Auftakt Mordprozess, 62-jähriger Angeklagter soll 81-Jährige in Wohnung in Salzburg-Maxglan getötet haben
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Gericht

Mordprozess: Angeklagter bestreitet Tat

Am Landesgericht Salzburg muss sich seit Montag ein 62-jähriger Pensionist wegen Mordes vor einem Geschworenengericht verantworten. Er soll im Sommer 2020 eine 81-jährige Nachbarin in einem Wohnblock in Salzburg-Maxglan mit 28 Messerstichen getötet haben. Auch vor Gericht beteuert der Angeklagte weiter seine Unschuld.

Die Ermittlungen in dem Mordfall vom September 2020 liefen lange ins Leere, denn das Opfer führte offenbar ein zurückgezogenes Leben. Kaum einer kannte die Frau näher, niemand in dem Mehrparteienhaus mit fast 100 Wohnungen hörte oder beobachtete etwas Verdächtiges.

Kriminalpsychologe brachte Ermittler auf richtige Spur

Die Leiche wurde in der Wohnung in eine acht Meter lange Stoffbahn eingewickelt. Die Kriminalisten veröffentlichten sogar Bilder der Stoffbahn, in die die 81-Jährige eingewickelt wurde. Konkrete Hinweise ergaben sich daraus aber nicht. Erst der österreichweit bekannte Kriminalpsychologe Thomas Müller brachte die Ermittler auf eine Spur: Der Täter müsse aus der näheren Umgebung stammen – er sei mehrmals in der Wohnung gewesen, um dort sauberzumachen, betonte der Psychologe.

Die Staatsanwaltschaft beantragte daraufhin bei Gericht eine DNA-Reihenuntersuchung: Von allen 37 alleinstehenden Männern aus dem Wohnblock wurde ein Abstrich genommen. Auch der jetzt Angeklagte gab bereitwillig Speichel ab.

Wohnblock in Salzburg Maxglan von außen
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Die 81-Jährige lebte zurückgezogen in dem Wohnblock in Salzburg-Maxglan

14 DNA-Treffer am Tatort

Bei insgesamt 14 DNA-Abrieben vom Tatort gab es eine Übereinstimmung mit dem Mundhöhlenabstrich des Mannes. Ihm zugeordnet werden konnten etwa Spuren unter den Fingernägeln der Toten, am Innenknauf der Eingangstüre, an der Spüle in der Küche und an der langen Stoffbahn. Beim Prozessauftakt am Montag bekannte sich der Angeklagte als nicht schuldig. Der 62-Jährige ist unbescholten und bestreitet jeden Zusammenhang mit der Tat. Der Verdächtige hatte von 2006 bis 2021 schräg unterhalb des Opfers im Wohnblock gewohnt und war dann nach Niederösterreich übersiedelt. Dort wurde er mehr als ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod der Frau festgenommen.

„Jemand anderer muss meine DNA eingeschleust haben“

Er sei nie in der Wohnung der Frau gewesen und habe auch keinen Kontakt zum Opfer gehabt. Er habe ihr nur vor zehn Jahren einmal die Haustüre aufgehalten. „Ich bin unschuldig. Ich habe mit dem Mord nichts zu tun“, erklärte er. Er habe in seinem Leben noch nie jemanden verletzt, geschweige denn getötet.

„Jemand anderer muss meine DNA eingeschleust haben“, sagte der 62-Jährige. Er habe einige Tage vor der Tat Gegenstände zur Entsorgung bei den Postfächern im Erdgeschoss abgestellt, damit sich andere Bewohner daran bedienen können. Darunter waren Werkzeuge, Handschuhe und auch jene lange Stoffbahn, in die die Leiche eingewickelt war.

Staatsanwaltschaft: „Tat war Overkill“

Staatsanwältin Elena Haslinger bezeichnete die Tat als „Overkill – ein Übertöten“ – 25 Stiche hätten die Vorderseite des Oberkörpers der 81-Jährigen getroffen, drei die Rückseite. Dabei sei der Täter auf ihrem Brustkorb gekniet. Die Stiche trafen Herzkammer, Herzbeutel, die Herzschlagadern und eine Reihe von Organen. Ein Motiv für den Mord fehlt zudem bislang, genauso wie die Tatwaffe. Laut Obduktion handelt es sich um ein Messer.

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Auftakt Mordprozess, 62-jähriger Angeklagter soll 81-Jährige in Wohnung in Salzburg-Maxglan getötet haben
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Wohnung wurde penibel geputzt

„Es gibt keine Anhaltspunkte, dass die Frau und der Angeklagte befreundet gewesen wären oder sich öfter getroffen hätten“, sagte die Staatsanwältin. „Fest aber steht, er war in der Wohnung. Was er dort wollte und was dort passiert ist, kann uns nur er sagen“. Der Mann habe die Wohnung penibel geputzt. „Es muss stundenlang gedauert haben, alle Blutspuren zu beseitigen“, sagte Haslinger. Das Opfer habe über drei Liter Blut verloren, in der Wohnung fanden sich aber keine großen Blutflecken. Erst eine spezielle Untersuchung führte die Spuren zu Tage.

Kein Motiv bekannt, keine Mordwaffe

Einen Raubmord schlossen die Ermittler weitgehend aus: In der Wohnung fand sich Schmuck, Bargeld und ein Sparbuch – lediglich die Geldbörse mit Bankomatkarte und die Wohnungsschlüssel fehlten. Der Prozess dürfte mehrere Tage dauern.

Wohnungstür von Mordopfer in Wohnblock in Salzburg Maxglan
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Das Opfer lebte zurückgezogen