Pflege
ORF.at/Birgit Hajek
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Soziales

Seniorenheime: Mehr Missstände befürchtet

Nach dem Pflegeskandal im Senecura-Heim in Salzburg-Lehen bezweifeln Fachleute, dass dies der letzte seiner Art bleibt. Laut Bewohnervertretung passieren Missstände auch in vielen anderen Heimen auch, wenngleich nicht in diesem Ausmaß. Und oft würden sie nicht bekannt.

Ähnlich sieht dies auch die Volksanwaltschaft. Neben Salzburg-Lehen waren zuletzt auch private Senecura-Heime in Radstadt (Pongau), Niederösterreich, Vorarlberg und Tirol in Verruf geraten. „Bewohner wund gelegen und unterernährt“, „Dieses Heim gehört geschlossen“, „Was passiert, ist eine Schande“ – derartige Schlagzeilen tauchen im Zusammenhang mit Missständen in Senecura Pflegeheimen seit Jahren immer wieder auf, und zwar österreichweit.

Derartige Vorfälle seien aber nicht auf privat geführte Heime beschränkt, sagt Bernhard Achitz von der Volksanwaltschaft, die den jüngsten Vorfall in Salzburg-Lehen publik gemacht hatte. „Natürlich wird ein privater Betreiber anders kalkulieren als eine Gemeinde, die ein Heim betreibt. Man kann aber trotzdem nicht sagen, dass schwere Missstände nur in privat geführten Heimen vorkommen. Eine Häufung könnte in privat betriebenen Heimen schon möglich sein, aber wir haben da keine genauen Auswertungen.“

„Gewalt gehört zu den großen Risiken in der Pflege“

Ganz ähnlich wie Achitz sieht das auch Erich Wahl von der Bewohnervertretung. „Bei Senecura kommt das Problem hinzu, dass das ein Riesenkonzern ist, der Seniorenheime von Portugal bis Polen betreibt. Die tun das sicher nicht aus karitativen Gründen, sondern es handelt sich um ein börsennotiertes Unternehmen. Wenn man aber die Dynamik von Großunternehmen sieht, so kann das grundsätzlich in jeder Einrichtung passieren. Denn in der institutionellen Pflege gehört Gewalt einfach zu den großen Risiken“, betont Wahl.

Die Dunkelziffer von Heimen mit Missständen sei jedenfalls hoch. Viele Fälle würden nur einfach nicht gemeldet oder die Bewohner nicht ernst genommen, beklagt Wahl.