Gerissenes Schaf liegt auf Wiese
Gemeinde Hollersbach
Gemeinde Hollersbach
Chronik

Aufregung um Riss neben Spielplatz: „Hybrid-Wolf“?

In Hollersbach (Pinzgau) ist die Aufregung nach einem möglichen Wolfsriss in unmittelbarer Nähe zu einem Spielplatz groß. Forderungen nach einer raschen Abschussverordnung werden laut, das dürfte aber noch dauern. Mit DNA-Tests soll zudem geklärt werden, ob es sich um einen „Hybrid-Wolf“ – also eine Kreuzung aus Hund und Wolf – handeln könnte.

Das tote Schaf wurde mit einem Biss in die Kehle auf einer Weide in der Nähe des Ortskerns von Hollersbach gefunden. Ein trächtiges Mutterschaf wurde zudem schwer verletzt, ein Lamm musste wegen seiner Verletzungen eingeschläfert werden. Der Vorfall passierte rund 50 Meter von einem Spielplatz und rund hundert Meter vom Hollersbacher Badesee entfernt.

Schafe wegen Wolfssichtung vorzeitig von Alm abgetrieben

Der betroffene Bauer Georg Kaltenhauser brachte seine 66 Schafe und 16 Ziegen schon vor vier Wochen nach einer Wolfssichtung von seiner Alm ins Tal. Schon beim Abtrieb sei dem Bauern aufgefallen, dass 17 Schafe und fünf Ziegen fehlten. Einzelne Tiere würden immer wieder fehlen – Aber so viele, das habe er in 40 Jahren als Almbauer noch nie erlebt, schildert Kaltenhauser.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Wolfsrisse in Hollersbach neben Kinderspielplatz
privat
Von einem Hollersbacher angefertigtes Lage-Bild – links das tote Schaf auf der Dorfweide, rechts der Spielplatz und das Areal des Badesees
Wolfsrisse in Hollersbach neben Kinderspielplatz
Flugbild: Gerald Lehner
Das Areal liegt etwas nordwestlich der Pfarrkirche und des Ortszentrums
Gerissenes Schaf liegt auf Wiese
privat
Aus der Gemeinde werden Rufe nach einem Wolfabschuss laut, das Land bremst aber vorerst

Spekulationen über „Hybrid-Wolf“

Offenbar sei der Wolf der Herde gefolgt, sagt Klaus Vitzthum von der Bezirksbauernkammer Pinzgau: „Wir sind jetzt mittlerweile so weit, dass nicht mehr nur Tiere gefährdet sind, sondern auch Menschen im Ortsgebiet. Der Wolf hat seine Scheu verloren.“ Deshalb wird in Hollersbach über einen möglichen „Hybrid-Wolf“ spekuliert.

Die Kreuzung aus Wolf und Hund war zuletzt in Kärnten ein großes Thema. Dort erließ das Land schon eine Verordnung, die es ermöglicht, auch Wolf-Hund-Mischlinge abzuschießen. Beim aktuellen Fall im Pinzgau sei aber noch alles unklar, sagt der Referent für Jagd und Fischerei, Wolf-Dietrich Schlemper. Erst wenn die DNA-Ergebnisse vorliegen, könne man genaueres sagen. Ob solche Kreuzungen weniger scheu sind als reinrassige Wölfe, auch dazu will sich der Wolfsexperte nicht ohne DNA-Nachweis äußern.

Verhaltensauffälligkeit als Kriterium

Sollten sich die Wolfsrisse aber bestätigen, dann gebe es auch in Salzburg die Möglichkeit, Hybrid-Wölfe abzuschießen, sofern sie verhaltensauffällig sind. Wobei auch reinrassige Wölfe, wenn sie nicht bejagt oder zurückgedrängt werden, immer mehr die Scheu vor Ortskernen verlieren, heißt es vom Wolfsexperten.

Landwirte fordern raschen Abschuss

Nun hofft man im Pinzgau auf ein schnelles Eingreifen des Landes Salzburg. Bezirksbauernkammer-Chef Vitzthum betont, es sei Gefahr in Verzug: „Ich erwarte mir, dass unverzüglich der Abschuss kommt.“

Die ressortzuständige Vize-Regierungschefin Marlene Svazek (FPÖ) bremst. Für eine Abschussverordnung brauche es wegen der strengen EU-Vorgaben noch weitere Risse, so die Politikerin, die sich seit einiger Zeit für mehr Abschüsse einsetzt.