Chronik

Schlepperprozess: Syrer mit Gedächtnislücke

Im Schlepperprozess gegen sechs Syrer sagte Dienstag einer beim Landesgericht aus, er könne sich nicht an sein früheres Geständnis erinnern. Damals soll zugegeben haben, mit Komplizen mehr als 200 Migranten und Asylwerber nach und durch Österreich geschleust zu haben. Der Prozess wurde vertagt.

Pro Person und Etappe hatten die Männer laut Anklage 600 Euro dafür kassiert. Aus Anwaltskreisen heißt es, der geständige Syrer könnte im Gefängnis eingeschüchtert und bedroht worden sein.

Drohungen in Haft bei Geständnissen

Nach einem Geständnis reiche es im Gefängnis schon aus, wenn ein Insasse zu einem anderen sagt: „Deiner Mutter geht es gut.“ Allein diese Drohung könne jemanden zum Schweigen bringen, hieß es am Dienstag aus Anwaltskreisen bei diesem Prozess.

Die mutmaßlichen Schlepper, die Teil des Netzwerkes sein sollen, trafen in der U-Haft in der Salzburger Justizanstalt wieder aufeinander. Der Angeklagte, der vor dem Prozess alles zugab und die anderen belastete, kann sich nun an nichts mehr erinnern.

Rollenverteilung innerhalb der Bande

Bei den sechs Angeklagten geht es darum, wer untergeordnete Tätigkeiten ausgeführt, und wer geplant und organisiert hat. Der Untermieter einer Wohnung in Linz sagte aus, dass bei einem Angeklagten kurzfristig bis zu 60 Menschen untergebracht waren.
Danach wurden sie offenbar weitergeschleust.

Sitz der meisten internationalen Schlepperbanden ist laut Fachleuten in der Türkei. Pro Person werden 10.000 Euro und mehr verlangt, um Migranten von Syrien in den Westen zu bringen. Eine Etappe kostet laut Ermittlern um die 600 Euro.

Der Prozess wurde Dienstagnachmittag auf unbestimmte Zeit vertagt. Die Angeklagten wurden wieder in Salzburger Justizanstalt nach Puch (Tennengau) gebracht.