Beben
APA/AFP/Fadel Senna
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Chronik

Salzburger bei Beben in Marokko

Der Salzburger Hotelier Farid Kachoun hat das verheerende Beben in Marokko in der Nacht zum Samstag hautnah miterlebt. „Ich bin gerade von der Arbeit in meine Wohnung heimgekommen. Dann hat plötzlich alles gewackelt“, schilderte der Betreiber eines Hotels in Marrakesch.

„Es war laut, die Menschen haben geschrien“, so Kachoun zur APA. „Dann war das Internet weg, die Telefonverbindung weg und der Strom fiel aus“, sagte er über die unmittelbaren Momente nach dem Beben. „Ich bin dann sofort zurück zu meinen Gästen. Wir haben bis 03.00 Uhr in der Nacht draußen im Freien gewartet“, sagte der 57-Jährige. „Wir waren alle nervös.“

Vor zehn Jahren von Salzburg nach Marokko

Der gebürtige Marokkaner mit österreichischem Pass kehrte aufgrund einer Erbschaft vor zehn Jahren von Salzburg nach Marrakesch zurück und ist einer von 215 Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreichern dort. Kachoun überstand die Nacht zum Samstag unbeschadet. „Ich und meine Familie hatten Glück. Uns ist nichts passiert. Das Hotel und unsere Wohnung sind in Ordnung“, so der dreifache Vater.

Erdbeben
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Er selbst habe nun vor allem mit den wirtschaftlichen Folgen des Bebens zu kämpfen. „Mir haben zwölf Leute storniert“, sagte Kachoun, der regelmäßig auch Österreicher zu seinen Gästen in Marrakesch zählt. „Ihr Außenministerium hat sie gewarnt, dass es gefährlich sei, jetzt nach Marokko zu fliegen.“

Über 2.000 Tote

Die Situation nach der Naturkatastrophe sei „unglaublich traurig“. „Allein in Marrakesch sind bisher 38 Menschen gestorben“, erzählte er. Landesweit sprachen die Behörden zuletzt von mehr als 2.000 Toten. „Doch in den Bergen ist noch viel mehr zerstört worden, dort sind so viele Leute gestorben“, so Kachoun. Das Epizentrum des Bebens lag gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge. „In manchen Dörfern sind 90 Prozent der Menschen gestorben.“

In Marrakesch habe vor allem die alte jüdische Siedlung im Süden der Medina Schäden durch das Beben abbekommen. „Viele Häuser dort wurden zerstört, auch der Turm einer Moschee“, so Kachoun.

Nachbeben: „Jeder hat noch Angst“

Die Stimmung im ganzen Land sei nun bedrückend, so Kachoun. Dennoch halte nun das ganze Land zusammen. „Alle helfen jetzt zusammen: Kinder, alte Menschen, Familien.“ Er hoffe, dass noch so viele Menschen wie möglich aus den Trümmern gerettet werden könnten, sagt der 57-Jährige. Doch die Furcht vor einer neuen Katastrophe sei ständig präsent im Hinterkopf. Die Bevölkerung sei bereits vor weiteren Nachbeben gewarnt worden. „Jeder hat noch Angst.“

Erdbeben
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Nach dem verheerenden Beben in Marokko mit mindestens 2.000 Toten suchen Rettungsteams weiter nach Überlebenden. Inzwischen sind auch die ersten Einsatzkräfte aus dem Ausland in Marokko eingetroffen. Ein Spezialteam aus Spanien soll die Einsatzkräfte im Land unterstützen. Diese führen einen Wettlauf gegen die Zeit. Erst Sonntagvormittag wurde das Land von einem Nachbeben erschüttert. Mehr dazu in Spanien schickt erste Helfer nach Marokko (news.ORF.at).