Kinder mit Betreuerinnen in Schulklasse bei der Sommerschule
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Soziales

Bildung: Expertin kritisiert Politik

Das Bildungssystem sei alles andere als gerecht. Das hat die Autorin Melisa Erkurt bei einer Diskussion in Salzburg kritisiert. Die Politik unternehme dagegen viel zu wenig. Die Bildungsdirektion Salzburg weist diese Vorwürfe zurück. Die Zahlen sprechen allerdings eine deutliche Sprache.

Nach wie vor werde Bildung vererbt, Kindern aus sozial benachteiligten Familien werde der soziale Aufstieg dadurch erschwert. Nur wenige Kinder aus Familien mit niedrigem Bildungsstand schaffen es an die Universitäten. Erhebungen der Statistik Austria zufolge schließen nur rund sieben Prozent der Kinder, deren Eltern lediglich über einen Pflichtschulabschluss verfügen, jemals eine Hochschule ab, kritisiert die Autorin und ausgebildete Lehrerin Melisa Erkurt bei einer Diskussion in Salzburg. Erkurt selbst ist die Tochter bosnischer Eltern. Ihr Werdegang sei deshalb ein absoluter Ausnahmefall, sagt Melisa Erkurt.

„Wenn man sich die Biographien von so genannten AufsteigerInnen – wie ich es bin – ansieht, dann gab es da immer eine Person, die an dieses Kind geglaubt hat. In meinem Fall war das die Volksschullehrerin. Aber unser Schulsystem verlässt sich einfach darauf, dass Kinder Eltern haben, die helfen können – etwa Eltern, die Geld haben, um den Kindern Nachhilfe zu ermöglichen, oder die mit den Kindern lesen oder Hausaufgaben machen. Das heißt aber auch: Wenn Kinder solche Eltern nicht haben, weil sie nicht so gut Deutsch können, nicht so gut ausgebildet sind oder den ganzen Tag arbeiten, dann werden diese Kinder irgendwann ‚aussortiert‘. Und das ist unglaublich ungerecht, nur: Diese Kinder haben keine Lobby.“

Politik weist Vorwürfe zurück

In Salzburg will man sich diese Kritik nicht gefallen lassen. Hier bekomme jedes Schulkind dieselben Chancen, sagt Andrea Kinschel von der Bildungsdirektion Salzburg. „Gerade in der Stadt haben wir Schulen mit einem sehr hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund. Hier gibt es eigentlich kein Argument, dass bestätigen würde, was Frau Erkurt sagt. Denn gerade auf diese Kinder wird ein besonders großes Augenmerk gelegt. Hier sieht auch der Anfangsunterricht ganz anders aus. Wir haben ein intensives Sprachfördersystem, um diesen Kindern genau das zu ermöglichen, was auch anderen Kindern zuteil werden kann.“

Erkurt hingegen wirft der Bildungspolitik grobe Versäumnisse vor und fordert mehr Maßnahmen, um sozial benachteiligte Kinder zu unterstützen.