Tauwetter gefährdet Winterschlaf schwacher Igel
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Tauwetter gefährdet Winterruhe schwacher Igel

Mit den für die Jahreszeit ungewohnt hohen Temperaturen kommen Pflanzen und Tiere in einen Frühlingsmodus, der gefährlich enden kann. Bei den Igeln ist aktuell Winterruhe angesagt, die jetzt aber gestört wird. Die Folge: viele Igel werden aktiv und laufen Gefahr, den Winter dann nicht überleben zu können.

Pro Tag werden bei der Igelhilfe Österreich im benachbarten Mondsee (OÖ) derzeit bis zu sechs Igel aufgenommen. Sie waren herumgeirrt und nicht mehr in Winterruhe, wie es der Jahreszeit entsprechend sein sollte: „Um diese Jahreszeit müsste man sagen, jeder Igel, der herumläuft, muss eingefangen werden. Man müsste anschließend überprüfen, warum er nicht Winterschlaf hält. Ein Igel, der im Oktober das nötige Gewicht gehabt hat, wird wegen der Wärme und Sonnenstrahlen aktuell nicht wach, der schläft“, schildert Gabriele Reisinger von der Igelhilfe Österreich.

Verregneter Mai: „Igel werfen seit drei Jahren zu spät“

Laut der Igelexpertin komme der Großteil der Igel mittlerweile zu spät auf die Welt und wenn sie nicht gefunden werden, sterben sie. In der Auffangstation in Mondsee werden aktuell rund 300 Igel betreut. Die zu kleinen Igel werden noch im Haus versorgt, gefüttert und gewogen, entwurmt und für eine Winterruhe vorbereitet. „Im Mai 2020 war die Witterung so, dass der ganze Mai und Juni kalt und verregnet waren. Deshalb war der Igel nicht zur Paarung aufgelegt und hat demnach später geworfen. Jene Igel, die später werfen, sind im nächsten Jahr nicht geschlechtsreif und werfen daher wieder später und das haben wir jetzt zum dritten Mal“, sagt Reisinger.

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Auffangstation Igel
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Bis zu sechs Igel werden täglich bei der Igelhilfe in Mondsee aufgenommen
Auffangstation Igel
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Die zu schwachen Igel werden versorgt, gefüttert und gewogen, entwurmt und für eine Winterruhe vorbereitet
Auffangstation Igel
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Laut Igelexperten komme der Großteil der Igel mittlerweile zu spät auf die Welt
Auffangstation Igel
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In der Igelstation werden die Wildtiere aufgepäppelt
Auffangstation Igel
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In der Igelstation werden die Wildtiere aufgepäppelt und auf den Winterschlaf vorbereitet
Auffangstation Igel
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In Schuhartons halten die stacheligen Vierbeiner dann Winterruhe
Auffangstation Igel
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Tierarzt: Ruhezeiten entscheidend für Fortpflanzung

Mit rund 800 Gramm Körpergewicht ist ein Teil der kürzlich abgegebenen Igel über den Berg und mittlerweile wieder in der kontrollierten Winterruhe. Ihr Bett haben sie in den Kästen in der Garage. Halten die Igel keinen Winterschlaf, wird laut Tierärzten ihr gesamter Rhythmus durcheinander gebracht: Es ist nicht gut, wenn ein Igel über den Winter im Warmen durchgefüttert wird, denn sie brauchen ihre Ruhephasen, um ihr normales Leben zu führen und auch um sich dann fortzupflanzen", schildert Tierarzt Gernot Eibl.

Auch Katzenfutter und Wasser zum Aufpäppeln geeignet

Wer einen herumlaufenden Igel findet, kann ihn fangen und zur nächsten Igelhilfe bringen. Oft wird auch fälschlicherweise der Zoo in Salzburg-Hellbrunn kontaktiert, hier aber werden keine Igel aufgenommen. „Igel sind Wildtiere und gesondert geschützt – nur wenn die Tiere deutlich zu dünn aussehen, offensichtlich humpeln oder eine belegte Atmung haben, dann darf man eingreifen“, sagt die Kuratorin des Zoos Lisa Sernow. Will es nicht gelingen, den stacheligen Vierbeiner einzufangen, kann ein Igel auch im Garten mit Katzenfutter und Wasser gefüttert werden.