Hitze, Unwetter und das Abschmelzen der Gletscher lassen unsere Berge bröckeln – im Hochgebirge kommt es dadurch vermehrt zu den Steinschlägen. Ein Felssturz im Juni in Tirol, bei dem ein Gipfel halb abbrach, ist nur ein besonders spektakuläres Beispiel für diesen Trend.
Das Risiko für Steinschläge entlang von Wanderwegen will der Landesgeologische Dienst jetzt mit einem eigenen Berechnungsmodell minimieren. Diese Gefahr wird dabei erfasst und bemessen – so beispielsweise geschehen auf dem Hochkogelsteig im Tennengebirge oberhalb der Eisriesenwelt bei Werfen (Pongau).
„Das Neue ist: Wir legen dieses Risikotool der Landesstraßen jetzt auf Wanderwege um“, sagt Gerald Valentin vom Landesgeologischen Dienst Salzburg. „Das heißt, wir gehen ganz konkret auf untergeordnete Verkehrswege und untersuchen an diesen Wanderwegen das individuelle Todesfallrisiko. Das heißt: die Wahrscheinlichkeit, dass jemand durch Steinschlag, durch Felssturz auf diesem Weg ums Leben kommt.“
Steinschlagszenarien und Begehungszahlen als Faktoren
Dazu müssen geologische Bemessungen und Erfahrungswerte herangezogen werden, erläutert Valentin: „Es wird einfach geschaut im Gelände, welche Szenarien an Steinschlägen können stattfinden, wie oft finden Steinschläge statt, wie groß sind die Steine, wie hoch sind die Energien. Das sind sozusagen diese geologischen Faktoren. Und dem gegenüber wird gesetzt die Begehungszahlen des Weges, wie viele Leute sind auf diesem Weg unterwegs, wie oft sind dort einzelne Leute unterwegs, mit welcher Geschwindigkeit sind sie unterwegs und genau diese zwei Faktoren werden miteinander verknüpft.“
Für Wegeerhalter „Sicherheit verschaffen“
Das Programm ist für Wegeerhalter und Geologische Dienste gedacht. Es soll vor allem Wegeerhaltern zeigen, wo noch Aufholbedarf ist und wo die Wege bereits für die jeweilige Zielgruppe sicher genug sind.
„Wir haben mit diesem Tool auch gesehen, dass unsere bisherige Arbeit sehr positiv war und auch schon sehr sicher war“, sagt Sophia Burtscher von den Naturfreunden Salzburg. „Aber die Bestätigung braucht man trotzdem. Es geht darum, dass wir uns Sicherheit verschaffen und dass unsere Wegeerhalter von den Naturfreunden ihre Arbeit noch besser umsetzen können und die kritischen Bereiche besser betrachten können und sicherer machen können.“
Programm für alpine Gefahrenzonen
Landesgeologen erfassen in Zukunft die Steinschlaggefahr auf Wanderwegen, um Wegeerhalter darüber zu informieren, wann und wo entlang der Wanderwege Steine von oben herunter brechen können.
Akzeptables Risiko je nach Lage unteschiedlich
Für jeden Wanderweg muss das Risiko für einen Steinschlag individuell bemessen werden. Sind viele Menschen unterwegs, die kaum alpine Erfahrungen haben, muss die Sicherheit entlang der Wege besonders hoch sein.
Auf Wegen im hochalpinen Gelände kann das Risiko auch höher sein. Denn all jene, die dort unterwegs sind, müssen ohnehin erfahrene Alpinisten sein, die selbst die Situation einschätzen können. Ein Beispiel sei eben der Hochkogelsteig, sagt Geologe Valentin: „Wir haben jetzt hier den Steig mit dem Risikotool untersucht und man sieht ganz deutlich, dieser schwere Wanderweg weist ein Risiko auf, das akzeptabel ist. Das heißt, bei diesem Weg gibt es für die Naturfreunde keinen Handlungsbedarf, das Risiko ist in einem akzeptablen Bereich.“
Ein Jahr lang arbeitete der Landesgeologische Dienst Salzburg an dem Programm. Ab Herbst soll es auch in anderen Bundesländern eingesetzt werden.