Lange Staus
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Verkehr

Konflikt um A10-Baustelle nimmt Fahrt auf

Die Diskussionen um die Großbaustelle auf der Tauernautobahn (A10) werden heftiger. Nachdem Wirtschaftskammerpräsident Peter Buchmüller die ASFINAG am Montag im ORF-Interview heftig kritisierte, wehrt sich diese und weist die Kritik „auf das Schärfste“ zurück. Die derzeitige Baustellenregelung sei die sinnvollste.

Eine etappenweise Sanierung der fünf Autobahntunnel auf der A10, anstatt aller zur selben Zeit, diese Forderung kam am Montag auch von Buchmüller. Er sei davon überzeugt, dass solch eine Vorgangsweise für weniger Verkehrsbelastung sorgen würde. Außerdem forderte Buchmüller, die Arbeiten auch in den Nachtstunden weiterzuführen.

Am Dienstag meldete sich dann auch die Arbeiterkammer Salzburg zu Wort. Präsident Peter Eder nahm dabei die Politik in die Pflicht und forderte die Landesregierung auf, beim Bund Druck zu machen, damit etwa das Verkehrsministerium eine Ausdehnung und Vorverlegung des Lkw-Wochenendfahrverbotes für die Tauernautobahn und die parallel führenden Landesstraßen verordne.

Dazu gebe es bereits Gespräche mit der zuständigen Bundeministerin Leonore Gewessler (Grüne), heißt es von Verkehrsreferent Stefan Schnöll (ÖVP). Außerdem schlug Eder vor bereits am Walserberg eine Blockabfertigung einzuführen.

„Die ASFINAG denkt nur an sich“

Neben seiner Forderung nach einer Adaptierung der derzeitigen Baustellenführung kritisierte WKS-Präsident Buchmüller am Montag auch die Umgangsweise der ASFINAG im Vorfeld. Bereits vor Monaten habe man vor einem Stauchaos gewarnt, betont Buchmüller. „Wir hatten einige Gespräche mit der ASFINAG im Vorfeld und man hat uns halt zugehört, aber man hat nichts geändert. Das stand alles schon fest bevor mit uns gesprochen wurde. Jetzt ist es schlechter, als wir befürchtet haben“, so Buchmüller.

Weiters kritisierte er das Management der ASFINAG. „Ein gutes Management sorgt dafür, dass ich nicht fünf Tunnel auf einmal sanieren muss, sondern gewisse Arbeiten früher erledige und in Etappen arbeite. Das lässt sich machen. Aber die ASFINAG denkt nur an sich und nicht an die Wirtschaft und an die Bevölkerung“, sagt der WKS-Präsident.

„Worst Case“ für heimische Wirtschaft

Neben einer etappenweisen Sanierung forderte Buchmüller auch, dass der Transitverkehr nicht von der Autobahn dürfe, um vor allem die Verkehrsbelastung in den Gemeinden und auf den Bundes- und Landesstraßen zu reduzieren.

Wenn die massiven Staus und Verzögerungen in weiter Folge dazu führten, dass künftig Firmen und Betriebe keine Arbeiten oder Aufträge mehr im Pongau bzw. Lungau annehmen, oder umgekehrt Betriebe aus innergebirg nicht mehr in den Tennengau oder Flachgau fahren, sei das das „Worst Case Szenario“ für die heimische Wirtschaft, so Buchmüller weiter.

Präsident der WKO Salzburg zu Staus auf A10

Peter Buchmüller, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg, spricht unter anderem über die Baustelle auf der Tauernautobahn (A10), welche Lösungen es gibt sowie über den Transitverkehr auf der Brenner- oder der Phyrnautobahn.

ASFINAG lehnt „amateurhafte Anregungen“ ab

In einer schriftlichen Stellungnahme wies die ASFINAG alle Kritikpunkte von Buchmüller zurück. Seit mehr als zwei Jahren informiere der Autobahnbetreiber die Politik und Wirtschaftskammer umfassend und transparent zur Dringlichkeit der Erneuerung der Tunnel zwischen Golling (Tennengau) und Werfen (Werfen).

Die von Buchmüller vorgeschlagene Einzel-Sanierung von jeweils nur einem Tunnel würde die Bauzeit auf zehn Jahre verfünffachen und zu einer vielfach höheren Belastung der Bevölkerung führen, so die ASFINAG in ihrer Aussendung. Die vorgebrachten amateurhaften „Anregungen“ hinsichtlich einer etappenweisen Sanierung der Tunnel würden das einspurige „Nadelöhr“ auf der A 10 nicht nur um viele Jahre prolongieren, sondern auch das Risiko eines Anlagenausfalls – und somit einer Komplettsperre der A10 – massiv erhöhen.

Leichte Adaptierungen noch möglich

Im ORF-Gespräch räumte ASFINAG-Projektleiter Hans-Peter Treichl allerdings ein, dass Verbesserungen an der derzeitigen Baustellenregelung noch möglich seien.

„Bei solchen Großbauvorhaben ist es üblich, dass wir nach der Fertigstellung der Einrichtung die Verkehrsführung noch evaluieren. Wir können hier an einzelnen Stellschrauben noch feinjustieren.“ Die Anschlussstelle Pass Lueg (Tennengau/Pongau) beschäftige die ASFINAG derzeit besonders.

„Wir müssen schauen, welche Auswirkungen diese auf den Verkehr hat. Das werden wir in dieser Woche mit Verkehrsexperten der Verkehrsbehörde besprechen. Kleine Verbesserungen sind noch möglich, aber die 14 Kilometer Gegenverkehrsführung sind notwendig, damit wir die Tunnel schnellstmöglich sanieren können“, so Treichl.

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ASFINAG

Landesrat fordert Gipfeltreffen

Unter den Staus leiden nicht nur Pendlerinnen und Pendler, sondern auch die Anrainergemeinden der Tauernautobahn. Die Idee, so wie im Sommer Abfahrtssperren einzurichten, sei zwar ein Lösungsansatz, das Land – also der Steuerzahler – solle dafür aber nicht aufkommen müssen, heißt aus dem Büro von Verkehrsreferent Stefan Schnöll (ÖVP).

Er plädiert ebenfalls für dringende Adaptierungen der Baustellenregelung und fordert außerdem einen Verkehrsgipfel mit den Bürgermeistern der Anrainergemeinden und der ASFINAG. Ähnlich wie Buchmüller schlug auch Schnöll eine Etappensanierung als mögliche Alternative vor. Doch diesem Vorschlag erteilte die ASFINAG bereits am Montag neuerlich eine Absage.