Ein ungewöhnlicher Kriminalfall wird am Donnerstag am Landesgericht verhandelt: Ein ehemaliger Spitalsmitarbeiter ist wegen versuchten Mordes an einem Arzt angeklagt. Der 41-Jährige hatte angekündigt, zuerst den Mediziner und dann sich selbst zu töten.
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Gericht

Mordversuch an Arzt: Strafmilderung

Außerordentliche Strafmilderung hat jener ehemalige Spitalsmitarbeiter bekommen, der am Donnerstagabend wegen versuchten Mordes an einem Arzt verurteilt worden ist. Der Deutsche ist – wie berichtet – querschnittsgelähmt, nachdem er aus einem Parkhaus in die Tiefe gesprungen war.

Die sieben Jahre Haft wegen versuchten Mordes sind nicht rechtskräftig. Normalerweise wäre hier die geringstmögliche Strafe zehn Jahre Gefängnis. Der 41-jährige Ex-Mitarbeiter des Landesspitals soll aus Eifersucht gehandelt haben, als er den Arzt umbringen wollte. Er flüchtete am Tag der geplanten Tat vor der Polizei, verunglückte und ist seither gelähmt. Er nahm liegend an dem Prozess teil.

Die Geschworenen erkannten den deutschen Staatsbürger einstimmig des Verbrechens des versuchten Mordes schuldig. Dem früheren IT-Techniker wurde eine außerordentliche Strafmilderung gewährt – aufgrund des wesentlichen Überwiegens der Milderungsgründe wie seine bisherige Unbescholtenheit, eingeschränkte Schuldfähigkeit und der Verlust seines Arbeitsplatzes. Erschwernisgründe lagen laut Gericht nicht vor.

Was geschah vor zwei Jahren?

Nachdem ihn Polizisten im November 2021 im Parkhaus des Uniklinikums Salzburg stellen wollten, sprang der Mann aus dem vierten Stock – über fast 13 Meter – in die Tiefe. Er überlebte, trug aber schwerste Verletzungen davon. Der Deutsche ist seither zum Teil querschnittsgelähmt.

Zur Tat trieb ihn laut Anklage die Eifersucht. Seine Ehefrau soll über zwei Jahre ein Verhältnis mit einem Arzt gehabt haben. Als der 41-Jährige das herausfand, sah er offenbar rot. Der Staatsanwaltschaft zufolge beschloss er, seinen Nebenbuhler umzubringen.

Tante alarmierte Polizei

Am Tattag gab der Verdächtige seiner Tante eine Metallkassette, die diese erst öffnen dürfe, wenn er tot sei. Sie hörte nicht auf ihren Neffen und fand darin ein Schreiben, in dem der Mann den Mord und dann seinen Suizid ankündigte. Die Frau alarmierte sofort die Polizei.

Beamte stellten den Deutschen schließlich im Parkhaus des Uniklinikums, wo er – bewaffnet mit einem Küchenmesser und drei Wurfmessern – in seinem Wagen offenbar auf den Arzt wartete. Als er die Polizisten sah, stieg der Mann aus und sprang aus dem vierten Stock des Gebäudes. Bei einem Schuldspruch wegen versuchten Mordes drohen ihm bis zu 20 Jahre oder lebenslange Haft.

Angeklagter äußerte sich erstmals

Der bisher unbescholtene Krankenhausangestellte wurde vor Prozessbeginn unter Polizeischutz von Rettungssanitätern in einer Transportliege in den Verhandlungssaal des Landesgerichtes Salzburg gebracht und anschließend in ein Spitalsbett umgelagert.

Dem Gericht sagte er dann, er habe damals in seinem Auto „nur nachdenken“ wollen. Der Brief sei ein Versuch gewesen, sich seine Verzweiflung von der Seele zu schreiben. Sein Verteidiger Christoph Mandl sieht keinen Mordversuch: „Er wollte niemanden töten. Er ist ohnehin für sein restliches Leben gestraft, ist von der Hüfte abwärts gelähmt. Es steht ihm voraussichtlich auch noch eine beidseitige Beinamputation bevor. Er wird sich nicht schuldig verantworten.“

Opferanwalt Stefan Rieder vom Weißen Ring sieht das anders: „Es geht nicht darum, wer es hätte besser machen können oder um ein Scheidungsverfahren oder eine moralische Abarbeitung. Es geht einzig darum, ob er versucht hat, zu töten. Und da spricht sehr viel dafür.“

Staatsanwalt von Tötungsabsicht überzeugt

Der Staatsanwalt zeigte sich überzeugt davon, dass der Beschuldigte die Tat angekündigt und vorbereitet hatte und auch ausführen wollte. Er habe dem Arzt nach dessen Dienstschluss auf dem Parkdeck auflauern und ihn töten wollen: „Die Polizei konnte ihn vor der unmittelbaren Tatausführung stellen. Er trug ein Küchenmesser und drei Wurfmesser bei sich.“ Im Kofferraum seines Wagens habe man auch noch ein Schwert gefunden.