NS Bücherverbrennung am 30. April 1938 auf dem Salzburger Residenzplatz
ORF/Franz Krieger
ORF/Franz Krieger
Geschichte

NS-Bücherverbrennung vor 85 Jahren

Vor 85 Jahren, am 30. April 1938, hat auf dem Salzburger Residenzplatz eine der wenigen nationalsozialistischen Bücherverbrennungen auf österreichischem Boden stattgefunden. Rund 1.200 Druckwerke von jüdischen und katholischen Autoren sowie Politikern des Ständestaats wurden verbrannt.

Die Nazis inszenierten solche Bücherverbrennungen als medienwirksame Machtdemonstration. Vor der Bücherverbrennung in Salzburg wurde in Zeitungen dazu aufgerufen, die gelisteten Bücher – etwa von Autoren wie Stefan Zweig, Franz Werfel oder Arthur Schnitzler, aber auch Schriften des politischen Katholizismus und des Ständestaates – im Schloss Mirabell abzugeben. Dabei wurde betont, dass es keine Schande sei, die Werke noch zu besitzen, wohl aber eine Schande, sie zu behalten.

SS-Mann Springenschmid treibende Kraft

Die Verbrennung fand an einem Samstagabend statt. Federführend dabei war der SS-Mann, Lehrer und „Blut-und-Boden“-Schriftsteller Karl Springenschmid. Er leitete damals das Schulwesen in Salzburg, den NS-Lehrerbund und war Hitlerjugend-Bannführer. Es wird geschätzt, dass damals rund 5.000 Menschen anwesend waren. 1.200 Bücher und Zeitschriften, die als „volkstumszersetzend“ galten, wurden auf den brennenden Scheiterhaufen geworfen. Die Bände stammten aus Schulen, Bibliotheken und Privatwohnungen.

Fotostrecke mit 7 Bildern

NS Bücherverbrennung am 30. April 1938 auf dem Salzburger Residenzplatz
ORF/Franz Krieger
Am 30. April 1938 – einem Samstagabend – fand die Büchverbrennung auf dem Residenzplatz statt
NS Bücherverbrennung am 30. April 1938 auf dem Salzburger Residenzplatz
ORF/Franz Krieger
Rund 1.200 Bücher und Zeitschriften von Autoren, die den Nationalsozialisten nicht passten, wurden verbrannt
Karl Springenschmid
ORF
Wesentlich organisiert wurde die Bücherverbrennung von Karl Springenschmid, damals Leiter des Schulwesens in Salzburg und ‚Blut-und-Boden‘-Buchautor
NS Bücherverbrennung am 30. April 1938 auf dem Salzburger Residenzplatz
ORF/Franz Krieger
Mitglieder der Hitlerjugend und des NS-Lehrerbundes warfen die Schriften auf den Scheiterhaufen
Parade der Nationalsozialisten (NS) auf dem Residenzplatz in der Salzburger Altstadt
ORF
Die Bücherverbrennung fand rund eineinhalb Monate nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland statt
Mahnmal zur Erinnerung an die NS Bücherverbrennung am 30. April 1938 auf Salzburger Residenzplatz
ORF
Mittlerweile erinnert ein Mahnmal auf dem Platz an die Verbrennung
Mahnmal zur Erinnerung an die NS Bücherverbrennung 1938 auf Salzburger Residenzplatz
ORF
Es wurde nach längerer Diskussion am Rand des Platzes vor dem Salzburg Museum bzw. dem Salzburger Heimatwerk errichtet

Inszenierung mit „Feuersprüchen“

In seiner in einer Zeitung abgedruckten Rede zu der Verbrennung sagte Springenschmid damals: „Verbrannt, vernichtet sei alles, was an klerikaler Knechtung und jüdischer Verderbnis den Aufbruch einer wahrhaft deutschen Kultur verhinderte“. Mit „Feuersprüchen“ warfen dann unter anderem NS-Lehrer, SA-Männer und auch Hitlerjungen die Bücher in die Flammen – eine Inszenierung, die den Eindruck vermitteln sollte, dass hier im Namen der ganzen „Volksgemeinschaft“ gehandelt worden sei.

Der Fotograf Franz Krieger war am 30. April 1938 Augenzeuge. Er erzählte in einem ORF-Interview 1993 von dem Abend: „Ich glaube, die Jugend war vom Springenschmid richtiggehend instruiert. Für mich war das ausgesprochen mystisch und packend: Die Finsternis, die Residenz – wo ja dann die Gauleitung war –, der Dom – klerikal –, der barocke Springbrunnen, der geplätschert hat und das neue Zeichen, der Maibaum zum Tag der nationalen Arbeit.“

Franz Krieger 1993 in der ORF-Sendung „Hohes Haus“ zu der Salzburger Bücherverbrennung

Erinnerung heute durch Mahnmal, Gedenkpfad

Heute steht auf dem Residenzplatz ein Mahnmal, das an das Ereignis vom 30. April 1938 erinnern soll. Zudem ist aktuell in den Fenstern der Universitätsbibliothek Salzburg an der Salzburger Hofstallgasse ein begehbarer Erinnerungspfad eingerichtet. Zudem veranstaltet die Initiative Freies Wort heuer unter dem Motto „Widerstand“ eine Reihe von Veranstaltungen zum Thema – bis zum 2. November.