Älterer Autolenker
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Verkehr

Gegen Tests für ältere Autolenker

Die EU-Verkehrsminister haben am Donnerstag über verpflichtende Gesundheitstests für ältere Autolenker beraten. Die Verkehrsminister aus Österreich und Deutschland sind aber weiter gegen Verschärfungen.

In einigen Ländern gibt es bereits Einschränkungen bezüglich der Fahrerlaubnis. In der Schweiz müssen Senioren ab 75 regelmäßig einen Gesundheitscheck machen. Ähnliches gilt in den Niederlanden. In Großbritannien und Finnland steht diese Untersuchung ab 70 an, in Norwegen ab 80 Jahren. Besonders streng ist Portugal: dort müssen alle Autofahrerinnen und Autofahrer ab 50 zum Check.

Donnerstagvormittag haben die EU-Verkehrsminister über die Reform des Führerscheinrechts und damit auch über die Gesundheitstests für ältere Autofahrer beraten. Der Vorschlag der EU-Kommission war, dass Führerscheinbesitzer ab 70 alle fünf Jahre entweder eine ärztliche Untersuchung machen oder ein Formular mit einer Gesundheits-Selbsteinschätzung vorlegen müssen.

Seniorenbund-Chefin: „Keine Altersdiskriminierung“

Österreich hat das am Donnerstag – ebenso wie auch Deutschland – abgelehnt. Denn bei den politischen Parteien oder Interessensvertretungen hierzulande ist die Meinung eindeutig. „Menschen mit 70 schon zu verpflichten, alle fünf Jahre diesen Test zu machen, das ist für uns eine klare Altersdiskriminierung. Das lehnen wir ab“, argumentiert etwa Andrea Eder-Gitschthaler vom ÖVP-Seniorenbund.

„Also wir finden es wichtig, dass man sich freiwillig mit der eigenen Fahrtauglichkeit auseinandersetzt. Alles, was eine Pflicht ist, ist aus unserer Sicht nicht notwendig“ pflichtet Martina Schlegel-Lanz, Direktorin des Autofahrerklubs ÖAMTC in Salzburg, Eder-Gitschthaler bei.

„Bürger mündig genug für Selbsteinschätzung“

„Ich denke, dass der Bürger mündig genug ist, um einschätzen zu können, ob er noch in der Lage ist – auf Grund seiner körperlichen Verfassung, auf Grund seiner psychischen Verfassung – Fahrzeuge zu lenken. Die Reglementierung geht mir zu weit“, sagt auch der Präsident des Autofahrerklubs ARBÖ, Peter Rezar.

Für Einschränkungen beim Führerschein haben die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten das letzte Wort. Und so habe sich in Österreich bisher keine Regierung zu einer so unpopulären Maßnahme entschließen können – und werde es auch diesmal nicht tun, erwarten Fachleute. Dennoch sei es wichtig, das Thema Fahrsicherheit im Alter anzugehen – zumindest auf freiwilliger Basis.

Experte: „Entsprechende Möglichkeiten schaffen“

Gerhard Kronreif, Sachverständiger und Unfallforscher, fordert, dafür entsprechende Möglichkeiten zu schaffen. „Es wäre natürlich sehr schön, wenn eine Möglichkeit geschaffen wird, wo die Leute auch freiwillig ihre eigene Verkehrstauglichkeit überprüfen können. So kann mit diesem Thema in der Durchführung endlich einmal begonnen werden. Denn diese jahrzehntelange Diskussion der Zwangsüberprüfungen der Fahruntauglichkeit von Personen ab 70 oder 75 Jahren hat ja bisher zu nichts geführt“, sagt Kronreif.

Solche Überprüfungen könnten laut dem Unfallexperten zum Beispiel in Fahrtechnikzentren stattfinden. Sie könnten älteren Menschen auf positive Weise zeigen, wie fit sie beim Autofahren sind.

Gegen Tests für ältere Autolenker

Die EU-Verkehrsminister haben am Donnerstag über eine mögliche Reform im Führerscheinwesen beraten – es geht es dabei um die Frage von verpflichtenden Gesundheitstest für ältere Autolenker.