Tödlicher Unfall Zoo Hellbrunn
APA/FRANZ NEUMAYR
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Chronik

Noch keine Erklärung für tödlichen Nashorn-Unfall

Nach dem Unfall im Zoo Salzburg in Hellbrunn, bei dem am Dienstag ein Nashorn eine Tierpflegerin getötet und deren Mann schwer verletzt hat, gibt es noch keine Erklärung dafür, wie es zu dem Unglück kam. „Vielleicht werden wir nie erfahren, was genau passiert ist“, sagt die Direktorin. Der Zoo sperrt wahrscheinlich am Freitag wieder auf.

Tatsache sei, dass kein Mitarbeiter direkt zu den Nashörnern darf, wenn sie nicht sediert sind. Die pflegerischen Tätigkeiten an den 1,8 Tonnen schweren Dickhäutern im Nashornhaus dürfen nur hinter einer Barriere erfolgen, erklärte Zoodirektorin Sabine Grebner Mittwochvormittag bei einer Pressekonferenz.

Die angesprochene Barriere bestehe aus etwa 1,40 bis 1,50 Meter hohen Betonpollern, die einen Durchmesser von ungefähr 30 Zentimetern haben und im Abstand von etwa 40 Zentimetern angebracht sind.

„Vielleicht werden wir nie erfahren was passiert ist“

Die 33-jährige Pflegerin, die ums Leben kam, wurde allerdings hinter dieser Barriere aufgefunden. „Das heißt aber nicht, dass sie hineingegangen ist“, sagte die Direktorin. „Ich bin mir sicher, dass sie alle Sicherheitsrichtlinien eingehalten hat, weil sie immer äußerst vorsichtig und behutsam vorgegangen ist.“ Möglicherweise sei die Bayerin mit dem Horn über die Poller katapultiert worden, „aber wir wissen es nicht, wir waren nicht dabei, und vielleicht werden wir auch nie erfahren, was genau passiert ist“.

Eine nächtliche Störung der Tiere scheidet als Ursache wohl aus, denn auf den Bildern der Kameras im Außenbereich „ist nichts zu sehen“. Ob der Ehemann der Toten von der Polizei schon befragt wurde, wisse sie nicht.

Mann wollte Nashorn weglocken

Der 34-Jährige, der selbst Tierpfleger im Zoo ist, war am Dienstag mit der Fütterung beschäftigt, während seine Frau die Nashörner mit einem Insektenstift eincremte. Bei der Pflege der 30 Jahre alten Nashorn-Kuh „Jeti“ kam es dann zum Unfall. „Er hat versucht, das Tier zu vertreiben und in die Außenanlage zu locken, dabei wurde auch er verletzt. Er hat jedenfalls alles dafür getan, seine Frau zu retten“, sagte die Direktorin.

Nashorn wurde mit Insektenstich eingecremt
ORF

Krisenintervention betreut Mitarbeiter

Am „Tag danach“ seien fast alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder zur Arbeit gekommen. Bei einem gemeinsamen Frühstück, an dem auch Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams teilnahmen, habe man den Tag noch einmal Revue passieren lassen, den jeder etwas anders wahrgenommen habe.

„Und wir waren uns einig, dass es im Zoo weitergeht.“ Im Afrika-Bereich, in dem sich die Nashornanlage befindet, wurde eine Gedenkstätte für die 33-Jährige eingerichtet. Viele Kolleginnen und Kollegen hätten schon Kerzen aufgestellt, sagte Grebner.

„Jeti“ bleibt vorerst in Salzburg

Es hätten sich auch Pfleger gefunden, die sich in der Lage fühlen, die täglich notwendigen Arbeiten auch bei den Nashörnern weiter durchzuführen. „Jeti“ bleibt jedenfalls vorerst in Salzburg. Sollten die Pfleger aber sagen, sie könnten mit ihr nicht mehr arbeiten, werde sie in einen anderen Zoo übersiedeln.

Zoo soll am Freitag öffnen, Nashornhaus bleibt zu

Am Mittwoch und am Donnerstag bleibt der Zoo in Hellbrunn bei Salzburg aber noch geschlossen. „Wir brauchen unsere Zeit. Aus heutiger Sicht haben wir am Freitag wieder offen.“ Sie ersuche die Besucher aber um Rücksicht, „die Mitarbeiter wollen nicht auf den Unfall angesprochen werden“. Auch das Kriseninterventionsteam werde noch im Zoo bleiben. Und das Nashornhaus bleibe bis auf Weiteres überhaupt geschlossen.

In Hellbrunn sind 24 Pflegerinnen und Pfleger beschäftigt. Zehn von ihnen können bei den Nashörnern eingesetzt werden, fünf davon machen das regelmäßig.