Der Elternbrief einer Salzburger Mittelschule verlangt, dass Eltern darauf achten, dass ihre Töchter nicht in „extrem“ kurzer Kleidung zur Schule gehen, und droht bei Verstößen damit, den Schülerinnen „neutrale“ XXL-Shirts überzuziehen. „Uns liegt ein extrem irritierendes Schreiben vor, das uns eine Mutter zur Verfügung gestellt hat. Darin fordert die Direktorin, dass Mädchen sich ‚adäquat‘ kleiden sollen“, sagt ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Petra Berger-Ratley.
Bauchfreie Tops oder kurze Shorts erachtet die Direktorin als unangebracht und sieht darin das „Risiko einer übermäßigen Sexualisierung“. Berger-Ratley kritisiert auch, dass nicht ein genereller Dresscode gleichermaßen für Burschen und Mädchen verhängt werde, sondern sich die Vorschriften ausschließlich an Mädchen richten, zum „Schutz der Burschen und unserer Lehrer“.
Gewerkschaft kritisiert „Täter-Opfer-Umkehr“
„Es ist eine bodenlose Frechheit, jungen Mädchen in der Mittelschule zu vermitteln, sie würden durch ihre Kleidung ‚sexuelle Belästigungen‘ provozieren. Die Direktorin sollte vielmehr mit den Burschen und ihren eigenen Lehrern über angebrachtes Verhalten gegenüber Frauen und jungen Mädchen sprechen.“
Die Gewerkschaft hat das Schreiben der Salzburger Bildungsdirektion zukommen lassen und verlangt deren Stellungnahme. Gegen Kleidervorschriften, die für alle gleich gelten, hätte sie allerdings nichts einzuwenden, ergänzt Berger-Ratley.
Grüne: Hilfe nötig angesichts „Ohnmacht der Direktorin“
„Diese einseitige, absurde Kleidungsvorschrift für Mädchen zeigt die Ohnmacht der Direktorin auf, ein wichtiges Thema konstruktiv anzugehen“, sagt dazu die Klubobfrau der Grünen im Salzburger Landtag, Martina Berthold. Mädchen und Frauen sollten gewaltfrei leben können, ohne sich einzuschränken. Daher sollten Schulsozialarbeiterinnen oder Jugendarbeiter die betreffende Schulgemeinschaft jetzt unterstützen, „XXL-Shirts sind der völlig falsche Weg“, betont Berthold.