„Leihoma“ mit Kind auf Korbschaukel
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Soziales

Leihgroßeltern in Salzburg dringend gesucht

In Salzburg wird landesweit derzeit dringend nach Leihgroßeltern gesucht. Denn in den Coronavirus-Pandemiejahren haben viele aus Sorge um die Gesundheit die Tätigkeit an den Nagel gehängt. So sei eine Lücke entstanden, sagt der Katholische Familienverband.

Leihomas oder Leihopas sind ein Babysitterdienst für Kinder vom Säuglings- bis zum Schulalter. Organisiert wird der Leihgroßelterndienst in Salzburg vom Katholische Familienverband. Der sei derzeit dringend auf der Suche nach Leihomas und Leihopas, sagt Geschäftsführer Rudolf Gruber: „In der schwierigen Zeit von Corona haben viele Leihgroßeltern aufgehört, weil sie Angst vor Infektion hatten. Diese Angst war sowohl bei den Leihgroßeltern als auch bei den Familien zu spüren.“

20 bis 25 könnten sofort aufgenommen werden

20 bis 25 Leihgroßeltern könnten sofort aufgenommen werden, sofern die Voraussetzungen stimmen: Einwandfreies Leumundszeugnis, Gesundheit sowie Erfahrung und Freude im Umgang mit Kindern. Gesucht wird vom Katholischen Familienverband für die Stadt Salzburg, den Flach- und Tennengau, den Pongau und den Pinzgau.

Im Pinzgau leitet Eva Pletzer den Wunschomadienst. Sie ist seit Jahren händeringend auf der Suche nach Leihomas und Leihopas: „Es ist eine wunderschöne Aufgabe, mit Kindern zu arbeiten. Wir haben zugleich ein Gedächtnistraining. Wir haben Bewegung, wir haben soziale Kontakte und können somit jungen Familien helfen – aber ganz besonders Kindern, damit die auch wissen, was Großeltern sind. Wir sind zwar nur Leihgroßeltern, aber wir können ihnen viel vermitteln.“

Im Lungau „noch ein bisschen Schamgefühl“

Im Lungau gibt es den Leihoma- und Leihopa-Dienst erst seit gut einem Jahr. Geleitet wird er dort von Yvonne Bliem. Sie hat den Eindruck, dass sich die Lungauer Eltern erst noch mit dem neuen Angebot anfreunden müssen: „Ich habe immer noch das Gefühl, dass im Lungau ein bisschen das Schamgefühl da ist, dass sich viele noch nicht melden trauen – sei es Omis oder Opis, die Interesse hätten, oder auch Familien, die betreuungspflichtige Kinder haben. Ich möchte dazu animieren. Es können sich die Familien auch gerne melden, wenn sie einfach nur eine Auskunft haben wollen, wie das Ganze abläuft.“

„Man bleibt selber damit jung“

So ist zum Beispiel in Seekirchen (Flachgau) Anna Kreitl seit fünf Jahren als Leihoma aktiv. Die 65-Jährige hat selbst zwei Kinder und vier Enkerl – und trotzdem wollte sie immer schon Leihoma werden: „Es gibt nix Schöneres. Und man bleibt selber damit jung.“ Bevor sie als Leihoma tätig werden konnte, musste sie beim Katholischen Familienverband ein Vorstellungsgespräch absolvieren: „Es wird schon ordentlich hinterfragt. Wir müssen ein Leumundszeugnis bringe. Und ich glaube, dass man das im Gespräch schon herausfindet, ob der geeignet ist oder nicht.“

Bei einer neuen Familie beginnt Anna Kreitl nur, wenn die Chemie und die Werte zwischen ihr und der Familie passen. Wenn das nicht so ist, dann lehnt sie mit folgendem Satz ab: „Es wäre vielleicht besser, man fragt noch einmal nach, ob jemand andere in der Nähe wäre, der das übernehmen könnte.“

Verantwortung, über die man sich „drübertrauen kann“

Als Leihoma hat man eine große Verantwortung – deshalb müsse man nicht nur gesund, sondern auch auf alles vorbereitet sein, sagt Kreitl: „Dass man natürlich den Erste-Hilfe-Kurs hat, falls was passiert.“ Von der Verantwortung für die Kinder sollte man sich aber auch nicht abschrecken lassen: „Auf alle Fälle kann man sich drübertrauen. Man hat ja auf die eigenen Kinder auch aufgepasst, oder? Wenn’s nicht funktioniert, kann man’s ja wieder lassen. Aber zumindestens probieren.“

Alle zwei bis drei Monate treffen sich die Leihgroßeltern beim Stammtisch: „Das ist der Interessensaustausch und Erfahrungsaustausch – der ist sehr gut. Man kann ja auch einmal zu so einem Stammtisch gehen und sich anhören, was die da so erzählen. Es sind nur positive Erfahrungen – also ich habe nix Negatives gehört.“