Landesgericht Salzburg
ORF.at/Georg Hummer
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Gericht

Baby getötet: Eltern beschuldigen sich gegenseitig

Gegenseitige Schuldzuweisungen der Eltern hat es Donnerstagvormittag beim Landesgericht im Mordprozess um das totgeschüttelte Baby gegeben. Die Mutter des kleinen Elias sagt, der Vater sei es gewesen – und umgekehrt. Die Anklage sieht die Frau als Haupttäterin.

Laut Staatsanwaltschaft habe die 20-Jährige dem sieben Wochen alten Säugling tödliche Gehirnverletzungen zugefügt. Nach der Obduktion kamen Gerichtsmediziner zu dem Ergebnis, dass der sieben Wochen alte Bub am 22. Oktober sieben bis zehn Mal geschüttelt und auch geohrfeigt worden war. Das Kind sei an massiven Verletzungen der Hirnhäute und des Gehirns aufgrund von Sauerstoffmangel verstorben, führte Staatsanwältin Elena Haslinger aus. Die wegen Mordes angeklagten Eltern weinten still, als Donnerstagvormittag die Anklage vorgetragen wurde.

Anklage: „Sadismus und Gewaltfantasien“

Schon Wochen vor seinem Tod sei Elias von der damals 19-Jährigen misshandelt worden. Sie habe das Kind geschlagen, nur weil sie einen schlechten Tag hatte und gereizt war. Die Salzburgerin mit bosnischen Wurzeln habe Gewaltfantasien über Folter und Quälereien. Sie sei eine Sadistin, die diese Eigenschaften an ihrem Baby ausgelebt habe und eine Mörderin sei, so die Anklage.

Eltern weisen jede Schuld von sich

Die Angeklagte bestritt diese Vorwürfe vor Gericht unter Tränen. Niemals habe sie dem Säugling etwas angetan. Zwar sei sie selbst Gewaltopfer ihres Vaters, doch habe sie sich über die Schwangerschaft gefreut und ihren Sohn geliebt. Der Kindesvater hingegen sei gegen dieses – für ihn dritte – Kind gewesen. Er habe es weggeben wollen, sie geschlagen und Elias geschüttelt, als der geschrien habe. Er sei der Mörder, so die Hauptangeklagte. Diese Vorwürfe wiederum bestreitet der 25-jährige Salzburger, der nun wegen des Verdachtes der Beihilfe zum Mord angeklagt ist. Er habe nur einmal gesehen, wie die Frau das Kind gewürgt habe. Dann habe er eingegriffen, sie sei die Mörderin, nicht er. Dieser Prozess ist keine leichte Aufgabe für die Geschworenen. Die Urteile werden für Freitag erwartet.

Im Web nach Tötungsmethoden gesucht?

Die Mutter hätte kein Kind haben wollen, schon gar nicht einen Sohn. Sie habe sich geweigert, den kleinen Elias zu berühren, zu baden, seine Windeln zu wechseln – „völlige Überforderung mit der Mutterrolle“, schreibt die Staatsanwaltschaft Salzburg. Die Abneigung der Angeklagten zeigt sich laut Ermittlern auch in deren Internet-Suchverlauf: „Wie schnell erstickt ein Baby“, „Wie verkraftet man den Tod eines Neugeborenen“ seien Suchanfragen der 20-Jährigen gewesen.

Kindesvater droht lebenslange Haft

Der Frau drohen bei einem Schuldspruch wegen Mordes bis zu 20 Jahre Haft, zusätzlich die Einweisung in die Psychiatrie. Dem mitangeklagten 25-jährigen Vater des Kindes wird Beitragstäterschaft zum Mord vorgeworfen. Er habe die Misshandlungen gesehen und nichts oder zu wenig dagegen unternommen. Seine Internet-Suchverläufe: „Warum hasst Mutter Baby?“, „Wo kann man Baby abgeben?“. Dem Mann drohen bei einem Schuldspruch ebenso bis zu 20 Jahre Haft oder gar lebenslang weil er im Gegensatz zur Mutter schon älter als 21 Jahre ist.

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