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Kultur

Zu wenig Barrierefreiheit: Kritik an Kultureinrichtungen

Kunst- und Kulturbereich seien zu wenig barrierefrei, kritisieren Behindertenvertreter. Darunter auch die Salzburger Festspiele – wo es ermäßigte Tickets für Begleitpersonen gebe, nicht aber für Betroffene. Fördergelder für Kultur müssten an Barrierefreiheit gebunden werden, so die Forderung.

Barrierefreiheit wird in Salzburgs Kunst- und Kultureinrichtungen unterschiedlich umgesetzt. Geht es nach Behindertenvertretern, wird aber insgesamt immer noch zu wenig getan. Zuletzt ist auch Kritik an den Salzburger Festspielen aufgekommen.

Demnach würden Menschen, die im Rollstuhl sitzen, vergünstigte Karten bekommen, Menschen, die gehörlos oder blind sind, aber nicht: „Die Rollstuhlplätze selbst sind gar nicht ermäßigt. Die haben fixe Preise je nach Veranstaltungsort und Veranstaltung zwischen 15 und 55 Euro. Ermäßigt sind die eingetragenen Begleitpersonen, also diejenigen, die zusätzlich benötigt werden, um die Veranstaltung besuchen zu können“, sagt der Kaufmännische Direktor der Salzburger Festspiele Lukas Crepaz. Das gelte auch für gehörlose und blinde Menschen.

Den Festspielen sei der barrierefreie Zugang ein großes Anliegen. Beim Bau des „Hauses für Mozart“ und bei der Sanierung der Felsenreitschule seien
entsprechende Maßnahmen gesetzt worden, so Crepaz: „So gibt es in der Felsenreitschule und im Haus für Mozart unter anderem Induktionsschleifen für Menschen mit Hörbeeinträchtigung. In jedem Haus gibt es weiters definierte Rollstuhlplätze, die je nach Spielstätte, Platz und Veranstaltung zwischen 15 und 55 Euro Normalpreis kosten.“

Rollstuhlfahrer mit eingetragener Begleitperson könnten in unmittelbarer Nähe einen Platz für die Begleitung zum ermäßigten Preis buchen. Die Ermäßigung gelte daher für die zusätzlich erforderliche Begleitperson, betont der Kaufmännische Direktor.

Blinde fühlen sich benachteiligt

Der Salzburger Behindertenverband sieht aber bei den Opernproduktionen noch Aufholbedarf. „Ich wäre schon für eine generelle Ermäßigung, weil mir fehlt ja der visuelle Eindruck. Somit habe ich eigentlich nur 50 Prozent vom Kulturgenuss und in Salzburg gibt es ja kaum bis gar keine Veranstaltungen mit Audiodeskription. Das ist die akustische Bildbeschreibung“, sagt der Obmann des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Josef Schinwald.

Die Stelle für Integration beim Land hat dazu im Mai einen Aktionsplan erstellt. Neben der Kultur sind neun weitere Lebensbereiche darin erfasst. Einer der konkreten Verbesserungsvorschläge ist etwa eine eigene Kultur-App, in der Informationen zur Barrierefreiheit enthalten sind. „Wenn wir in ein Museum gehen und Kultur erleben, dann sollen Vermittlungsprogramme barrierefrei gestaltet werden. Auch Menschen mit Behinderungen sollen da als Kulturguides mit involviert werden“, meint Beatrice Stadel von der Abteilung für Soziales beim Land Salzburg.

Förderung an Barrierefreiheit knüpfen

Eine weitere Idee sei ein inklusiver Kulturveranstaltungsort: „Das heißt Community Arts auf Englisch. Das bedeutet, dass ein mobiles Kulturzentrum entwickelt werden soll“, meint Stadel. Vorgaben zur Barrierefreiheit gibt es für den Bezug von Fördergeldern des Landes bisher noch nicht. Aber genau das fordern Behindertenvertreter: „Ich würde mir schon wünschen, dass die öffentliche Hand, also Stadt und Land Salzburg, an die Subventionen auch gewisse Bedingungen knüpft. Das könnten zum Beispiel Ermäßigungen sein, Begleitperson frei oder 50 Prozent“, so der Obmann des Blinden- und Sehbehindertenverbandes.

Die Landesregierung muss dem Aktionsplan jetzt noch zustimmen, dann soll er in die Umsetzung gehen.