Fischotter an Bach mit Fisch im Maul
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Tiere

Schwindende Fischbestände: Otter schuld?

In Salzburger Bächen und Flüssen gibt es immer weniger Fische. Fischereivereine geben sogar ihre Gewässerpachten auf, zum Beispiel der Salzburger Sportfischereiverein. Der geschützte Fischotter dezimiere die Bestände, sagen die Fischer. Ein Gutachten soll das in zwei Jahren klären.

Ein Beispiel ist die Oichten im Flachgau. Hier bringt das Fischen mittlerweile so wenig Ertrag, dass der Salzburger Sportfischereiverein Ende des Jahres – nach 45 Jahren – seine Gewässerpacht dort kündigen wird. Viele Vereinsmitglieder sind darüber enttäuscht: „Ich bin sehr traurig, das war schon das Fischwasser meiner Eltern“, sagt der Pensionist Robert Artl. „Mein Vater ist da schon hingegangen. Früher war das ein Traum. Da waren Bachforellen, Äschen, Barben drinnen. Jede Fischart war drinnen, die heimische Fische sind.“

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Fischer mit Angel an Bach im Wald (an der Oichten im Flachgau)
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Der Sportfischereiverein gibt mit Jahresende seine Pacht der Oichten auf, weil der Fischbestand zu gering ist
Fische im flachen Wasser
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Die Fische würden vom Otter aufgefressen, sagen die Fischer

„Bestand vom Fischotter aufgefressen“

Warum es nur wenige oder gar keine Fische mehr gibt, dazu gibt es unterschiedliche Meinungen. Sportfischerei-Vereinsobmann Werner Schörghofer sagt: „Man hat das Gewässer verbessert. Doch wenn jetzt hier Fische hereinziehen zum Laichen, dann werden sie leider vom Fischotter aufgefressen. Das schadet natürlich dem gesamten Fischbestand. Auch für die fischereiliche Nutzung sehen wir hier schwarz. Es hat ja auch wirtschaftlich keinen Sinn mehr. Vor allem die nachhaltige Bewirtschaftung, die unserem Verein sehr am Herzen liegt, ist hier nicht mehr möglich.“

Naturschutz: „Nicht nur Otter schuld“

Anders als der Fischereiverein sehen es Naturschützerinnen und -schützer. Sie räumen zwar ein, dass der Fischotter mitverantwortlich für die Lage ist, sehen aber auch andere Ursachen: „In den vergangenen Jahrzehnten hat man ja viele Verbauungen gemacht. Dann hat es Einträge in Gewässer gegeben, Verschmutzungen – die haben den Fischen zum Teil auch zugesetzt“, sagt Hannes Augustin vom Naturschutzbund Salzburg. „Aber natürlich kommen auch Fischfresser infrage. Aber es gibt ja auch Fische, die andere Fische fressen – Raubfische, die dezimieren auch andere Fischarten. Alles zusammen hat halt eine Wirkung. Man würde es sich zu einfach machen, wenn man die Schuld nur dem Fischotter zuteilt.“

Schwindende Fischbestände: Sind die Fischotter schuld?

Studie soll in zwei Jahren erste Ergebnisse bringen

In Stadt und Land Salzburg leben derzeit rund 300 Fischotter. Dass sich diese überhaupt wieder vermehren konnten, das sehen Fachleute einerseits als Folge von Renaturierungen, andererseits fehlen seine natürlichen Feinde. Seit 2022 dürfen deshalb landesweit 19 Tiere jährlich geschossen werden. Ob der Otter tatsächlich verantwortlich ist für die Fischarmut in unseren Gewässern, dazu läuft derzeit eine Studie. Erste Auswertungen soll es in zwei Jahren geben.