ZAMG Observatorium – Auf dem Hohen Sonnblick bei Rauris (Pinzgau) und Heiligenblut (Kärnten) zeigen drei Webcams die in der Sommerwärme vor sich hin schmelzende Gletscherwelt. Das Thema betrifft alle Dreitausender der Hohen Tauern mit nicht mehr „ewigem Eis“. Aus dem Winter gibt es nur wenig schützenden Schnee. Das Blankeis war noch nie so früh zu sehen wie heuer.
Flugbild: Gerald Lehner
Flugbild: Gerald Lehner
Umwelt & Klima

Abtauender Permafrost löst Felsstürze aus

Felsstürze und Steinschlägen hängen mit dem Auftauen des Permafrosts im Hochgebirge zusammen. Wie tief in das Gestein hinein dieser Frostkörper taut, wird seit langem am Kitzsteinhorn und am Sonnblick erforscht.

Seit fast 20 Jahren beobachten die Meteorologinnen und Meteorologen am Sonnblick nicht nur das Wetter, sondern auch intensiv den Untergrund. Und es zeigt sich – je heißer die Sommer, umso tiefer hinein in den Fels taut es. Zwei Meter waren es im vergangenen Sommer. In absehbarer Zeit dürfte das zunehmen, denn die menschengemachte Klimaerwärmung wird in den Alpen stärker ausfallen als anderswo.

Erderwärmung zeigt sich in den Alpen stärker

Claudia Riedl ist Meteorologin bei der GeoSphere Salzburg: „Es hängt ganz stark damit zusammen, dass wir ein sehr kontinentales Klima haben und die Meere sich weniger stark erwärmen. Sie können mehr Wärme aufnehmen als das Land. Somit ist die Erwärmung im Alpenraum deutlich stärker. Nachdem eine weitere Erwärmung prognostiziert ist und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch eintreten wird, ist damit zu rechnen, dass der Permafrost weiter zurückgeht und damit die Stabilität von Geröll und Gestein abnimmt.“

Permafrostforschung am Kitzsteinhorn

Das hat – wenige Gipfel weiter am Kitzsteinhorn vor 13 Jahren dazu geführt, dass man das Innere der Gipfelregion genauestens überwacht. Markus Keuschnig ist Geomorphologe und Teil der Forschungsgesellschaft: „Wir messen die Temperaturen im Berginneren mit der Hilfe von tiefen Bohrlöchern. Sie sind mit unserem neuesten Bohrloch bis zu vierzig Meter tief. Das kann man sich wie einen Fieberthermometer vorstellen, das man in den Berg hinein steckt.“

Forschungsrohre gehen bis zu 40 Meter in den Berg hinein
ORF

Minus zwei Grad – der Weg zur Schmelze ist nicht weit

Dabei zeigt sich – der ständig gefrorene Teil, der Felsklüfte zusammenhält, ist weniger kalt als man meinen möchte: „Im Permafrostbereich haben wir über das ganze Jahr hinweg eine Temperatur von minus zwei Grad. Das ist schon relativ warm. Bis zu null Grad, wo sehr viel schmilzt, viel Wasser frei wird, ist der Weg nicht weit“, so Keuschnig.

Das bedeutet, dass das Gestein an Festigkeit verliert. „Wir wissen, dass die Gesteinsfestigkeit bei Erwärmung im Minustemperaturbereich schon an Festigkeit verliert. Zum Beispiel von minus vier Grad auf minus ein Grad um dreißig Prozent“, ergänzte Keuschnig.

Permafrost wandert langsam nach oben

Am Kitzsteinhorn taut der Frostkörper im Sommer bis zu vier Meter tief in den Fels hinein auf – und generell wandert die Permafrostgrenze langsam nach oben. Das hat Folgen – für die aktuelle Nutzung und Planungen der Zukunft, wie jene von Norbert Karlsböck, dem Vorstand der Gletscherbahnen Kaprun: „So kann man Schritt für Schritt die richtigen Maßnahmen setzen, auch Gebieten ausweichen, die tendenziell gefährlicher sind. Das ist uns gelungen am Kitzsteinhorn. Aber dazu war diese wissenschaftliche Begleitung dringend notwendig und die wollen wir auch forcieren.“

Denn auch hier am Kitzsteinhorn ist man sicher: die Temperaturerwärmung ist Fakt, wird weitere Probleme aufwerfen, Veränderungen erzwingen, auf die man sich nicht früh genug vorbereiten kann.