Ein Verfahren wurde am Montag noch nicht eröffnet, ein Masseverwalter wurde damit ebenfalls noch nicht bestellt. Das dürfte laut KSV am Dienstag der Fall sein. Von der Insolvenz betroffen sind laut Kreditschutzverband 255 Gläubiger sowie 104 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer. „Es ist schlimm für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hier wissen wir, dass sie schon die April-Löhne nicht bezahlt bekommen haben. Gott sei Dank kommt jetzt die Anmeldung des Sanierungsverfahrens, denn die Leute warten natürlich auf das Geld“, sagt Gewerkschaftssekretär Franz Fellner.
20 Prozent der Außenstände binnen zwei Jahren
Den Gläubigern bietet das Unternehmen bei einer Fortführung eine 20-prozentige Sanierungsquote binnen zwei Jahren an. Im Fall einer Liquidation wäre das Unternehmen mit beinahe 13,5 Millionen Euro überschuldet, hieß es vom Kreditschutzverband.
„Totalausfall“ von Produktionsstandorten in der Ukraine
Hauptgrund für die Zahlungsunfähigkeit und damit den Sanierungsantrag seien Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, gab das Unternehmen an: Dadurch habe es einen „plötzlichen, flächendeckenden Totalausfall von langjährigen guten Produktionsstandorten“ in der Ukraine gegeben. Auch die strengen Covid-19-Maßnahmen in China hätten für einen Rückgang der Lohnnäherei-Kapazitäten gesorgt – das habe laut Alpenländischem Kreditorenverband (AKV) für eine „Preisspirale“ bei diesen Dienstleistungen gesorgt. Die Schneiders-Kleidung wird großteils in Lohnnähereien hergestellt.
Auch gestiegene Transport- und Rohstoffkosten sowie Umsatzrückgänge im Zuge der Covid-19-Pandemie hätten zu der Zahlungsunfähigkeit beigetragen, sagt das Unternehmen.
Schneiders stellt hochwertige Damen- und Herrenbekleidung für den Indoor- und Outdoor-Bereich her. Das Unternehmen betreibt ein Stammhaus mit drei Geschäftsfilialen in der Stadt Salzburg, dazu eine Filiale in Wien. Tochtergesellschaften führen zudem ein Geschäft in Bernau am Chiemsee sowie einen Showroom in New York.
Mehr als 75-jährige Geschichte
Die Schneiders Bekleidung ging aus der 1946 gegründeten Schneiders Mantelfabrik hervor. Bis 2018 war das Unternehmen im Besitz der Familie Schneider – dann übernahmen der heutige Geschäftsführer Wolfgang Binder und die Peter Wagner GmbH. Im Oktober 2020 eröffnete ein Flagship-Store in der Griesgasse in der Salzburger Altstadt.