Trauriges Kind
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Chronik

Suizidversuche bei Kindern und Jugendlichen verdreifacht

Seit 2018 hat sich die Zahl von Kindern und Jugendlichen verdreifacht, die wegen Suizidversuchen in eine Klinik aufgenommen werden müssen. Darauf weisen Experten angesichts des Welt-Suizid-Präventionstages am Samstag hin.

Expertinnen und Experten der österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (ÖGKJP) schlagen angesichts neuer Zahlen zur Suizidalität bei jungen Menschen Alarm. Daten aus dem klinischen Bereich belegen seit 2018 eine Steigerung bei suizidalen Gedanken und Handlungen bei unter 18-Jährigen um das Dreifache. Die Ausführung – also die Suizide unter Kinder und Jugendlichen – steigen nicht.

Immer jüngere Kinder betroffen

Besonders erschreckend sei, dass immer jüngere Kinder Suizidgedanken haben, sagt Ulrike Altendorfer-Kling von der Kinder-Jugend-Seelenhilfe von Pro Mente Salzburg: „Die Kinder waren so verzweifelt mit ihrer aktuellen Lebenssituation. Sie haben noch kein Todeskonzept und wissen nicht von der Endgültigkeit dieser Entscheidung. Aber sie haben es möglicherweise schon so vorgelebt bekommen.“

Zu wenige Fachärzte

Verschärft werde das Ganze durch die prekäre Bettensituation in den Kliniken und die lange Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz: „Wir haben keine gute Versorgung. Vor allem in den Gebirgstälern ist es schwer zu einer Psychotherapie zu kommen. In Salzburg haben wir einen Facharzt im in den Gebirgsgauen mit Kassenvertrag und in der Stadt Salzburg zwei.“ Experten fordern angesichts der dramatischen Entwicklung, dass die Präventionsangebote drastisch und schnell erhöht werden müssen.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Österreichweit und in den Bundesländern gibt es Anlaufstellen, die Rat und Unterstützung im Krisenfall anbieten.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.

Die Betroffenen und deren Angehörige würden aus „Angst vor Stigmatisierung“ Hilfe oft zu spät in Anspruch nehmen. In Salzburg würden Menschen aus ländlichen Gebieten oft zwei Stunden Fahrtzeit in Anspruch nehmen, um zu einem Facharzt zu gelangen.

Altendorfer-Kling berichtete auch von einer Häufung an vollendeten Suiziden Jugendlicher im Zeitraum Oktober 2022 bis März 2023 in der Stadt Salzburg. Bei der Kids-Line, einer Telefonseelsorge für Kinder und Jugendliche, gab es mehr als eine Verdreifachung der Chatanfragen und Telefonate seit der Covid-19-Pandemie.