Kultur

Ringsgwandl wird 75 und nie müde

Für Georg Ringsgwandl steht am 15. November der 75. Geburtstag an: Nach Ruhestand ist dem Rockmusiker, Liedermacher, Kabarettisten und Arzt nicht zu Mute. Das Multitalent aus Bad Reichenhall hat kein Problem damit, dass er an seinem Geburtsag nicht frei hat – sondern in München mit neuem Programm auf der Bühne steht.

Am 24. März 2024 steht bei dieser großen Tour auch die Szene in der Stadt Salzburg auf dem Reiseplan von Ringsgwandl.

Im Gegensatz zu früheren Tourneen hat die mit exzellenten Musikern besetzte Band dieses Mal aber kein neues Album im Gepäck. Nicht, weil Ringsgwandl keine neuen Songs geschrieben hätte. Aber zum einen kamen ihm für ein neues Album die CoV-Lockdowns in die Quere, zum anderen ein Buchprojekt. Genauer gesagt ein Roman mit dem nach seinen Worten kontroversen Titel „Die unvollständigen Aufzeichnungen der Tourschlampe Doris“.

Salzburgs bayerische Schwesterstadt

Ringsgwandl ist in Bad Reichenhall geboren und dort in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. „Meine Eltern waren Habenichtse“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Nach einem Medizinstudium in Würzburg und Kiel, das er 1975 mit Promotion abschloss, und einer Facharztausbildung zum Kardiologen arbeitete er von 1984 bis 1993 am Kreiskrankenhaus in Garmisch-Partenkirchen.

Für Georg Ringsgwandl steht am 15. November der 75. Geburtstag an: Nach Ruhestand ist dem Liedermacher, Kabarettisten und Arzt nicht zu Mute. Der gebürtige Bad Reichenhaller hat kein Problem damit, dass er an seinem Geburtsag nicht frei hat, sondern in München auf der Bühne steht.
ringsgwandl.com

„Als ich gemerkt habe, dass mein Tourplaner nun für meinen Geburstag einen Auftritt ausgemacht hat, habe ich mir gedacht: Hervorragend! Das löst mein Geburtstagsfeier-Problem auf elegante Weise“, erzählt er der Deutschen Presse-Agentur. Für den in Murnau am Staffelsee (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) lebenden Künstler ist das nahezu ein Heimspiel. „Da machen wir backstage eine kleine Party, mehr aber auch nicht.“

Viele Fans auch im hohen Norden

Bei seiner aktuellen Konzertreise zeigt sich einmal mehr, dass der Oberbayer bundesweit kompatibel ist. „Den ersten Teil unserer Tour spielten wir im hohen Norden. Der Auftritt im Hamburger St. Pauli-Theater war sogar einer der Besten der gesamten Tour“, sagt Ringsgwandl und fügt hinzu: „Die Hamburger sind herzlich und verfügen über weit mehr Temperament, als man ihnen für gewöhnlich zuschreibt.“

Auch in Österreich ist er beliebt – was sich in Terminen in Graz (22. November: Orpheum) und Wien (23. und 24. November: Stadtsaal) sowie im März 2024 in weiteren Auftritten in Linz, St. Pölten und Salzburg niederschlägt.

Aufzeichnungen einer wilden Begleiterin

Und was hat es mit dem neuen Buch über „Tourschlampe Doris“ auf sich? „Es sind die Notizen unserer langjährigen Tourbegleiterin“, klärt er auf, „die hat so eine Art Tagebuch auf dem Tourlaptop geführt und darin alle möglichen und unmöglichen Ereignisse unseres Tourlebens festgehalten.“ Da sie nahezu von Anfang an dabei war, konnte sie aus nächster Nähe den Werdegang des Künstlers verfolgen und beschreiben. „Ich habe ihre Aufzeichnungen innerhalb der letzten sechs Jahre redigiert und in Form gebracht. Für einen 74-jährigen Literatur-Debütanten war das keine leichte Sache, aber sie war mir wichtig.“

Neben dem Arztberuf immer schon Musiker

Schon während des Studiums war Ringsgwandl als Musiker aktiv. Mit schrillen Klamotten, bissigem Spott und schrägem Humor etablierte er sich Mitte der 70er Jahre zunächst in der Münchner Kleinkunst-Szene, später dehnte er seinen Wirkungskreis auf den deutschsprachigen Raum aus.

1986 erschien Ringsgwandls erstes Album, konsequent gegen den Strich mit „Das Letzte“ betitelt. Neben Kabarett- und Musikprogrammen schrieb er auch Theaterstücke, etwa „Die Tankstelle der Verdammten“. Für sein Schaffen wurde Ringsgwandl mit etlichen Preisen geehrt, unter anderem mit dem Salzburger Stier, dem Deutschen Kleinkunstpreis und dem Bayerischen Kulturpreis.

Als kritischer Geist hat Ringsgwandl natürlich auch einen Kommentar zur aktuellen Weltlage parat. In den Weltuntergangs-Chor will er aber nicht einstimmen: „In früheren Zeiten ist es nicht besser gewesen“, sagt er. „Die letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte waren alle voll mit Grausamkeiten.“ Nur: Die Kriege seien jetzt näher herangerückt – und träfen auf eine verwöhnte Gesellschaft. „Wir haben uns ja jahrelang in unserem Wohlstand eingeigelt und uns endlose Diskussionen über Detailproblemchen erlaubt. Angesichts des Elends in der übrigen Welt hat das etwas Unanständiges.“

Kritischer Blick auf „Letzte Generation“

Die Aktionen der „Letzten Generation“ sieht er gelassen: „Jede Generation hat ja ein paar Leute, die glauben, im Vollbesitz der absoluten Wahrheit zu sein“, sagte Ringsgwandl. Im 14. Jahrhundert habe es die Geißlerzüge gegeben. „Die haben fromme Lieder gesungen und sich gegenseitig ausgepeitscht. Von ihrem Tun waren sie aber völlig überzeugt.“ Wie auch die RAF in den 70er-Jahren, was der „blanke Irrsinn war“. Verglichen damit seien die Klebeaktionen der „Letzten Generation“ auf den Straßen „harmlos“, so Ringsgwandl.