Erbhof Tromörthof in Lessach
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Chronik

Umstrittener Erbhofverkauf an Mateschitz KG

Nach dem Tod eines Bauern soll in Lessach (Lungau) ein mehrere hundert Jahre alter Bauernhof mit Wiesen, einem Wald und einem dazugehörigen Bioschlachthof an die Dietrich Mateschitz KG verkauft werden. Entschieden hat das ein Anwalt in seiner Funktion als Verlassenschaftskurator.

Der Fall in Lessach zeigt auf, wie schwierig die Bedingungen für Landwirte und -wirtinnen sein können. Der Tromörthof in Lessach geriet nach dem Tod des Bauern in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die Bäuerin ist im Grundbuch nicht eingetragen, und die beiden gemeinsamen Kinder sind noch minderjährig.

Verlassenschaft: Anwalt verkaufte Besitz an Mateschitz KG

Das Gericht bestellte deshalb einen Rechtsanwalt, um die Verlassenschaft abzuwickeln. Um die Schulden zu tilgen, unterschrieb der Anwalt einen Kaufvertrag, um den gesamten Besitz an die Dietrich Mateschitz KG, die zum Red-Bull-Imperium gehört, zu verkaufen.

Der Stiefsohn des verstorbenen Bauern, der am Gelände einen Bioschlachthof errichtete, will den Verkauf aber so nicht akzeptieren: „Die Probleme haben mit seinem Ableben begonnen, uns hat der fachlich ausgebildete Landwirt gefehlt, und seine unzähligen Arbeitsstunden haben gefehlt, die er für alle Teilbetriebe geleistet hat. Für uns ist es ganz schwierig, dass durch das Ableben mit dem Gericht eine Verwaltung eingesetzt wurde“, sagt Biometzger Hannes Hönegger.

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Erbhof seit 1571
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Der mehrere hundert Jahre alter Bauernhof soll mit Wiesen, einem Wald und einem dazugehörigen Bioschlachthof an die Mateschitz KG verkauft werden
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Hannes Hönegger versteht nicht, warum das Gericht nicht wartet, bis die beiden Erben volljährig und entscheidungsfähig sind
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Rechtsanwalt: „Schulden tilgen, Bestand erhalten“

Der Rechtsanwalt, der die Verlassenschaft abwickelt, sagt, es sei seine Aufgabe, Schulden zu tilgen und den Bestand zu erhalten. Die Schulden liegen bei rund einer Million Euro, das Anwesen ist rund viereinhalb Millionen Euro wert.

Keine Stellungnahme von Dietrich Mateschitz KG

Von der Dietrich Mateschitz KG gibt es auf ORF-Anfrage keine Stellungnahme. Der Stiefsohn des verstorbenen Bauern kritisiert, dass nicht auf die Volljährigkeit der beiden Erben gewartet werde. Die beiden Kinder seien in zwei Jahren volljährig und könnten dann über ihr Erbe und die damit verbundenen Verpflichtungen entscheiden.

Stiefsohn: Auf Entscheidung der Erben warten

„Ich verstehe überhaupt nicht, dass hier vom Schreibtisch aus derartige Entscheidungen getroffen werden. Auch im Hinblick auf die Erben, das sind minderjährige Kinder, verstehe ich als Laie nicht, warum man hier nicht ein, zwei Jahre warten kann, bis die Kinder volljährig sind und eigenständig entscheiden können, was für sie gut ist“, sagt Hönegger.

„Schulden deutlich niedriger als Wert des Hauses“

Die Familie habe zudem einen Sachverständigen beauftragt, ein gerichtlich beeidetes Gutachten zu erstellen – dieses würde belegen, dass ein Verkauf aus wirtschaftlichen Gründen nicht notwendig ist. „Die Schulden entsprechen nicht einmal ansatzweise dem Wert des Hofes“, sagt Hönegger.

Agrarlandesrat Schwaiger will Fall prüfen lassen

Die SPÖ stellte im Salzburger Landtag eine Anfrage zum umstrittenen Verkauf der 100 Hektar Grund. Raumordnungslandesrat Josef Schwaiger (ÖVP) will den Fall durch Sachverständige prüfen lassen. Vom Gericht und auch von der Grundverkehrskommission muss der Verkauf genehmigt werden – diese Entscheidungen liegen noch nicht vor.

Umstrittener Erbhofverkauf an Mateschitz KG