Aufgestapeltes Holz
APA/HELMUT FOHRINGER
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Wirtschaft

Holz, Biomasse: Streit um EU-Energiepolitik

Wenn es nach dem Umweltausschuss im EU-Parlament geht, dann soll Biomasse künftig nicht mehr als erneuerbare Form von Energie anerkannt werden. Während Teile der Industrie diesen Vorstoß begrüßen, stößt er bei den heimischen Holzbauern auf heftige Kritik.

In Salzburg liefern mehr als 150 Biomassekraftwerke in 90 Gemeinden die Wärme für rund die Hälfte aller Haushalte und Arbeitsplätze. Das EU-Parlament fordert neuerdings „klare Kriterien“, ab wann die Verbrennung von Holz tatsächlich als erneuerbare Energie gilt.

Gas, Atomstrom „grün“: „Völlig absurd“

Forstdirektor Franz Lanschützer von der Landwirtschaftskammer Salzburg sieht viele Widersprüche in der EU-Politik: „Man will die Nutzung von Holz aus dem Wald einschränken und die Installation von Heizungen nicht mehr fördern. Das ist für uns natürlich ein völlig widersinniger Weg. Wie kann es sein, dass die EU das Gas und den Atomstrom als grün und nachhaltig dargestellt werden und das Heizen mit Holz nicht. Das ist ein völlig absurder Weg.“

Hermann Weiß ist Waldarbeiter beim Salzburger Waldverband: „Das soll wohl eine gute Kur für den Wald werden, aber am Ende ist der Patient dann tot.“

Nach schon bestehenden Plänen der EU-Kommission sollen zehn Prozent der Waldflächen künftig komplett außer Nutzung gestellt werden. Auch das sorgt für viel Widerspruch im heimischen Bergland.

Vehemente Ablehnung durch Standesvertretung

In Österreich würden nämlich alle Waldflächen auch als Schutzwälder oder Wälder in Nationalparkgebieten bewirtschaftet. Daher lehne man diesen Eingriff der EU strikt ab, sagt Rupert Quehenberger, Präsident der Salzburger Landwirtschaftskammer: „Eine Regelung für die ganze EU geht ohnehin nicht, weil die Waldbewirtschaftung in den meisten Regionen sehr unterschiedlich ist. Wir fordern, dass eine nationalstaatliche Regelung weiterhin zulässig sein muss.“

Während ÖVP und FPÖ im Salzburger Landtag die EU-Pläne durchaus kritisch sehen, gibt es für die Salzburger Grünen keinen Grund zur Sorge. Heimische Biomasse würde nicht unter die EU-Regelung fallen. Und die Bewirtschaftung der Salzburger Wälder sei nicht gefährdet, heißt es bei den Grünen. Die EU wolle nun das einführen, was in Österreich schon längst gemacht werde.

Industrie gegen Verfeuerung allen Holzes

Auch in der Salzburger Industrie gibt es Rufe nach mehr Regulierung der Holznutzung. Bei der Austrocel in Hallein wird Zellstoff aus Holz produziert. Aus einem Abfallprodukt entsteht Bio-Ethanol. Und darüber hinaus erzeugt der Betrieb den Strom für 28.000 Haushalte und die Wärme für 13.000 Haushalte in der Region.

Besser könne man Holz kaum verwerten, doch dieses werde immer knapper. Grund sei der Boom von Biomasse und Pellets-Heizungen, sagt Geschäftsführer Wolfram Kalt von Austrocel: „Wir beobachten, dass sämtliche Hölzer aus dem Wald der direkten Verbrennung zugeführt werden. Das ist schade und schlägt sich auf die Preise massiv nieder. Wir sehe exorbitante Preissteigerungen. Und der Druck auf die Industrie wächst.“

Landwirte für nationalstaatliche Regelungen

Entsprechend wünscht sich die Industrie neue Regulierungen, damit Wertholz nicht einfach verheizt wird. Diese Forderung könnten auch Landwirte etwas abgewinnen, wie ihr Präsident Quehenberger erzählt: „Es gibt Länder, wo man sehr kritisch hinsehen muss. Aber man muss das regional beurteilen, und deshalb sind einzelstaatliche Lösungen so wichtig.“

Aktuell liegt ein Entwurf für die Regulierung der Waldbewirtschaftung im EU-Parlament. Für eine entsprechende Richtlinie wären dann wieder die Regierungen der Mitgliedsstaaten am Zug.