Notarzthubschrauber Klinikum Schwarzach
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Chronik

Skiunfälle: Viele schwere Verletzungen

Die Zahl der Skiunfälle ist wieder auf dem Vor-Pandemie-Niveau. Wegen der schlechten Schneelage müssen viele Wintersportler in Salzburgs Spitälern mit ungewöhnlich schweren Verletzungen behandelt werden. Der Schwarzacher (Pongau) Unfallchirurg nimmt dabei auch die Seilbahner in die Pflicht.

Sonntagnachmittag verzeichnete das Klinikum Schwarzach die 75. Notarzthubschrauberlandung auf dem Dach des Krankenhauses im erst wenige Tage alten Jahr 2023. Pro Tag wurden hier in den Weihnachtsferien bis zu 140 frisch Verletzte eingeliefert – rund 80 Prozent von ihnen waren Skifahrer oder Snowboarder.

„Ich war nicht lange am Snowboard. Nach ein, zwei Stunden bin ich nach hinten gefallen, habe mich mit der Hand falsch abgestützt und mir dabei den Arm gebrochen“, schilderte ein Urlauber aus Niederösterreich. Sein Skivergnügen endete damit bereits einen Tag nach seiner Anreise.

„Auffallend viele Oberschenkel- und Hüftverletzungen“

Mit dem gebrochenen Arm kam der Niederösterreicher aber noch vergleichsweise glimpflich davon. Der Anteil an sehr schweren Verletzungen nach Skiunfällen ist für die Ärzte heuer auffallend hoch.

„Ganz besonders sticht hervor, dass wir Verletzungen im Bereich des Oberschenkels und der Hüfte hatten, das war heuer bislang der absolute Schwerpunkt. Dazu kommen sehr schwere Brustkorbverletzungen und schwere Schienbeinkopfverletzungen“, sagte der Primar der Unfallchirurgie am Klinikum Schwarzach, Manfred Mittermair. Die Häufung ist für den Unfallchirurgen sehr ungewöhnlich. Er geht davon aus, dass die schweren Verletzungsmuster mit den aktuelle Pistenverhältnisse zusammenhängen.

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140 Verletzte wurden in den Weihnachtsferien pro Tag in Schwarzach eingeliefert, im Tauernklinikum Zell am See/Mittersill waren es 150

Schmale Pisten und großer Andrang: Mehr Kollisionen

Durch das warme Wetter gibt es in den Skigebieten vergleichsweise schmale Kunstschneepisten ohne Auslaufzonen am Rand. Die Zahl der Skifahrer war in den Ferien aber wieder so hoch wie vor der Pandemie. Diese Kombination sei für viele der schweren Verletzungen verantwortlich, beobachtet man auch im Tauernklinikum Zell am See-Mittersill (beide Pinzgau). In den Weihnachtsferien wurden an den beiden Standorten täglich 150 frisch verletzte Personen behandelt – auch hier war der überwiegende Großteil Skifahrer.

„Man merkt, dass es in solchen Wintern deutlich mehr Kollisionen gibt, weil sich die Masse der Skitouristen auf viel weniger Skiraum bewegt“, sagt der Oberarzt der Traumatologie am Tauernklinikum Zell am See Jörg Grießmayer.

Unfallchirurg nimmt auch Seilbahner in die Pflicht

Nicht nur Erwachsene, auch zahlreiche Kinder mussten während der Weihnachtsferien im Spital im Pinzgau nach Skiunfällen behandelt werden.

Angesichts der vielen Vorfälle auf den Pisten stellt sich für Unfallmediziner vor allem eine Frage: „Wenn es so viele Schwerverletzte und auch Tote auf den Skipisten gibt, warum wird dann nicht mehr in Richtung Prävention getan? Wenn ich auf der Straße nur etwas zu schnell fahre, bekomme ich eine ordentliche Strafe. Die Leute kennen zwar die FIS-Regeln (Pistenregeln), sie wissen aber nicht damit umzugehen, und vor allem werden sie nicht kontrolliert“, kritisierte Primar Manfred Mittermair vom Klinikum Schwarzach. Nächste Gelegenheit dazu wäre mit dem nächsten großen Urlauberansturm ab Anfang Februar.

Ski-Unfälle: Spitäler melden auffallend viele schwere Verletzungen