Recep Tayyip Erdogan
APA/AFP/ADEM ALTAN
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Politik

Erdogan klarer Wahlsieger bei Türken in Salzburg

Der amtierende türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dürfte nach Hochrechnungen klarer Wahlsieger bei den Wahlberechtigten in Österreich und Salzburg sein. Allein im Konsulat in der Stadt Salzburg gaben fast 15.000 Wahlberechtigte aus dem Bundesland und angrenzenden Regionen ihre Stimme ab.

Im Gesamtergebnis dürfte Erdogan knapp an der 50-Prozent-Hürde scheiteren, das zeigen am Montag veröffentlichte Hochrechnungen. Damit muss der Langzeit-Präsident in die Stichwahl gegen seinen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu – mehr dazu in Erdogan muss sich Stichwahl stellen (news.ORF.at; 15.5.2023).

Hohe Zustimmung bei türkischer Community

Bei den türkischen Wählerinnen und Wählern in Österreich ist das Ergebnis der Hochrechnung hingegen eindeutig: Bei uns führt Erdogan mit über siebzig Prozent. Diese hohe Zustimmung für den Amtsinhaber sorgt auch in Salzburg bei der türkischen Community für Gesprächsstoff: „Meiner Meinung nach ist er für die Türkei der beste“, sagte einer der Wähler vor dem Konsulat in Salzburg-Lehen. „In der Zeit vor Erdogan hat man viele Probleme gehabt – auch mit den Straßen, der Infrastruktur, Flughäfen, Krankenhäuser und so“, sagte ein anderer.

Türkisches Konsulat Strubergasse
ORF
Das türkische Konsulat in der Strubergasse im Stadtteil Lehen

Die Wahlbeteiligung stieg im Vergleich zur letzten Wahl in der Türkei deutlich, denn zum ersten Mal seit Jahrzehnten schien ein Machtwechsel möglich. Denn fast alle Oppositionsparteien unterstützten diesmal Erdogans Herausforderer, den Sozialdemokraten Kemal Kilicdaroglu: „Ich möchte ein bisschen ein Wechsel – die anderen sollen auch kommen“, sagte eine Wählerin in Salzburg. Auch ein anderer Wahlberechtigter betonte: „Für die kurdische Parteien, für Sozialisten oder Kommunisten ist es eine schwierige Sache, wenn Erdogan jetzt gewinnt.“

Erdogan wohl Wahlsieger bei Türken in Salzburg

Wahlwerbung auch in Salzburg

Auch in Salzburg warben die türkischen Parteien um die Stimmen der Wahlberechtigten, vor allem in den sozialen Medien. Cevahir Yildiz arbeitet als Pfleger in einem Salzburger Seniorenheim und setzte sich in Salzburg ehrenamtlich die Oppositionspartei CHP ein: „So ist das: Wenn die Bildung gering ist, wählen sie den Erdogan. Aber wenn sie in eine gute Schule gegangen sind – auch in der Türkei –, die jungen Menschen, die wählen unsere Partei. Aber über 50 und sowas – die wählen den Erdogan.“

Vor allem bei den streng muslimischen Türken in Salzburg kommt Erdogan gut an. Denn viele der Wahlberechtigten fühlen sich in Österreich wegen ihrer Religion ausgegrenzt, und stimmen deshalb für Erdogans AKP.

„Stimmung gegenüber Europa sehr schlecht“

Die Wahl in der Türkei sei vor allem für die zukünftigen Beziehungen der Türkei zur Europäischen Union sehr wichtig, sagt Franz Schausberger, Salzburger Ex-Landeshauptmann und Leiter des Instituts der Regionen Europas (IRE): „Bei Erdogan wird’s so weitergehen, dass die Stimmung gegenüber Europa sehr schlecht ist – und auch umgekehrt. Sein Gegenkandidat ist eher europafreundlich. Die Frage ist nur, wie er das mit seiner Koalition tatsächlich umsetzen könnte.“

Schausberger erwartet, dass Erdogan die Stichwahl in zwei Wochen wohl gewinnen wird.