Die Buhlschaft trägt heuer Rot, leuchtendes Korallenrot. „Ein sehr vitales Rot“, sagt Schauspielchefin Bettina Hering von den Salzburger Festspielen. Die legeren Kostüme für die Neuinszenierung des „Jedermann“ wurden nun präsentiert. Auch der Jedermann ist heuer kein prachtvoller Pfau.
APA/Barbara Gindl
APA/Barbara Gindl
Kultur

Jedermann: Maertens zeigt Verständnis für Klimaaktivisten

Aktivisten der sogenannten „letzten Generation“ haben Freitagabend lautstark die Premiere des Jedermann im Großen Festspielhaus gestört. Jedermann Michael Maertens zeigte Verständnis – er sei „für jede Störung zu haben“. Generell stieß die Premiere auf gemischte Reaktionen.

Während des Auftrittes der Tischgesellschaft machten die Klimaaktivisten mit Zwischenrufen aus dem Publikum auf sich aufmerksam. Die Aktivisten wurden von Mitarbeitern der Festspiele umgehend aus dem Saal gebracht, und verbreiteten ihre Aktion anschließend auf Twitter.

Auf Bühne wurde weitergefeiert

Auf der Bühne zeigte man sich wenig beeindruckt und feierte in bunt-frivolen Kostümen weiter, während Jedermanns von Maertens intensiv verkörperter Verfall begann und die Buhlschaft dank eines Body-Doubles nahtlos zum Tod wurde. Die Festspiele bestätigen, dass es sich bei den Zwischenrufen um eine nicht geplante Aktion von Aktivisten und nicht etwa um eine Inszenierung gehandelt hat. Die Festivalleitung war aber zu einer weiteren Stellungnahme Freitagabend nicht bereit.

Buhlschaft und Jedermann zeigten Verständnis für Aktion

Sowohl Jedermann-Darsteller Michael Maertens als auch Buhlschaft-Darstellerin Valerie Pachner zeigten Verständnis für die Klimaaktivisten: „Wir zitieren sie ja auch in unserem Stück und deshalb finde ich es total richtig. Dafür ist das Theater als Ort auch da, dass Dinge, die im Moment passieren, reflektiert werden“, sagte Pachner.

Jedermann Maertens: „Bin für jede Störung zu haben“

Jedermann-Darsteller Maertens war überrascht, wie schnell die Klimaaktivisten aus dem Großen Festspielhaus gebracht wurden: „Ich hoffe es geht ihnen gut. Ich habe vollstes Verständnis dafür. Ich verstehe, dass man im Moment auf der Welt empört ist, und man Angst und Sorgen hat. Deshalb bin ich für jede Störung zu haben.“ Die Vorstellung konnte anschließend ohne Unterbrechung weiterlaufen.

Premiere: Freundlicher Applaus, gemischte Reaktionen

In seiner Neuinszenierung hat Michael Sturminger die Disruption zum Programm gemacht und setzt den neuen Jedermann Michael Maertens und seine Buhlschaft Valerie Pachner in eine düstere Welt der Klimakrise. Begeisterungsstürme blieben bei der wetterbedingt ins Festspielhaus verlegten Premiere am Freitag aus. Die Premiere stieß auf gemischte Reaktionen – Michael Maertens brillierte als neuer Jedermann.

Gern als „wichtigste“ kleine Partie beschrieben und früher schon öfter größer gemacht, ist die Buhlschaft jetzt wieder eine kurze Nebenrolle – Pachner bekommt ihren großen Auftritt aber auch noch als Tod. Wie ein unheimlicher Todesengel besucht sie den Jedermann, lässt ihm eine kurze Chance zur Läuterung und nimmt ihn letztlich doch mit sich. Ein sanfter Schlafes Bruder, mit einem erlösenden Kuss am Ende schließt sich der Kreis, erschließt sich die Doppelbesetzung – mehr dazu in: „Jedermann“ in der Klimaapokalypse.

Maertens und Kreibich erhielten größten Jubel

Während die Inszenierung selbst nach der zweistündigen Premiere nur freundlichen Applaus einheimste, war es vor allem Mirco Kreibich als im Gold-Tütü herumwirbelnder Mammon und sein Pech nicht fassen könnender Schuldknecht, der neben Maertens den größten Jubel einfuhr. Auch das Ensemble erntete viel Applaus. Großer Jubel aber blieb aus.