Bergführer mit zwei Bergsteigern auf schneebedecktem Grat
Walter Zörer
Walter Zörer
wirtschaft

Bergführer suchen dringend Nachwuchs

Der Andrang auf die höchsten Berge in den Alpen, die Drei- und Viertausender, ist so groß wie nie zuvor. Salzburgs Bergführer werden richtiggehend gestürmt, und geführte Touren sind mittlerweile oft überbucht – auch weil Personalmangel herrscht.

„Hochtouren auf den Großglockner und Großvenediger in den Ostalpen boomen extrem. In den Westalpen ist auf dem Matterhorn und der ‚Spaghetti-Runde‘ besonders viel los“, so der Pinzgauer Bergführer Bernhard („Berni“) Egger, Ausbildungsreferent beim Salzburger Bergsportführerverband, im APA-Gespräch. „Nach der Corona-Pandemie ist der Drang noch größer geworden, diese Berge zu besteigen. Die Leute haben gemerkt, wie viel ihnen das bedeutet. Aber ohne längerfristige Buchung ist es schwierig, im Hochsommer noch einen Bergführer oder eine Bergführerin zu bekommen.“

Sicherheit wird immer wichtiger

Das Thema Sicherheit auf dem Berg gewinnt immer mehr an Bedeutung und erhöht die Nachfrage. Die Lawinengefahr ist für einen Laien schwer einzuschätzen, und beim Erklimmen von ausgesetzten Felsgraten fühlt man sich am Seil sicherer. Auch der Klimawandel und seine Auswirkungen erhöhen den Wunsch, mit einem international anerkannten, staatlich geprüften Berg- und Skiführer den hochalpinen Raum zu erkunden.

Die zunehmend milden Temperaturen lassen den Permafrost, der das Gestein zusammenhält, auftauen und das Gletschereis abschmelzen. Die Folge: erhöhte Steinschlag- und Spaltensturzgefahr. Gewisse Wege sind nicht mehr begehbar. Schnee- bzw. Eisbrücken über Gletscherspalten verlieren an Tragkraft oder brechen gänzlich weg. „Manchmal kommt es vor, dass wir während der Tour neue Wege suchen müssen. Da sind gute Gebietskenntnisse von Vorteil“, sagt Egger.

Klimawandel macht Touren gefährlicher

Im Sommer 2022 legten Bergführer in Kooperation mit der Kürsingerhütte und dem Alpenverein an der Großvenedigerscharte auf rund 3.400 Meter Seehöhe wie schon einige Jahre zuvor eine Leiter, weil sich die Gletscherspalte meterweit geöffnet hatte. Der Aufwand hat sich auch für die Bergführer erhöht. „Die Leute müssen zusätzlich gesichert werden“, erzählt der 37-jährige Bramberger, der auch im Ausbildungsteam der staatlich geprüften Berg- und Skiführer tätig ist. Für einige Aspiranten sorgte die Überquerung der tiefen Kluft für Nervenkitzel.

Die Spaltensturzgefahr hat das Interesse von Alpinisten erhöht, ihre seiltechnischen Fähigkeiten auf Gletscherkursen zu verbessern. Doch auch hier heißt es immer öfter: Alles ausgebucht, bitte auf das nächste Jahr warten. Die Lage spitzt sich auch deshalb zu, weil einige der 170 Bergführer in Salzburg, davon fünf Frauen, wegen des fortgeschrittenen Alters weniger Buchungen annehmen oder bald in Pension gehen.

Nachwuchsförderungsprogramm

Mit einem Nachwuchsförderungsprogramm will man dem Mangel gegensteuern. Am 30. September ist deshalb ein Klettertag mit Informationen über die Berg- und Skiführerausbildung geplant. Die Ausbildung zum Bergsportführer dauert insgesamt dreieinhalb Jahre. „Mitzubringen sind ein hohes Maß an Eigenkönnen und alpiner Erfahrung“, steht im Referenzhandbuch der österreichischen Berg- und Skiführerausbildung. Die Anforderungen sind laut Egger hoch, „aber absolut nicht unerreichbar“.