Bergretter planen ihre Aktion
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Chronik

Ignoranz auf dem Berg und am See nimmt zu

Einen deutlichen Anstieg an Einsätzen mit Hobbysportlern verzeichnen die Rettungsorganisationen: sowohl am See als auch auf dem Berg. Dabei fällt auf, dass oftmals schlechte Wettervorhersagen von Freizeitsportlern ignoriert werden.

Am Dienstag sind etwa mehrere Insassen von Booten am Obertrumer See in Seenot geraten und mussten von der Wasserrettung in Sicherheit gebracht werden. Zieht ein Gewitter am See auf, werden die Sturmwarnlampen aktiviert: Das sind große orange Blinklichter, die 60-mal pro Minute blitzen.

Warnleuchten werden oftmals ignoriert

Nicht allen sind diese Warnleuchten aber geläufig, und so wurden bei den aufziehenden Gewittern in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder die Warnleuchten ignoriert, oftmals aus Unwissenheit, sagte Michael Pacher von der Salzburger Wasserrettung: „Viele Wassersportler und Touristen kennen das nicht, kennen auch die Wettersituation auf dem See nicht und unterschätzen diese. Und dann versuchen wir, sie noch zusätzlich mit unseren Einsatzmannschaften zu warnen.“

Wichtig sei sowohl für Schwimmer, Stand-up-Paddler, Segler und Surfer, bei Heranziehen eines Unwetters bzw. aktivierten Sturmwarnleuchten sofort das nächstgelegene Ufer aufzusuchen. Außerdem sollte vor einem Ausflug auf das Wasser die Wetterlage geprüft werden.

Auch Bergrettung stark gefordert, widrigste Bedingungen

Auch die Bergretter waren heuer schon oft mit „in Not Geratenen“ konfrontiert, die vom Wetter überrascht worden sind, schilderte Manfred Grabner, Ortsstellenleiter der Bergrettung in Strobl: „Wir merken schon, dass jetzt vor allem die tödlichen Unfälle aufgrund der rutschigen Verhältnisse, der Schneelagen, der momentanen Hagelgewitter oder was da so gekommen ist, dass alles sehr viel mehr geworden ist. Und dass wir da auch sehr gefordert wurden, bei schlechtesten, widrigsten Bedingungen in den Einsatz zu gehen, auch in den Nachtstunden.“

Soziale Netzwerke treiben viele in gefährliche Situationen

Oftmals sind Wanderer auch schlecht ausgerüstet und beherzigen nicht, dass es auch im Sommer im alpinen Gelände rasch kalt werden kann. Tourenplanung, in die die Wettervorhersage natürlich auch einbezogen werden muss, findet häufig nicht statt.

Außerdem fehle oft die alpine Erfahrung, so Grabner: „Sie kommen speziell aus den nördlichen und östlichen Nachbarländern und wollen einfach schnell schöne Touren, ein Programm abspulen, wollen schöne Bilder haben, wollen diese auf Social-Media-Plattformen posten, Instagram, TikTok, Facebook etc., und haben einen enormen Druck, speziell die jungen Leute, hier etwas zu präsentieren. Und damit steigt natürlich die Risikobereitschaft, hier weiter zu gehen, höher zu gehen, bei schlechterem Wetter zu gehen, oder wenn es einmal Schnee oder Eis hat, trotzdem noch hoch zu steigen, um schöne Bilder zu haben.“

Einsatzkräfte setzen auf Zivilcourage

Die ehrenamtlichen Rettungskräfte betonen, wie wichtig Zivilcourage ist: Wird beobachtet, dass jemand trotz schlechter Wettervorhersage oder zu spät unterwegs ist, gelte es, die Personen anzusprechen und vor dem schlechten Wetter zu warnen.