Die heftigen und stundenlangen Regenfälle seit Montagfrüh führten zu teils großflächigen Überflutungen. Die Experten sprechen für Mittersill (Pinzgau) und Bad Hofgastein (Pongau) von einem 30-jährlichen Hochwasser.
Die Wetterlage sei sehr außergewöhnlich gewesen, sagte der Leiter des Hydrografischen Dienstes des Landes Salzburg, Harald Huemer: „Wir haben selten die Kombination aus starken Regenfällen im Oberpinzgau und zeitgleich in den südlichen Bereichen des Pongau.“
Flugbilder aus dem Rauriser Tal:
Normalerweise kämen Regenfronten von Nordwesten und würde vor allem im Norden des Landes Salzburg abregnen: „Diesmal gab es eine direkte Anströmung aus Süden. Das habe ich in dieser Form, und ich bin nun schon zwei Jahrzehnte dabei, noch nicht erlebt“, sagt Huemer.
Salzach trat bei St. Johann und Bischofshofen über die Ufer
Die Pegelstände sind im Lauf des Dienstags deutlich zurückgegangen. Die Wassermassen aus Gastein sorgten allerdings in der Nacht in St. Johann und Bischofshofen für Überflutungen. Dort trat die Salzach über die Ufer.
Nachteinsatz für mehr als 200 Feuerwehrleute
Mehr als 200 Feuerwehrleute waren alleine in den beiden Pongauer Stadtgemeinden im Einsatz. Besonders stark betroffen war der St. Johanner Ortsteil Urreiting, sagt der Salzburger Landesfeuerwehrkommandant Günter Trinker: „Hier hat es im Laufe des frühen Morgens sozusagen einen Schichtwechsel gegeben. Da werden die Pumparbeiten fortgesetzt.“ Die Feuerwehrleute mussten viele Keller auspumpen.
Außerdem war in St. Johann ein Gewerbegebiet von den Überflutungen betroffen. Feuerwehrleute und Mitarbeiter eines Entsorgungsbetriebes konnten verhindern, dass dort Wasser eindringt und Schadstoffe in die Salzach gelangen.
Pass Lueg, Tauern: Noch Bahnsperre
Die Bahnstrecke beim Pass Lueg (Pongau) ist wegen des Salzach-Wasserstandes noch bis Dienstag, 18.00 Uhr, blockiert. Für den ÖBB-Fernverkehr gibt es deshalb einen Schienenersatzverkehr zwischen Golling (Tennengau) und Bischofshofen. Für den Zug-Regionalverkehr fahren Ersatzbusse zwischen Golling und Werfen. Die ÖBB-Tauernstrecke zwischen Schwarzach-St. Veit (Pongau) und Böckstein (Pongau) wird dagegen schon früher – gegen 14.00 Uhr – freigegeben.
Die Straßensperren konnten schon im Lauf der Nacht und in der Früh aufgehoben werden – bei der Gasteiner Straße (B167) oder der Salzachtalstraße (B159).
Noch viel zum Auspumpen und Aufräumen
Die Aufräumarbeiten nach den Unwettern laufen im Pongau: So werden zum Beispiel in Bad Hofgastein oder Bad Gastein weiter Keller ausgepumpt. Allerdings stehen noch Flächen unter Wasser – wie zum Beispiel der Park in Bad Hofgastein oder die Tennisplätze im Ort.
Rauris: Rückhaltebecken voll
Im Pinzgau entspannte sich die Lage die Nacht über – allerdings gebe es im Bezirk nach wie vor zwei kritische Bereiche, sagte der Katastrophenschutzreferent Manfred Höger von der BH Zell am See Dienstagfrüh: Zum einen das hintere Rauriser Tal ab Bucheben. Das Rückhaltebecken in Rauris ist voll mit schlammigem Wasser. Mitten im Retentionsbecken stehen Bäume und landwirtschaftliche Hütten – sie sind zum Teil fast völlig unter Wasser.
Im Raurisertal soll das Schadensausmaß jetzt aus der Luft untersucht werden, „damit man sich ein Bild von der Gesamtlage machen kann“, sagt Höger.
Mittersill und Niedernsill als Hotspots im Oberpinzgau
Der zweite kritische Bereich ist im Oberpinzgau: Wegen des hohen Pegels der Salzach mussten die Mittersiller Hubbrücke gehoben und Retentionsbecken geflutet werden. Zudem mussten in der Oberpinzgauer Stadtgemeinde drei Personen per Drehleiter vorsorglich aus Häusern geborgen werden, weil die Benützung einer Brücke zu gefährlich gewesen wäre.
Schäden an Pinzgauer Lokalbahn
Gegen Mitternacht meldeten die Feuerwehrleute weitere Schäden dann in Niedernsill, schildert Manfred Höger. Hier brach ein Salzachdam – mehr dazu in Niedersill: Dammbruch bei Bahnbaustelle (salzburg.ORF.at; 29.8.2023).
In Niedernsill mussten auch rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Ferienlagers in Sicherheit gebracht werden. Laut dem Katastrophenschutzreferenten gabe es zusätzlich zum Dauerregen punktuell starke Niederschläge durch Gewitterzellen, deswegen seien die Schäden lokal so groß.
Pegel: Höchststände Montag am späteren Abend
Der Höhepunkt der Pegelstände der Salzach und ihrer Zubringer war laut Meldesystem des hydrografischen Dienstes im Land Salzburg Montag in den späteren Abendstunden erreicht. Bei der Messstelle Wallnerau im Pongau wurde mit 5,2 Metern Wasserhöhe sogar die Alarmstufe zwei überschritten. In der Stadt Salzburg war der Höchststand mit 7,3 Metern bei der Messstelle Makartkai erreicht. Die aktuelle Lage ist beim Hydrografischen Dienst des Landes Salzburg zu sehen.
Über 1.500 Feuerwehrleute im Einsatz
Landesweit waren laut Feuerwehrverband zwischen Montag- und Dienstagfrüh mehr als 1.500 Feuerwehrfrauen und -männer bei 332 Einsätzen von 60 Feuerwehren gefordert.