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Religion

Papst entfacht neue Zölibat-Diskussion

Nachdem für Papst Franziskus die Aufhebung des Pflichtzölibats vorstellbar ist, geht die Debatte darüber in die nächste Runde. Während es überzeugte Befürworter der Abschaffung gibt, begeben sich angehende Priester gerade erst selbst auf den Weg der Ehelosigkeit.

Papst Franziskus kann sich grundsätzlich vorstellen, den Zölibat für Priester aufzuheben. Das sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche dem argentinischen Nachrichtenportal Infobae. Franziskus wird seit Jahren immer wieder von diversen Seiten gebeten, die Ehelosigkeit für Priester aufzuheben oder zu lockern.

Anfang März verabschiedeten die Delegierten der deutschen Synodalversammlung zur Reform der katholischen Kirche einen Text, in dem eine Öffnung des Zölibats angestrebt wird. Der Papst soll um eine Prüfung gebeten werden zur Zukunft der verpflichtenden Ehelosigkeit.

Angehender Priester: „Möchte mich ganz Gott schenken“

In Salzburg absolviert Manuel Zehetner derzeit das siebenjährige Priesterseminar. Der 28-Jährige ist ehemaliger Krankenpfleger. Dass er als Priester nie heiraten darf und enthaltsam leben muss, stört ihn nicht: „Es geht hier mehr um den Pflichtzölibat – es wird noch ein jeder in der Lage sein, sich selbst für einen Zölibat zu entscheiden. Ich würde mich, denke ich, zu dieser Zeit für einen Zölibat entscheiden, da ich mich ganz Gott schenken möchte“, schildert Priesterseminarist Manuel Zehetner.

Auch der Salzburger Priester Johannes Lackner lebt im Zölibat. Von der vieldiskutierten Abschaffung der Ehelosigkeit für Priester hält er persönlich wenig. „Das muss der Vatikan entscheiden. Wenn Vatikan und die Weltkirche das im Dialog entscheiden, dann werde ich dieser Entscheidung natürlich folgen, aber ich persönlich habe den Zölibat versprochen und ich werde trotzdem nicht heiraten, sondern immer in der Lebensbeziehung mit Jesus bleiben“, sagt der geweihte Priester Johannes Lackner.

Priester entschied sich für die Liebe und gegen das Amt

Der Pongauer Johann Rabl hingegen kennt beide Welten – der ehemalige Priester ist mittlerweile Ehemann und Vater von drei Kindern. Er hat sich dann aber für ein Leben entschieden, das mit seinem Amt des Priesters nicht vereinbar war. Rabl war Priester als er seine heutige Ehefrau kennenlernte. Um heiraten zu können, legte er sein Amt nieder. Bereut hat der heutige Schuldirektor diesen Schritt nie: „Das war eine große Überlegung, ganz so leichtfertig gibt man das Amt nicht auf. Ich habe die Entscheidung gemeinsam mit meiner Frau getroffen“, sagt Johann Rabl.

„Zölibat-Ende würde Kirche volksnäher machen“

Rabl spricht sich offen für eine Abschaffung des Pflichtzölibats aus. Er erwartet sich davon eine positive Entwicklung innerhalb der katholischen Kirche: „Die Kirche wird dadurch etwas volksnäher. Ein Priester hat dadurch auch seine familiären Freuden und auch Probleme. Es würden sich vermutlich auch Priester scheiden lassen, das wäre dann ein Prozess wie in der Gesellschaft auch und der Priester wird zum Mensch wie jeder andere auch.“