E-Auto-Ladestation
ORF.at/Georg Hummer
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Wirtschaft

E-Autos weiter Ladenhüter

Salzburgs Autohändler kämpfen weiter mit Verkaufsproblemen. Im ersten Halbjahr 2023 gab es zwar ein Plus wegen alter Bestellungen. Der Verkauf von E-Autos läuft bei Privatkunden schleppend. In Deutschland musste der VW-Konzern deren Produktion zurückfahren – nach einer Krisensitzung des Managements.

Gut 23.000 Elektrofahrzeuge wurden bundesweit im ersten Halbjahr 2023 neu zugelassen. Der Großteil davon waren aber Firmenfahrzeuge. Bei Privatkunden sei nach wie vor große Zurückhaltung zu spüren – trotz diverser Förderungen, heißt es aus dem Handel. Potenzielle Kunden beteonen, die Preise seien im Vergleich zu Verbrennern sehr hoch. Dazu kämen Probleme bei der Stromversorgung auf längeren Reisen und die stark gestiegenen Strompreise. Weiters seien die allgemeine Inflation und die Konkurrenz aus China und den USA große Hürden für den Absatz europäischer E-Autos.

Von „fatalen Entwicklungen“ berichteten VW-Händler, die nicht namentlich genannt werden wollen, gegenüber dem Handelsblatt.

Von Rekorden vor den Lockdowns weit entfernt

Insgesamt 250.000 neue Autos – elektrisch und fossil angetrieben – will die Branche österreichweit heuer verkaufen. Von den Rekorden vor dem Lockdown-Jahren ist man damit aber ein gutes Stück entfernt. Aktuell lebe man vom Abbau des bestehenden Auftragsbestandes, sagt Hans Peter Schützinger, Chef des größten europäischen Autohändlers, der Porsche Holding mit Sitz in Salzburg.

Der Auftragsbestand schmelze angesichts immer kürzerer Lieferzeiten und der starken Zurückhaltung beim Kauf überproportional ab, ergänzt der Manager. Die fetten Jahre im Autohandel seien vorbei. Das deutlich höhere Rabattniveau sei nur eines der Indizien dafür.

„Viele Vorziehkäufe“, Inflation schreckt Käufer ab

Es werde zunehmend zäh, sagt Schützinger: „Also erstens einmal waren sehr viele Vorziehkäufe, das heißt, die Leute haben schon im Vorhinein bestellt. Dazu kommt jetzt eine doch leichte wirtschaftlich unsichere Situation, eine politisch unsichere Situation mit einer Inflation, die im letzten Jahr sehr hoch war und die aber im heurigen Jahr auch noch sehr hoch ist.“

Der VW-Konzern mit all seinen Marken hat in Österreich einen Marktanteil von gut 40 Prozent. Die Einschätzung des Branchen-Riesen wird aber auch von Josef Nußbaumer, Obmann des Fahrzeughandels in Salzburg, geteilt: „Wir haben doch sehr viele vom vorigen Jahr, die Lieferzeiten haben sich ja voriges Jahr verlängert und die Autos kommen jetzt. Es wird wieder mehr produziert und deswegen konnten wir auch im ersten Halbjahr relativ gut ausliefern. Allerdings ist der Verkauf etwas rückläufig und wir haben nicht die Auslieferungszahlen für das zweite Halbjahr, soweit erwarten wir das.“

Probleme beim Neuwagenabsatz – vor allem bei E-Autos

Nußbaumer erklärt sich diese Zurückhaltung mit einer „gewissen Verunsicherung, natürlich haben wir das Thema Inflation. Wir wissen, dass alles etwas teurer ist, es wird sehr genau überlegt, was gekauft wird und die Fahrzeuge sind teurer geworden. Allerdings gehen die Hersteller her und versuchen jetzt mit sehr interessanten Angeboten den Kunden wieder ins Boot zu holen.“

„Reine E-Mobilität noch nicht so stark“

Von teils zweistelligen Rückgängen bei einzelnen Modellen berichtet man auch bei Mercedes. Günter Graf, Geschäftsführer des Mercedes-Importeurs Pappas Automobil hofft doch auf gute Geschäfte: „Relativ stark ist nach wie vor das hochpreisige Segment, das Premium-Segment. Die anderen Segmente sind sehr unterschiedlich. Was noch nicht so stark ist, ist die reine E-Mobilität.“

Elektro-Mobilität als Rettungsanker beim Verkauf von Neufahrzeugen also eher eine Fehlanzeige? Thomas Otter, Neuwagen-Verkaufsleiter bei BMW Frey sagt dazu: „Um den Daumen sagen wir immer, etwa ein Viertel ist elektrisch, ein Viertel sind Hybriden und eine Hälfte ist klassisch mit Benzin oder Diesel betrieben. Und da eher noch der Diesel, das ist richtig.“

E-Auto-Förderungen für Firmen fielen weg

Elektrofahrzeuge werden zu gut 80 Prozent von Firmen gekauft. Doch auch hier droht eine Stagnation – ebenso wie bei Privatkunden, sagt Pappas-Geschäftsführer Graf: „Heuer geht es deutlich zurück, weil die Förderungen im gewerblichen Bereich reduziert bzw. gestrichen wurden. Beim Privaten stagnieren die Zahlen durchaus, auch wenn es Förderungen gibt, aber es gibt noch relativ viele Unsicherheiten im Privatsektor.“

Die Probleme beim Verkauf von Neuwagen sind allerdings keine rein österreichischen, weiß Porsche-Holding-Chef Schützinger: „Es trifft im Wesentlichen alle europäischen Märkte, wenngleich es hier natürlich unterschiedliche Inflationsraten gibt. Hohe Strompreise gibt es auch in vielen Ländern und das trifft uns natürlich hier beim Elektroabsatz.“

Wieder Rabatte für Kunden

Für den Kunden hat das alles aber auch positive Folgen: es gibt wieder Rabatte bis zu 20 Prozent. In Salzburg spielt die Kfz-Branche wirtschaftlich traditionell eine starke Rolle. Fast 7.500 Menschen sind hier direkt beschäftigt. Es gibt beinahe 1.000 Autohändler und 750 Werkstätten.