildungshaus St. Virgil in Salzburg-Aigen. Die Politik habe vieles verpasst und sei „nicht mehr nahe genug an den Menschen“, so die Kritik der Salzburger Armutskonferenz. Die Gesellschaft brauche "wieder mehr Zusammenhalt“.

Es gebe immer mehr Kinder und Jugendliche, die vom gesellschaftlichen Abstieg bedroht seien, argumentiert die Salzburger Armutskonferenz. 72.000 Menschen seien im Bundesland insgesamt armutsgefährdet. Das wäre die Hälfte der Salzburger Stadtbevölkerung.

Besonders dramatisch sei die Lage für die jungen Generationen. Und entsprechende Reaktionen der Politik seien nicht in Sicht, sagt der Ökonom Stephan Schulmeister: „Die Politik hat es verabsäumt, diese Verbitterung der Menschen direkt anzusprechen und den Sachen wirklich auf den Grund zu gehen.“

Grüner Bundesminister weist Kritik zurück

Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) sieht sich von dieser Kritik nicht angesprochen: „Ich kümmere mich täglich und bin überzeugt, dass man Hilfestellungen geben muss. Wir müssen die Menschen davor bewahren, dass sie aus Scham nicht hingehen und Hilfe suchen.“

Kritisiert wurde in St. Virgil wieder einmal das Sozialhilfegesetz. Es brauche endlich eine Reform und weniger Bürokratie, sagt Helmut Gaisbauer von der Universität Salzburg: „Das System der alten Mindestsicherung wäre besser. Damals konnten die Länder nach Bedarf noch drauflegen. Ein solchen System brauchen wir wieder.“

Sozialminister Rauch betont, dieser Wandel sei angesichts der aktuellen Regierungskonstellation nicht realistisch: „Aber wir passen alle Sozialleistungen automatisch an die Teuerung an.“

„Lehren aus CoV-Krise ziehen“

Neben der Politik sei auch die Gesellschaft gefordert, hieß es Dienstag in St. Virgil. Die Menschen müssten „aufeinander zugehen“ und „gemeinsam Maßnahmen fordern“, so Katharina Obenholzner von der Armutskonferenz Salzburg: „Wir müssen die unterschiedlichen Betroffenheiten klarmachen. Man darf nicht generalisieren. Wir müssen den Blick schärfen, damit diese Gruppen gehört werden.“

Man müsse auch Lehren aus den überwundenen Krisen ziehen – zum Beispiel aus den Lockdown-Jahren bei Corona, so ein Tenor dieser Tagung.