Wohnungsschlüssel mit Mietvertrag
APA/BARBARA GINDL
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Soziales

Miete für 30 Prozent kaum mehr stemmbar

Schon fast jeder dritte Wohnungsmieter kann die Miete für die Wohnung kaum mehr stemmen. Das beklagt die Salzburger Arbeiterkammer (AK) mit Hinweis auf eine aktuelle Befragung. Demnach trifft das Problem zunehmend auch Menschen des Mittelstands.

Im Jahr 2022 hat die Inflation im Vorjahr mit 8,6 Prozent beinahe den Rekordwert aus dem Jahr 1974 erreicht. Die Werte vom November und Dezember lagen mit 10,6 und 10,2 Prozent sogar leicht darüber. Die Teuerung befeuern dabei vor allem die hohen Energiekosten und immer stärker auch die – mit der Inflation stark steigenden – Mieten. Das Problem betrifft zunehmend auch Menschen des Mittelstands.

Auch wenn die Inflation im März heuer laut Erstschätzung der Statistik Austria auf gut neun Prozent etwas gesunken ist, spitze sich die Lage für heimische Wohnungsmieter weiter zu, warnt Michaela Schmidt, Ökonomin bei der AK Salzburg.

„30 Prozent rechnen mit Zahlungsschwierigkeiten“

„Wir haben in Befragungen jetzt schon die Situation, dass 30 Prozent, also fast jeder dritte Mieter und Mieterin, sagt, sie rechnen in den nächsten drei Monaten mit Zahlungsschwierigkeiten. Das ist natürlich eine dramatische Situation. Die jetzige Einmalzahlung, die die Bundesregierung angekündigt hat, bringt kurzfristig Entlastung. Die MieterInnen müssen sich mit einem Antrag bewerben. Aber es war wieder die falsche Maßnahme, weil, statt in die Preise wirklich einzugreifen, die Mieten zu bremsen und diese ganze Spirale endlich zu durchbrechen, befeuert man im schlimmsten Fall die Inflation weiter.“

Ängste, die Miete nicht mehr bezahlen zu können haben, längst nicht mehr nur Menschen mit sehr geringen Einkommen. Allein die Wartezeit auf einen Beratungstermin beim Mieterschutzverband beträgt derzeit mindestens zwei Wochen. Hilfe suchen dort auch immer öfter Menschen aus der Mittelschicht, schildert Karin Edtbrustner, Obfrau des Salzburger Mieterschutzverbandes.

„Heizen wie bisher für viele nicht mehr leistbar“

„Wir sind sehr stark beschäftigt mit der Indexberechnung der Mieten, und, ob diese korrekt erfolgt sind. In den nächsten Monaten werden dann die Betriebskosten-Problematiken an uns herangetragen. Wir haben Schimmelproblematik ganz massiv momentan, weil für viele Mieter heizen in dem Umfang wie bisher finanziell nicht mehr leistbar ist. Die Folge ist Schimmelbildung. Wenn wir dann Schimmel melden, wird sofort mit Räumungsklage gedroht oder die Mieter hören sehr oft ‚wenn’s nicht passt, dann ziehen sie einfach aus‘. Diese Aussage kommt bedauerlicherweise nicht nur von privaten Vermietern, sondern auch von Genossenschaften.“

Die Bundesentscheidung, eine Einmalzahlung anzubieten anstatt die Mietpreise zu bremsen, sorgt bei Mieterschützern für Unverständnis. „Es hat gar keinen Sinn, wenn wir weiter immer die Symptome behandeln, aber die Ursache nicht. Ursache sind definitiv zu hohe Mieten und zu hohe Energiepreise, die die Bevölkerung einfach nicht stemmen kann. Solange man nicht dort ansetzt, kann man noch so viel Geld in Symptombehandlung stecken, und es wird sich für die Mieter nichts ändern.“

„80 Prozent der Einnahmen an reichste zehn Prozent“

„Wir wissen, dass über 80 Prozent der Mieteinnahmen zu den reichsten zehn Prozent der Österreicher gehen. Das wäre eine Gruppe gewesen, die man durchaus heranziehen hätte können, damit man zur Inflationsbekämpfung einen Beitrag leistet“, betont AK-Ökonomin Michaela Schmidt. Dafür sei es auch trotz der beschlossenen einmaligen Mietbeihilfe des Bundes noch nicht zu spät, ergänzt die AK-Wirtschaftsexpertin.

Miete für jeden Dritten kaum mehr stemmbar

Schon fast jeder dritte Wohnungsmieter kann die Miete für die Wohnung kaum mehr stemmen. Das beklagt die Salzburger Arbeiterkammer (AK) mit Hinweis auf eine aktuelle Befragung.