Baustelle Kraftwerk Stegenwald
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Wirtschaft

Öffentliche Hand rettet Baubranche aus Krise

Österreichweit arbeiten 350.000 Menschen in mehr als 40.000 Firmen im Baugewerbe. Laut der Branche sinken vor allem bei Privatbauten vor allem angesichts steigender Rohstoff- und Lohnkosten, sowie hoher Kreditzinsen die Auftragszahlen. Öffentliche Großprojekte erweisen sich daher derzeit als besonders wichtig für die Unternehmen.

Es sind öffentliche Großbaustellen wie der Abriss und Neubau des Landesdienstleistungszentrums (LDZ) beim Salzburger Hauptbahnhof, die derzeit die Baubranche am Laufen halten, denn andere Bereiche schwächeln, sagt Bauunternehmer Matthias Moosleitner, der Firmen in Salzburg und Saaldorf (Bayern) betreibt.

„Der landläufige Häuslbauer ist fast ganz weggefallen. Ich würde sagen fast 90 Prozent Minus. Das kann sich momentan keiner leisten. Bauträgerbau macht momentan die Hälfte aus – Tendenz weiter nach unten drückend, weil auch keine Kunden da sind, die sich eine Wohnung zu den jetzigen Gegebenheiten leisten können“, sagt Moosleitner. Relativ gut, wie auf dem Stand der vergangenen Jahre laufe der Infrastrukturbau der öffentlichen Hand, so Moosleitner, der drei Viertel seines Firmenumsatzes in Salzburg macht.

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Baustelle Kraftwerk Stegenwald
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Ein Auftragsvolumen von gut 90 Millionen Euro sichert die Baustelle des Kraftwerks Stegenwald
Visualisierung Neubau Landesdienstleistungszentrum
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Der Neubau des Landesdienstleistungszentrum beim Salzburger Hauptbahnhof garantiert gut 200 Millionen Euro Aufträge
Abbruch Porschehof für Baustelle Landesdienstleistungszentrum
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Bereits der Abbruch des ehemaligen Porschehof für die Baustelle des Landesdienstleistungszentrums war ein Großauftrag
Frisch betoniertes Gebäude mit Fensteröffnung
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Private Bauherren müssen derzeit viele Projekte aus Geldmangel verschieben
Baustelle mit Stahlbeton-Geschoßdecke
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Auch im geförderten Wohnbau können aktuell viele Projekte aus Kostengründen nicht umgesetzt werden
Bauarbeiter rührt Mörtel an
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An Aufträgen für Sanierungen etwa in der Salzburger Altstadt mangelt es nicht, im Gegensatz zu Fachkräften

Großprojekte sichern Grundauslastung der Bauunternehmer

Dabei sind Großaufträge wie der Bau des Salzach-Kraftwerks Stegenwald in Werfen (Pongau) extrem wichtig. „Gerade in der jetzigen Zeit, wenn man sagen kann, man hat auf zwei Jahre im Voraus eine gesicherte Grundauslastung. Da kann man schon mit ruhigen Gewissen in die Zukunft sehen“, sagt Moosleitner.

Auf Großaufträge setzt auch die Wagrain Bau GmbH. 140 Mitarbeiter sind hier beschäftigt, Firmenchef Peter Dertnig ist auch Bauinnungsmeister. Die Zahl der Mitarbeiter werde nicht steigen, fürchtet er. Allerdings nicht, weil es an Aufträgen mangle. „Ich rechne, dass wir gleich bleiben, weil du kriegst keinen. Wir sind froh, die altersbedingte Fluktuation auszugleichen. Wir bilden sehr viele Lehrlinge aus“ sagt Dertnig.

Öffentliche Hand rettet Baubranche aus Krise

Arbeitskräftemangel und geförderter Wohnbau bremsen

Ein Sonderfall in der Salzburger Baubranche sind Umbauten und Sanierungen vor allem in der Salzburger Altstadt. Einen Einbruch bei den Aufträgen spürt man hier nicht. „Unsere Auftragsbücher sind voll, aber das Problem ist eher der geförderte Wohnbau, der nicht ausgeführt wird. Da hängen natürlich die Firmen“, sagt dazu Stadtbaumeister Harald Haubner.

Qualifizierte Mitarbeiter sind vor allem bei Spezialfirmen Mangelware. Zusätzliche Kräfte zu finden, ist fast unmöglich. „Wir sind so weit sehr gut aufgestellt – bis auf den Mitarbeitermangel“, sagt Haubner.

LDZ und Kraftwerk garantieren 290 Millionen Euro Umsatz

Ein besonders beliebter Auftraggeber des heimischen Baugewerbes ist daher derzeit jedenfalls die öffentliche Hand. Landesbaudirektor Daniel Burtscher weiß um die Bedeutung der Landesaufträge: „Das Landesdienstleistungszentrum ist natürlich ein Jahrhundertprojekt. Ich glaube nicht, dass es im Bereich des Hochbaus nochmals so eines geben wird. In der Straßeninfrastruktur haben wir sehr stark in den letzten Jahren investiert. Ich glaube, dass wir auf diesem Niveau bleiben werden“, sagt Burtscher. Wie wichtig diese öffentlichen Großaufträge sind, zeigen zwei Zahlen: Beim Kraftwerk Stegenwald werden 90 Millionen Euro verbaut. Beim neuen Landesdienstleistungszentrum sind es 200 Millionen Euro.