Johann Strasser, Langzeit-Bürgermeister von Eugendorf
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Politik

Langzeit-Ortschef geht mit Kritik an Politik

In Eugendorf (Flachgau) geht Freitag eine lange Ära zu Ende. Nach 34 Jahren hängt Johann Strasser sein Amt als Bürgermeister an den Nagel. Der Charismatiker übergibt an Nachfolger Robert Bimminger (beide ÖVP). Im Rückblick spricht Strasser Klartext über Fehlentwicklungen der Politik in Österreich.

Strasser gilt vielen als Flachgauer Original und ist derzeit der längst dienende Bürgermeister im ganzen Land Salzburg. Geradlinig, direkt und daher auch streitbar – so kennen Strasser viele. Insgesamt seien die 34 Jahre als Bürgermeister sehr schön gewesen.

Kritik an Ex-Kanzler Kurz

Die meisten Nerven hätten ihn die Konflikte um die 380 kV-Stromleitung gekostet, sagt der Eugendorfer: „Ich verstehe nicht, dass man die Erdverkabelung nicht hinkriegt. Und ich schätze auch den Herrn Anzengruber vom Verbund. Der hat mich besucht. Und der hat gesagt, wenn die Politik sagt, ich muss verkabeln, dann mache ich das sofort. Aber als Vorstand einer Aktiengesellschaft bin ich den Aktionären verpflichtet, die günstigste Lösung umzusetzen. Dann kommt der Herr Kurz als junger Bundeskanzler und rührt sich überhaupt nicht für uns. Und wenn er jetzt irgendwo als Berater für Innovationen arbeitet, dann hat er jedenfalls bei uns versagt. Das traue ich mir ganz offen zu sagen, weil ich maßlos von ihm enttäuscht bin.“

Johann Strasser, Langzeit-Bürgermeister von Eugendorf
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Gilt als geradlinig, direkt und streitbar: Langzeit-Bürgermeister Johann Strasser übergibt nach 34 Jahren sein Amt

Entsetzt über Bundespolitiker im Nationalrat

Die gute Entwicklung seiner Gemeinde als Wirtschaftsstandort sei eine seiner größten Freuden, betont Strasser. Als besonders gelungen nennt er das neue Seniorenheim oder die so genannte MINT-Hauptschule.

Zu denken gebe ihm in letzter Zeit vor allem die Diskussionskultur im Nationalrat im fernen Wien, sagt der Kommunalpolitiker: „Der Umgang mit anderen ist nicht mehr so wie früher. Es gibt keinen Anstand mehr wie früher. Damals hieß es, na ja, dann streiten sie halt, dann gehen sie später miteinander fort. Wenn mich einer so beleidigt, wie die sich gegenseitig behandeln, dann gehe ich mit dem sicher nicht mehr auf ein Bier. Und die Jugend kann ich für die Politiker nicht interessieren, wenn ich solche Sachen abliefere.“

„Mit solchen gehe ich nicht auf ein Bier“

Freitagabend übergibt Strasser an seinen Parteifreund Robert Bimminger. Dieser war bisher schwarzer Vizebürgermeister und blickt auch schon auf eine lange kommunalpolitische Erfahrung zurück.